Zweite Booster-ImpfungSieben Fragen und Antworten zur vierten Dosis

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Das Ende der Pandemie wünschen sich viele herbei. Experten diskutieren verschiedene Szenarien.

  • Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich für eine vierte Corona-Impfung für bestimmte Gruppen aus.
  • Dabei hat gerade erst etwas mehr als die Hälfte der Deutschen ihre dritte Impfung erhalten, den Booster.
  • Wann starten die Viertimpfungen – und wem wird der zweite Booster empfohlen?

Noch haben erst 53,6 Prozent der Deutschen ihren ersten Booster erhalten (Stand 3.2.2022), da bringt die Ständige Impfkommission (Stiko) bereits eine vierte Impfung ins Spiel. Das Gremium hat sich am Donnerstag für eine zweite Corona-Auffrischimpfung ausgesprochen - für gesundheitlich besonders gefährdete und exponierte Gruppen. Aber ab wann ist damit zu rechnen? Welche Impfstoffe sollen dafür verwendet werden? Und worauf basiert die Empfehlung? Ein Überblick.

Worauf basiert die Stiko-Empfehlung?

Die Stiko stützt ihre Argumentation auf aktuelle Daten aus Israel. Danach bestehe nach der vierten Impfung ein Schutz vor Infektion, der doppelt so gut sei wie nach der dritten Impfung. Der Schutz vor einer schweren Erkrankung sei in der Gruppe der zunächst geimpften über 60-Jährigen sogar drei- bis fünfmal so hoch.

In Israel hatte ein Expertenrat, der für das Gesundheitsministerium arbeitet, Ende Januar eine vierte Impfung gegen das Coronavirus für alle Personen mit Risikofaktoren für schwere Erkrankungen bei einer Corona-Infektion sowie deren Betreuer ab 18 Jahren empfohlen. Außerdem berechtigt sind Erwachsene, die bei ihrer Arbeit einer besonderen Gefährdung für eine Infektion ausgesetzt sind. Voraussetzung für die vierte Impfung ist, dass die dritte Impfung mindestens vier Monate zurückliegt.

Laut Stiko schwindet bei Menschen ab 70 Jahren und Menschen mit Immunschwäche, die am gefährdetsten für einen schweren Verlauf seien, der Infektionsschutz nach der ersten Auffrischimpfung gegen die Omikron-Variante schon binnen weniger Monate. Allerdings hieß es einschränkend, „dass die Datenlage zur Effektivität und zur Sicherheit einer zweiten Auffrischimpfung noch limitiert ist“.

Wann soll die vierte Booster-Impfung kommen?

Dazu hat sich Stiko-Chef Thomas Mertens nicht konkret geäußert. Der Münchner Corona-Experte Clemens Wendtner rät allerdings zu einer zügigen Vorbereitung auf die vierte Corona-Impfung. „Für mich wäre eine Viertimpfung vier bis sechs Monate nach der dritten Impfung eine adäquate Maßnahme“, sagte der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing.

Welche Gruppen sollten in Deutschland zunächst geimpft werden?

Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen sollen zunächst eine zweite Auffrischdosis erhalten, wie aus einer Pressemitteilung der Stiko hervorgeht. Bei gesundheitlich gefährdeten Menschen solle diese frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung erfolgen, Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen solle den zweiten Booster frühestens nach sechs Monaten erhalten.

Sollte mit dem Boostern auf spezielle, auf die Omikron-Variante abgestimmte Impfstoffe gewartet werden?

Nein, auch wenn auf Omikron angepasste Impfstoffe von den Herstellern angekündigt wurden. „Mit Blick auf die Impfstoffe, die an die Omikron-Variante angepasst wurden, muss die Kommission zunächst auf die Daten aus den klinischen Studien von Moderna und Biontech/Pfizer warten“, sagte Stiko-Chef Mertens. Eine zweite Auffrischimpfung soll es bis dahin mit einem der bereits bestehenden mRNA-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna geben – nach abgeschlossener Grundimmunisierung und der ersten Auffrischimpfung.

Was ist, wenn ich mich nach der ersten Booster-Impfung infiziert habe – und wie sieht es mit Johnson & Johnson aus?

Für Menschen, die nach der ersten Auffrischimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben, werde kein weiterer Booster empfohlen, so die Ständige Impfkommission. Sie verfügten im Anschluss an die Booster-Impfung über einen sehr hohen Immunschutz.

Was Johnson & Johnson anbelangt, so gilt weiter die Stiko-Empfehlung von Mitte Januar. Alle ab 18 Jahren, die ihre erste Impfstoffdosis des Mittels von Johnson & Johnson erhalten haben, sollten ihre Grundimmunisierung mit einer zweiten Impfstoffdosis ab vier Wochen nach der ersten Gabe erhöhen. Empfohlen wird die Kreuzimpfung mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech oder Moderna. Die Stiko spricht dabei von einer „Optimierung der Grundimmunisierung“.

Von einer Auffrischimpfung spricht die Stiko hingegen erst, wenn noch einmal eine weitere Dosis mit den Mitteln von Biontech oder Moderna verabreicht wird. Der Abstand zur vorherigen Impfung soll mindestens drei Monate betragen. Insgesamt wird man also dreimal geimpft – einmal mit Johnson & Johnson, zweimal mit einem mRNA-Impfstoff.

Wie sieht es mit Nebenwirkungen bei einer vierten Impfstoffgabe aus?

Die Stiko geht beim zweiten Booster von einer ähnlichen Verträglichkeit aus wie bei der ersten Auffrischungsimpfung.

Hat es überhaupt Sinn, sich boostern zu lassen, wenn man sich trotzdem noch infizieren kann?

Unbedingt. Das Risiko für eine Ansteckung geht zwar nicht gegen Null, sinkt aber mit einer weiteren Impfung. Außerdem belegen zahlreiche Studien, dass bereits beim ersten Booster die Risiken für einen schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf stark minimiert werden. „Es konnte gezeigt werden, dass der Schutz vor Infektion und auch schwerem Covid-19-Verlauf bei Erwachsenen durch eine Auffrischimpfung wieder deutlich verbessert werden kann“, betont auch die Ständige Impfkommission (Stiko) in ihrer aktualisierten Impfempfehlung.

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Außerdem sollte man es keinesfalls darauf ankommen lassen, sich vorsätzlich zu infizieren. „Es ist sicherlich nicht sinnvoll zu sagen, jetzt bin ich frisch geboostert, dann kann ich mich infizieren“, sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek im NDR Info-Podcast „Coronavirus Update“. Da würde sie entschieden abraten – insbesondere weil das Gesundheitssystem stark belastet sei, in den Krankenhäusern wie in den hausärztlichen Praxen. „Man steckt sich ja auch nicht absichtlich mit Hepatitis C an, nur weil man es gut behandeln kann“, erklärte die Wissenschaftlerin. Das sei nicht der richtige Weg. (rnd)

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