Sollten Sommerferien verkürzt werden?Ferien sind die rettende Belohnungsinsel in der Ferne

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Ein Schulranzen steht auf dem Boden, es hat sich schon ein Spinnennetz gebildet.

Den Schulranzen für sechs Wochen in die Ecke stellen? Herrlich, findet unsere Autorin Lynn Koerle.

Die Pause sollte keinesfalls verkürzt werden, findet unsere Autorin Lynn Koerle und plädiert für den Erhalt der langen Zeit des Sommerglücks.

Bald beginnen die Sommerferien. Sechs Wochen faulenzen sind für die meisten Schülerinnen und Schüler die schönste Zeit im Jahr. Oder zu lang, weil die Betreuungsfrage ungeklärt ist und die freie Zeit zu Bildungsungerechtigkeiten führt, wie unsere Autorin Isabell Wohlfarth argumentiert? Unsere Autorin Lynn Koerle findet nicht und plädiert für den Erhalt der langen Zeit des Sommerglücks.

Sommerferien sind eine unvergessliche Zeit für jedes Kind. Einmal entspannen, faulenzen und sich so ganz auf sich selbst konzentrieren. Keine Lehrer, die einem sagen was man zu tun hat und auch Noten verschwinden einfach mal komplett aus dem Kopf.

Das Highlight jedes Schuljahres: Sommerferien. Freiheit, Spaß und Zwangslosigkeit. So wie Anita Hegerland und Roy Black schon gesungen haben: „Das Schönste am ganzen Jahr, das sind die Ferien“. Das sehen viele Schüler genauso. Mit Freunden rausgehen oder ein Buch lesen, Ferien sind Balsam für jede Seele. Jeder freut sich, mal völlig abschalten und die Sonne und Natur genießen zu können.

Ferien können ganz unterschiedlich gestaltet werden. Eine Safari in Namibia, Fahrradtouren in der Eifel oder ein Picknick im heimischen Park. Es ist ganz klar: nicht jeder kann sich das Luxushotel in Barcelona leisten. Was aber jeder braucht: Eine Pause. Vom ständigen Druck, vom Lärm in der Großstadt, vom manchmal bedrückenden Gefühl, Leistung erbringen zu müssen.

Als ich klein war, war ich ein Wirbelwind. Ich brauchte immer Bewegung, jemandem zum Reden oder interessante Impulse von außen. Ich kann mir gut vorstellen, was meine armen Eltern jedes Jahr aufs Neue sechs Wochen lang durchmachen mussten. Betreuungsangebote decken schließlich meistens nur zwei oder drei Wochen der Ferien ab. Aber selbst dann, wenn Ferien anstrengend sind für Eltern, sind sie wichtig, um als Familie etwas mehr Zeit gemeinsam verbringen zu können.

Wenn Eltern keine Zeit haben, gibt es kostenfreie Sommeraktivitäten der Städte

Und wenn Eltern arbeiten müssen? Gibt es immer noch kostenfreie Sommeraktivitäten der Städte und Gemeinden, welche nicht nur Spaß machen, sondern auch Platz für Kreativität und Neugierde lassen. Denn Ferien dienen nicht nur der Entspannung. Ferien fördern auch die Eigenständigkeit. Wenn Kinder dazu gedrängt werden, sich selbst zu beschäftigen, entdecken sie oft neue Hobbies. Sich seinen eigenen Interessen zu widmen, kann außerdem die Leistungsfähigkeit stärken. Und das kommt den Kindern dann auch in der Schule oder später im Beruf zugute.

Schülerinnen und Schüler ackern ein Jahr lang fünf Tage die Woche in der Schule, versuchen alles aus sich herauszuholen und arbeiten oft auf Hochtouren. Jedes Wochenende ist da nur eine kurzzeitige Erlösung. Die Sommerferien fühlen sich dagegen wie ein wahrer Segen an, wie ein Sechser im Lotto. Für eine begrenzte Zeit, die einem dennoch wie eine Ewigkeit vorkommt, kann man dem Trubel des Alltags entweichen. Die ersten beiden Wochen entspannt man sich so richtig. Man lässt es sich gut gehen, isst viel Eis und schläft lang aus. Die nächsten zwei Wochen sind voller Energie und lassen Freiraum für Aktivitäten und Spaß. Daraufhin neigt sich der Sommer schon dem Ende zu und die letzten Wochen dienen dazu, sich auf das neue Schuljahr vorzubereiten, in welches man dann mit vollem Tank und neuem Elan starten kann.

Ferien sind die rettende Belohnungsinsel in der Ferne. Eine Verschnaufpause, die nicht verkürzt werden sollte. Nur in langen Ferien gelingt nämlich, was im Rest des Jahres häufig zu kurz kommt: Sich Dingen zu widmen, die man abseits jedes Lehrplans und jeder Vorgabe der Schule, wirklich gut findet. Diese Freiheit sollten wir uns erhalten.

Lynn Koerle, 16 Jahre alt, besucht das Ursulinengymnasium in Köln. Sie macht derzeit ein Schülerpraktikum in der Redaktion Story/NRW. In den Ferien freut sie sich am meisten auf Ausflüge mit ihrer Familie und lange Tage mit Freunden.

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