Bochum siegt bei Union, Mainz mit RemisFC bekommt noch mindestens ein weiteres Endspiel

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Union Berlins Benedict Hollerbach (r.) trifft zum 3:4 gegen den VfL Bochum.

Unions Benedict Hollerbach (r.) konnte gegen Bochum noch auf 3:4 verkürzen, doch zu mehr reichte es für die Berliner nicht. Sie müssen nun in Köln antreten.

Der Abstieg des 1. FC Köln ist noch nicht besiegelt, da Bochum mit 4:3 bei Union gewann und Mainz nicht über ein 1: 1 in Heidenheim hinaus kam.

Bei aller Tristesse nach dem 0:0 am Abend zuvor gegen den SC Freiburg folgten am Sonntag noch halbwegs erfreuliche Nachrichten für den 1. FC Köln: Durch den 4:3-Erfolg des VfL Bochum im Keller-Duell bei Union Berlin steht fest, dass der Abstieg des Traditionsklubs noch nicht besiegelt ist. So mancher Kölner hatte in seinem Argwohn vielleicht insgeheim mit einer Art Nichtangriffspakt und einer Nullnummer an der Alten Försterei gerechnet, doch die Partie der Konkurrenten geriet zum Spektakel. Was zur Folge hatte, dass der Gang ins Unterhaus für den FC nach dem 32. Spieltag der Bundesliga nicht vollzogen ist. Bochum ist jetzt für den FC zwar außer Reichweite, doch dafür bekommt er noch mindestens ein weiteres Endspiel.

Am späten Sonntagabend kam zudem Mainz 05 (jetzt 29 Punkte) nicht über ein 1:1 beim starken Aufsteiger 1. FC Heidenheim hinaus. Der FSV gab wie gegen Köln (1:1) erneut eine Führung aus der Hand. Nach dem Treffer von Jonathan Burkardt (37.) gelang Torjäger Tim Kleindienst (65.) der verdiente Ausgleich für Heidenheim. Theoretisch ist für den 1. FC Köln (24 Punkte) jetzt sogar noch die direkte Rettung möglich. Doch dafür müsste schon wirklich alles aus Kölner Sicht aufgehen. Mainz, das im Vergleich zum FC das um 13 Treffer bessere Torverhältnis hat, und Union dürfen keinen einzigen Punkt mehr holen. 

1. FC Köln: Schultz-Team muss Union bezwingen und auf Schützenhilfe hoffen

Doch ein bisschen Hoffnung ist für den FC noch da. Und das liegt auch an der Spielplangestaltung, denn am kommenden Samstag (15.30 Uhr) empfängt das Team von Trainer Timo Schultz daheim die „Eisernen“ aus Köpenick (30 Zähler). Ein Sieg ist alternativlos. Und am besten einer mit mehr als einem Treffer Unterschied, denn Union weist ein um fünf Treffer besseres Torverhältnis auf.

Für die Kölner heißt es selbst machen, hoffen und beten: Während der FC am letzten Spieltag in Heidenheim antritt, empfangen die Berliner den SC Freiburg an der Alten Försterei. Mainz tritt noch im eigenen Stadion gegen Borussia Dortmund an und muss am letzten Spieltag nach Wolfsburg reisen. Fest steht: Die Kölner müssen zwei Siege holen. Das Problem ist: Dem FC gelangen in 32 Spielen erst deren vier.

Am Samstagabend hatte die Atmosphäre in Müngersdorf noch der einer Trauerfeier geglichen. Nachdem Schiedsrichter Sören Storks die Nullnummer gegen Freiburg abgepfiffen hatte, regierte anders als bei dem vorausgegangenen Heimdebakel gegen Schlusslicht Darmstadt (0:2) nicht die Wut, es gab keine Rufe, keine Beleidigungen. Sondern es herrschte eine gespenstische Stille. Als sich die Mannschaft von der Südkurve verabschiedete, kam verhaltener Beifall auf. Leidenschaftliche Unterstützung der Fans Zuvor hatten die Kölner Fans im Dauerregen ihre Mannschaft leidenschaftlich unterstützt und erneut über viele Defizite hinweggesehen.

Viel investiert gegen Freiburg, aber erneut ohne jede Durchschlagskraft

Die Spieler hatten auch auf dem Platz alles gegeben, doch alle Bemühungen reichten nicht, um an diesem Tag schwache Freiburger zu bezwingen. Der FC war am Ende in allen relevanten Statistiken vorne, hatte deutlich mehr Torschüsse (19:4), mehr Flanken (22 zu zehn), mehr Ballbesitz (56:44 Prozent), gewann mehr Zweikämpfe (55 zu 45 Prozent) und lief deutlich mehr (117 zu 112 Kilometer). Doch insbesondere im Abschluss offenbarten die Kölner erneut große Defizite, einen Mangel an Qualität. Sie wollten, aber sie konnten es wohl nicht besser.

Das sahen die Zuschauer, und das mussten sich auch die Verantwortlichen eingestehen. „Ich glaube alle Zuschauer im Stadion haben gesehen, dass diese Mannschaft einen brutalen Charakter und einen unfassbaren Willen hat. Die Leistung stimmt mich grundsätzlich optimistisch, aber wir müssen Tore schießen“, sagte Schultz. Und davon stehen einfach viel zu wenige auf der Habenseite. 24 Treffer nach 32 Spielen – das ist die Bilanz eines Absteigers. „Die Mannschaft hat Vollgas gegeben, wir haben alles versucht. Das Tor hat am Ende gefehlt. Wir werden bis zur letzten Minute an den Klassenerhalt glauben. Wir müssen darauf hoffen, dass die anderen patzen“, sagte Faride Alidou, der nach einem frühen Versuch von Linton Maina (3.) in der 71. Minute die größte Kölner Gelegenheit vergeben hatte, als er freistehend mit seinem direkten, aber unplatzierten Schuss an Freiburgs Torhüter Noah Atubolu scheiterte.

Alidou lief gegen Freiburg vor Luca Waldschmidt als Spitze auf. In Abwesenheit der verletzten Davie Selke und Mark Uth hatte Schultz damit sogar ohne gelernten Stürmer begonnen, die in dieser Saison oft glücklosen und enttäuschenden Steffen Tigges und Sargis Adamyan fanden sich auf der Bank wieder. Als sie dann nach knapp einer Stunde (Tigges) und kurz vor Schluss (Adamyan) ins Spiel kamen, waren auch sie nicht in der Lage, für den entscheidenden Impuls zu sorgen. Das galt auch für die noch um den Europapokal-Einzug kämpfenden Freiburger, bei denen der scheidende Erfolgstrainer Christian Streich zum drittletzten Mal auf der Bank saß. Lucas Höler hatte in der 67. Minute dennoch das 1:0 für die Gäste auf dem Fuß, doch er konnte den Ball nicht mehr drücken.

Von diesen Chancen abgesehen, war die Partie zwar intensiv, aber ein zähes Ringen. Der FC, mittlerweile ohne den angeschlagenen Abwehrchef Jeff Chabot, drückte am Ende noch einmal, doch es fehlte ihm an Struktur, Kreativität und vor allem Durchschlagskraft. Und am Ende eben an Qualität. „Wir haben jetzt noch zwei Spiele. Wir werden da alles reinhauen, um sechs Punkte zu holen. Natürlich hoffen wir auf die richtigen Ergebnisse“, sagte Kapitän Florian Kainz, der erneut von der Bank kam. Zwei „richtige“ Ergebnisse bekam er dann am Sonntag noch präsentiert.

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