FC in der AnalyseApplaus in Müngersdorf: 1. FC Köln scheitert nach großem Kampf

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Baumgart knickt ein

FC-Trainer Steffen Baumgart an der Seitenlinie im Spiel gegen OGC Nizza.

Köln – Als Schiedsrichter Cesar Soto Grado die Partie abpfiff, gab es einen kurzen Moment der Betroffenheit, doch dann brandete Applaus durch Müngersdorf. Die Reise des 1. FC Köln durch Europa ist am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Ein mitreißendes 2:2 (0:2) gegen OGC Nizza reichte Steffen Baumgarts Mannschaft nicht, um die Gruppenphase der Conference League zu überstehen.

1. FC Köln Martel nach Nizza

Enttäuschte Gesichter beim FC: Eric Martel, Denis Huseinbasic und Nikola Soldo

Nach einem 0:2-Pausenrückstand hatten Denis Huseinbasic (48.) und Ondrej Duda (60.) zwar noch ausgeglichen. Doch gegen die zwar technisch hervorragenden, jedoch teils überheblich auftretenden Südfranzosen hatte Köln in der Schlussphase nicht das Glück, um erstmals seit 1990 im europäischen Wettbewerb zu überwintern. Allerdings ging der FC erhobenen Hauptes, die Fans schickten die Mannschaft nach dem Schlusspfiff auf eine lange Ehrenrunde.

Schon früh hatte sich gezeigt, dass die Kölner ausschließlich über Kampf und Bereitschaft eine Chance haben würden. Zu stark war Nizza besetzt, zu lang die Liste der Verletzten. Der FC suchte sein Glück in frühen Attacken und musste auf Schlampereien des Gegners hoffen. Und tatsächlich leistete sich Melvin Bard einen frühen Fehlpass, als er auf Höhe des Sechzehnmeterraums von links ins Zentrum spielen wollte. Adamyan sprintete in den Ball und schloss sofort ab, doch Nizzas Keeper Kasper Schmeichel hatte keine Probleme, den zentral geschossene Ball abzufangen.

Nizza trifft mit der ersten Chance

Kurz darauf hatten die Gäste ihre erste größere Gelegenheit, als Adamyans Pass abgefangen wurde, Brahimi aber im Strafraum zu lange zögerte und Huseinbasic damit die Chance zur Rettungsgrätsche bot. Das Stadion jubelte; die Tribünen schienen bereit, den Kampf anzunehmen.

Und auch die Kölner Mannschaft kämpfte, stieß aber immer wieder an ihre Grenzen. Immerhin trat Nizza über weite Strecken der ersten Hälfte auf, als halte man sich mindestens für die französische Nationalmannschaft. In der 26. Minute hätte Köln in Führung gehen können, als Kainz’ abgefälschter Schuss an den zweiten Pfosten trudelte, wo Tigges lauerte und einen Kopfball auf das Tor brachte, den Schmeichel in voller Streckung aus dem Eck tauchte. Nizza ließ jedoch immer wieder die Qualität aufblitzen, und der FC brauchte Zeit, um die Furcht vor der individuellen Qualität des Gegners zumindest ansatzweise abzulegen. Doch die Abwehrkette blieb nervös, wenngleich die Gäste zunächst kaum Abschlüsse hatten. Das änderte sich in der 40. Minute, als Brahimi auf dem linken Flügel erst Huseinbasic und dann noch Schindler übersprintete und ins Zentrum spielte, wo Laborde zunächst hängenblieb, den Ball zweimal an die Hand bekam und dann per Linksschuss zur Führung verwandelte. Die Kölner Bank protestierte heftig, doch die Berührung reichte dem spanischen Schiedsrichter nicht, um den Treffer zu annullieren.

Drei Minuten später schien die Partie für Köln verloren. Florian Kainz wagte sich auf der linken Seite ins Dribbling und verlor den Ball an Youcef Atal, der blitzschnell an den Strafraum passte, wo Brahimi ein Haken reichte, um Schindler aus dem Spiel zu nehmen und Platz zu haben für seinen Abschluss, den Schindler noch leicht abfälschte und damit unhaltbar machte. Der Plan, den technisch wie läuferisch überlegenen Gegner niederzukämpfen, war damit zur gescheitert. Doch weil es angesichts der Kölner Personallage keinen Plan B gab, machte der FC einfach weiter. Und schon mit der ersten Aktion nach dem Seitenwechsel wurde offenbar, dass diese Partie längst nicht aufgegeben war. Nach einem Doppelpass mit Duda schoss Adamyan aus kurzer Distanz, doch Schmeichel reagierte herausragend. Sekunden später allerdings war der Däne geschlagen, als Huseinbasic ihn im kurzen Eck überlistete.

Huseinbasic Tor

Denis Huseinbasic jubelt nach seinem Anschlusstreffer zum 1:2. 

Großartige Atmosphäre in Müngersdorf

Müngersdorf erwachte, die Atmosphäre war großartig, doch das Passspiel auf beiden Seiten blieb schlampig. Mit der Energie des Anschlusstreffers reihte der FC nun Sprint an Sprint, ließ keinen Weg aus und keine Grätsche.

Und der Kölner Mut wurde belohnt. Eine Stunde war gespielt, als Huseinbasic Ondrej Duda im Strafraum bediente und der Slowake Schmeichel mit einem Flachschuss überwand. Das Stadion bebte nun, und Sekunden nach dem Ausgleich schien die Sensation perfekt: Der eingewechselte Linton Maina flankte scharf an den zweiten Pfosten, wo Adamyans Treffer jedoch wegen einer Abseitsposition nicht zählte.

Duda Tor

Duda trifft zum Ausgleich und klatscht mit Pedersen ab.

Es begann eine dramatische Schlussphase. Köln war nur noch ein Tor von der nächsten Runde entfernt, Nizza schien verwundbar. Allerdings gelang es den Südfranzosen, die Partie stocken zu lassen. Mit Behandlungspausen brachen sie den Kölner Schwung, doch Baumgarts Mannschaft ließ bis in die letzten Sekunden der fünfminütigen Nachspielzeit nicht nach. Dann war Schluss, Köln verließ die europäische Bühne unter donnerndem Applaus.

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