Nach früher Führung kassiert der FC zwei Doppelschläge und gerät scheinbar aussichtslos in Rückstand. Doch in der Schlussphase darf Müngersdorf noch einmal hoffen.
Analyse des 3:4 gegen FrankfurtAufsteiger 1. FC Köln zahlt erneut jede Menge Lehrgeld

Der FC um Kapitän Marvin Schwäbe kassierte gegen Eintracht Frankfurt im Topspiel des elften Spieltags eine schmerzhafte Niederlage.
Copyright: Herbert Bucco
Das Wichtigste zuerst
Der 1. FC Köln hat gegen Eintracht Frankfurt 3:4 verloren. Gegen den Champions-League-Teilnehmer ging die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok zwar durch Jakub Kaminsiki (4.) früh in Führung und schaffte es zeitweise, das Geschehen im Rahmen des Möglichen vom eigenen Tor fernzuhalten. Nach schweren taktischen Fehlern kassierten die Kölner aber in beiden Halbzeiten Doppelschläge (39., 45.+5 sowie 59. und 63. Minute) und gerieten scheinbar aussichtslos in Rückstand.
Nach einer Systemumstellung zurück zur Dreierkette und mehreren effektvollen Wechseln gelang es Marius Bülter und Luca Waldschmidt zwar noch, den 3:4-Anschluss herzustellen. Doch die Schlussoffensive gegen kollabierende Frankfurter kam zu spät, am Ende stand die Niederlage.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Fußball Fans protestieren - Politik ringt um schärfere Stadionregeln
- Fußball-Bundesliga BVB-Mitglieder entscheiden über Watzkes neue Rolle
- 2. Fußball-Bundesliga Wilder Heimsieg gegen Fürth: Darmstadt bleibt oben dran
- Analyse des 3:4 gegen Frankfurt Aufsteiger 1. FC Köln zahlt erneut jede Menge Lehrgeld
- Fußball-Bundesliga Brand im Frankfurter Fanblock nach Auswärtssieg in Köln
- Ausschreitungen nach FC-Niederlage Feuer im Gästeblock – Partie gegen Frankfurt endet in Flammen
- Die FC-Profis in der Einzelkritik Zu viele Abwehrfehler ruinieren den Abend für Köln
Die Tore
Die Kölner Führung entsprang einer Kombination aus gleich drei überragenden Einzelaktionen. Erst schlug Dominique Heintz mit links einen starken Ball in den Frankfurter Strafraum, dann gelang Ragnar Ache die Mitnahme mit der Brust und eine perfekte Ablage auf Jakub Kaminski, der den Ball mit rechts perfekt ins leere Tor schlenzte. Ein großartiger Treffer.
Der Frankfurter Ausgleich war dann die Standardversion des Kölner Gegentreffers in dieser Saison: Ecke von links, Arthur Theate stieg zum Kopfball und setzte sich viel zu leicht gegen Ache durch, 1:1. Ein doppeltes Ärgernis angesichts von Aches Kopfballstärke, doch der Mittelstürmer bemerkte viel zu spät, dass Theate in seinem Rücken gestartet war.

Marius Bülter brachte die Kölner mit seinem Treffer zum 2:4 zurück ins Spiel.
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports International
Vor dem 1:2 verlor Sebulonsen einen Ball tief in der eigenen Hälfte, weil er eine Situation offenbar per Beinschuss klären wollte. Götze spielte im engen Raum sehenswert auf Charbi, dessen Flachschuss Schwäbe mit einer Fußabwehr noch parierte. Weil die Kölner den Ball aber nicht aus der Gefahrenzone beförderten und Schmied unglücklich Dahoud bediente, traf der Mittelfeldspieler im Nachschuss zur Führung der Gäste.
Knapp eine Stunde war gespielt, als Jonathan Burkardt einen starken Diagonalball auf Doan spielte. Der Japaner spielte auf der rechten Seite Kölns Kristoffer Lund brutal aus, passte nach innen und fand Burkardt, der den Weg zum kurzen Pfosten gemacht hatte und von Schmied nicht konsequent genug verfolgt wurde. Doppelt bitter: Schmied verletzte sich beim Versuch, vor Burkardt am Ball zu sein.
Noch bevor für Schmied ein Ersatz auf dem Platz war, kassierte der FC das 1:4: Knauff setzte Burkardt ein, der spielte erneut Lund aus und traf zum Doppelpack, obwohl Schwäbe sogar noch den Fuß an den Ball bekam.
Die Partie war damit entschieden, doch der FC kam noch einmal zurück – und zwar über seine Einwechselspieler: Erst traf Bülter nach einer Kombination mit anschließendem Dribbling im Frankfurter Strafraum zum 2:4. Dann schickte Said El Mala eine Flanke mit viel Zug in den Strafraum, wo Luca Waldschmidt per Kopf versenkte. Zuvor hatte El Mala schon den Pfosten getroffen – so verdient die Niederlage war, Köln hätte tatsächlich noch ausgleichen können.
Das war gut
Die letzten Minuten, als der FC unverhofft noch einmal in die Lage geriet, die Partie noch drehen zu können.
Das war schlecht
Die Anfälligkeit der Kölner Mannschaft in allen Lebenslagen. Mit Ragnar Ache auf dem Platz bleibt einer Mannschaft grundsätzlich immer die Möglichkeit, sich per langem Ball einen Ausweg zu suchen. Doch viel zu oft verzettelte sich der FC im Klein-Klein tief in der eigenen Hälfte – und verlor fatale Bälle.

Zetterer ist geschlagen, doch Said El Malas Ball geht nur an den Pfosten.
Copyright: IMAGO/Vitalii Kliuiev
Spieler des Spiels
Jonathan Burkardt. Vier Schüsse, zwei Tore innerhalb von vier Minuten – den ersten Treffer leitete er mit einem Diagonalball selbst ein. Großer Auftritt des Nationalspielers.
Moment des Spiels
Abgesehen vom Kölner 1:0, das eine sagenhafte Verkettung großartiger Aktionen war, Said El Malas Pfostenschuss kurz vor Schluss. Der Teenager schloss einen mit viel Dynamik vorgetragenen Angriff ab, indem er aus vollem Lauf mit viel Überzeugung abschloss und nur um Millimeter scheiterte. Wäre schon dieser Ball zum 3:4 eingeschlagen – der FC hätte beinahe sicher gepunktet.
Wir müssen die Kirche im Dorf lassen: Wir sind Aufsteiger und spielen gegen Frankfurt. Da können wir auch nach einer Führung nicht dominant sein
Das sagen die Trainer
Dino Toppmöller (Eintracht Frankfurt): Es ist ein verdienter Sieg, ärgerlich war nur, dass wir hinten raus zittern mussten. Das Tor zum 2:4 hat das Stadion nochmal aufgeweckt. El Mala hat brutal viel Dynamik reingebracht. Viele gute Flanken, viele lange Bälle.
Lukas Kwasniok (1. FC Köln): Wir müssen die Kirche im Dorf lassen: Wir sind Aufsteiger und spielen gegen Frankfurt. Da können wir auch nach einer Führung nicht dominant sein. Wir wollten den Frankfurtern wehtun, haben zunächst kompakt verteidigt und wenig zugelassen. Dann hatten wir das Problem, dass wir beim 1:1 und beim 1:2 unnötige Ballverluste hatten, statt Ache zu suchen. Daraus resultiert einmal das Tor direkt und einmal der Eckball. Gerade als Aufsteiger muss man bei Standards gut sein. Dann war es ärgerlich, dass wir zu Beginn der zweiten Halbzeit den Faden verloren und zu viel gewollt haben. Da waren wir im falschen Moment zu aggressiv. Wenn unser drittes Tor ein bisschen früher fällt, ist hier noch richtig Halligalli.
Das sagen wir
Der 1. FC Köln hat von den jüngsten vier Bundesligaspielen nur eines gewonnen und drei verloren. Die Mannschaft zeigt sich zwar jeweils konkurrenzfähig, die Gegner sind regelmäßig voll des Lobes über die immer wieder teils spektakulär auftretenden Kölner Einzelspieler. Doch trotz – oder womöglich auch wegen – der zahllosen personellen und taktischen Umstellungen schaffen es die Kölner bislang nicht, nachhaltig erfolgreich zu spielen.
Für einen Aufsteiger ist das kein überraschender Befund. Und so fleißig, wie sich die Mannschaft auf dem Platz präsentiert, wird sie in den kommenden Wochen und Monaten weiter hart daran arbeiten, sich zu verbessern. Doch gegen einen Champions-League-Teilnehmer gerieten sie am Samstag erneut an ihre Grenzen. Gegen fünf der Top-Sechs-Teams der Tabelle haben die Kölner nun Pflichtspiele absolviert – und alle verloren. Die Mannschaft hat damit schon viel Lehrgeld gezahlt in dieser Hinrunde. Es ist ihr zu wünschen, dass sie aus diesen Partien lernt.

