Der Vorstoß, mehr Mitglieder zuzulassen, sorgt für Ärger. Mitgliederrat erteilt Plänen harsche Absage, Team „Stroman“ reagiert nun.
Brisante VorstandswahlenStreit über Mitgliederversammlung spaltet den 1. FC Köln

Führen den Mitgliederrat des 1. FC Köln: die stellvertretende Vorsitzende Stacy Krott und der Vorsitzende Fabian Schwab
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Die Frage nach der Organisation der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln, ob in Präsenz oder hybrid, ist seit Jahren ein großes Streit- und Diskussionsthema im Verein. Es spaltet die Mitgliederschaft – und derzeit besonders die Gremien. Denn knapp acht Wochen vor den mit Spannung erwarteten Vorstandswahlen am 27. September im Rhein-Energie-Stadion musste man am Dienstag sogar eine Eskalation befürchten.
Auf eine Initiative der Teams „Stroman“ und „Adenauer“, die für den Vorstand kandidieren und sich explizit für eine hybride Veranstaltung ausgesprochen hatten, folgte eine Replik des Mitgliederrats, die kaum deutlicher hätte formuliert werden können und in ihrer Schärfe überraschte. Und sie zeigte, dass sich im Verein und noch mehr in seinen Gremien tiefe Gräben auftun.
Der Mitgliederrat, dem die Satzung einst an einigen wesentlichen Stellen eine besondere Machtfülle eingeräumt hatte, erteilte der kurz zuvor bekanntgewordenen Initiative der Teams regelrecht eine Abfuhr.
Wie berichtet hatten sich Präsidentschaftskandidat Wilke Stroman, Tugba Tekkal und Carsten Wettich, seit knapp sechs Jahren Vizepräsident des FC, per Brief an den Mitgliederrat sowie an Präsident Werner Wolf und Vize Eckhard Sauren (als restlichen Vorstand) gewandt, um darauf zu drängen, am 27. September eine hybride Mitgliederversammlung abzuhalten. Das Team „Adenauer“ um Präsidentschaftskandidat Sven-Georg Adenauer schloss sich der Initiative an. Auch Wolf und Sauren blieben bei ihrer Haltung, dass sie sich eine hybride Veranstaltung sehr gut vorstellen können und sie absolut für durchführbar halten.

Kandidieren für den FC-Vorstand (v.l.): Tugba Tekkal, Wilke Stroman und Carsten Wettich, der seit Ende 2019 Vizepräsident des Bundesligisten ist.
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Die Antwort des Mitgliederrats war unmissverständlich. „Der Mitgliederrat kritisiert den Vorstoß der Kandidierenden (…) und sieht darin eine Untergrabung demokratischer Entscheidungen. Wir kritisieren, dass das Thema von den Teams Stroman und Adenauer im Wahlkampf instrumentalisiert und immer wieder aufgeladen wird“, hieß es. Und weiter: „Wir fordern auch von Wahlkämpfenden, dass diese unsere demokratischen Strukturen respektieren. Hier wird durch öffentlichen Druck versucht, demokratische Beschlüsse im eigenen Sinne zu verändern.“
Persönlich wurde es, als Wettichs Agieren als „befremdlich“ bezeichnet wurde. Dazu muss man wissen: Wettich hatte lange dem Mitgliederrat angehört und war dessen stellvertretender Vorsitzender. Der Anwalt hatte auch mit einigen amtierenden Gremiumsmitgliedern eng zusammengearbeitet. Jetzt scheint das Tischtuch endgültig zerschnitten.
Das Team Stroman hatte seine Initiative auch damit begründet, dass ihm zuletzt von sehr vielen Mitgliedern der Wunsch nach einer hybriden Mitgliederversammlung angetragen worden sei, um aktiv an der Vorstandswahl teilnehmen zu können. Das gelte vor allem auch für Mitglieder, die nicht im Stadion dabei sein könnten. Eine hybride Veranstaltung stärke den demokratischen Prozess, technisch sei sie zudem gut umsetzbar und erprobt, rechtlich gebe es keine Bedenken, hieß es.
Kritiker der hybriden Mitgliederversammlung (und wohl auch des Teams Stroman/Wettich/Tekkal) führten neben ihren bekannten Einwänden an, dass die Motive für die Initiative knapp zwei Monate vor der Wahl durchschaubar und rein eigennützig seien. Die beiden Teams, die nicht vom Mitgliederrat vorgeschlagen wurden, würden sich bei der Wahl einfach bessere Chancenausrechnen, wenn mehr Mitglieder vor Ort oder zur Abstimmung zugelassen sind.
Die Macht der Kurve
In der Tat war es in den vergangenen Jahren so, dass vor allem die gut organisierte aktive Fanszene sehr zahlreich an den Mitgliederversammlungen in Präsenz teilgenommen und damit auf wesentliche Entscheidungen des Klubs großen Einfluss genommen hatte. Beispielsweise auch bei der Wahl des Mitgliederrats im Herbst 2024 . Denn die aktive Fangruppierung Südkurve 1. FC Köln e.V. hatte im Vorfeld der Versammlung Kandidaten für das Gremium nominiert, die dann auch allesamt gewählt wurden. Andere Kandidaten, die nicht auf Empfehlung der Südkurve antraten, hatten keine Chance.
Der Mitgliederrat hatte satzungskonform von seinem Vorstandsvorschlagsrecht Gebrauch gemacht und nach einem Auswahlverfahren im Juni das Trio Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek nominiert, das im Gegensatz zu den beiden anderen Teams nicht auf Stimmenfang gehen musste. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die aktive Fanszene sich bereits mit klarer Mehrheit für das Team „Stobbe“ ausgesprochen hat. Was wiederum für die Teams „Stroman“ und „Adenauer“ ein Problem darstellt.
Wie geht es nun weiter? Der Mitgliederrat, so war zu erfahren, sieht beim Thema , an dem sich die Geister scheiden, keinen Gesprächsbedarf mehr. In der Tat ist die Satzung des FC, die sich der Verein in der Ära von Präsident Werner Spinner selbst gegeben hat, hier sehr klar. Unter dem Paragrafen „13.2“ heißt es: „Der Vorstand ist ermächtigt, aber in keinem Fall verpflichtet, vorzusehen, dass Mitglieder an der Mitgliederversammlung mit Hilfe geeigneter Telekommunikationsmittel auch ohne Anwesenheit an deren Ort teilnehmen und sämtliche oder einzelne Rechte ganz oder teilweise ausüben können („Virtuelles Verfahren“). Das Virtuelle Verfahren bedarf der Zustimmung des Mitgliederrats.“
Team „Stroman“ reagiert
Das Team „Stroman“ reagierte am Mittwoch auf das Statement des Mitgliederrats – im Ton sachlich. Es argumentierte erneut, warum es sich für eine hybride Versammlung stark mache und klärte über die Gründe für seine Initiative auf. Zur harten Kritik des Mitgliederrats: „Wir möchten keine demokratischen Entscheidungen untergraben. Vielmehr halten wir es im Sinne einer gelebten Vereinsdemokratie nicht nur für zulässig, sondern sogar für wichtig und wünschenswert, Themen und Entscheidungen, die die Mitgliedschaft stark interessieren und zu denen es auch konträre Meinungen gibt, mit und in der Mitgliedschaft zu diskutieren. Wir hätten uns daher über eine inhaltliche Erörterung der Thematik mit Vorstand und Mitgliederrat und allen drei Vorstandsteams gefreut; ein Anliegen, das weitere Vorstandsteams geteilt haben. (...) Wenn bereits jede Diskussion in der Mitgliedschaft zu wichtigen Themen unterbunden werden soll, hielten wir das hingegen für bedenklich.“ Man akzeptiere die satzungskonforme Entscheidung des Mitgliederrats – „auch wenn wir diese weiterhin bedauern.“ Das hörte sich zumindest wieder versöhnlicher an.