Durch zwei späte Treffer dreht der 1. FC Köln das Spiel in Regensburg und zieht mit einem 2:1-Sieg in die zweite DFB-Pokal-Runde ein.
Emotions-ExplosionMartel und Johannesson retten den FC in letzter Sekunde

Isak Johannesson bejubelt seinen Treffer zum 2:1-Sieg für den 1. FC Köln in der Nachspielzeit beim Pokalspiel in Regensburg.
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Nur 110 Sekunden – so lange brauchte die Mannschaft des 1. FC Köln am Sonntagnachmittag, um ihren Fans im ersten Pflichtspiel gleich die ersten großen Momente der neuen Saison zu bescheren. Und ihrem neuen Trainer auf Anhieb ein paar Momente, die er nicht vergessen wird. 13 Sekunden der sechsminütigen Nachspielzeit waren noch zu absolvieren, der FC lag nach einem problematischen Auftritt beim Drittligisten SSV Jahn Regensburg 0:1 zurück, der Sturz aus dem Pokal drohte unmittelbar und damit der erste große Rückschlag nach dem Aufstieg.
Martel rettet den FC in der Nachspielzeit
Da schritt Eric Martel zur Tat. Der Kapitän der deutschen U-21-Nationalmannschaft hatte die Partie kaum prägen können – Regensburg hatte in seinem Zuständigkeitsbereich kaum etwas versucht, gleichzeitig ist es nicht die Aufgabe des defensiven Mittelfeldspielers, Tore einzuleiten. Oder gar zu erzielen. Da spielte ihm Ragnar Ache im Strafraum einen Pass zu. Martel ließ den Ball von der Brust tropfen und traf volley ins Eck. Das größte Unglück war abgewendet, Bauers Treffer aus der 66. Minute ausgeglichen. Doch Schiedsrichter Dingert ließ noch ein paar Momente weiterspielen.

Eric Martel und Luca Waldschmidt im Duell mit Nicolas Oliveira von Jahn Regensburg beim Pokalspiel in Regensburg.
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Das reichte dem Bundesligisten, um auch einer Verlängerung zu entgehen: Wieder legte der kurz zuvor eingewechselte Ache ab, diesmal stand Isak Johannesson bereit und schob den Ball mit der Innenseite durch die Beine von Jahn-Keeper Felix Gebhardt. Im Kölner Block hinter dem Regensburger Tor brach die Raserei los. Selten wohl hat ein Erstligist einen Pokalerfolg gegen einen Drittligaklub derart emotional gefeiert. Doch war es ein Tag, wie er den Kölnern im Idealfall womöglich öfter begegnen wird in dieser Saison: Rückschläge werden eine Rolle spielen – und am Ende dürfte es darauf ankommen, wie die Mannschaft damit umgeht. 2021 und 2022 war der FC in Regensburg jeweils im Elfmeterschießen aus dem Pokal geflogen, diesmal entging man dem Reinfall an der Donau.
Kwasniok: „Fußball ist manchmal grausam“
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich will nicht sagen, dass es mir leidtut. Aber Fußball ist manchmal grausam“, sagte FC-Trainer Lukas Kwasniok nach der Partie, die er schnell auf den Punkt brachte: Inhaltlich nehme seine Mannschaft wenig mit, „emotional dagegen sehr viel“, sagte er, und weiter: „Wenn du dir als neuer Trainer einen Sieg hättest ausmalen können, hätte ich ihn genauso genommen.“ Fußballerisch dagegen hatte seine Mannschaft kaum überzeugt.

FC-Trainer Lukas Kwasniok beobachtet das Pokalspiel in Regensburg.
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Köln hatte druckvoll begonnen und die Gastgeber in deren Hälfte eingeschnürt. Die Regensburger Versuche mit langen Bällen brachten keine Entlastung. Abgesehen von einem Kopfball des Norwegers Sebastian Sebulonsen (29.) erzeugte der FC jedoch zunächst wenig Gefahr. Stattdessen gelang es dem Jahn immer mehr, für Befreiung zu sorgen. Nach einer Trinkpause hatten die Gastgeber ihre Pressinglinie deutlich nach vorn geschoben. Anschließend kamen sie gleich zu zwei Ecken und hatten ihre größte Gelegenheit der ersten Hälfte, als Timo Hübers einen Ball an Lucas Hermes vertändelte, der Regensburger jedoch schwach abschloss.
Schwache Abwehr, starker Abschluss: 1:0 für Regensburg
Von Kölner Spielfreude war wenig zu sehen, und nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser. Zwar war der FC ständig am Ball, doch die zwingenden Aktionen hatte weiterhin Regensburg, als etwa Leo Mätzler in der 63. Minute frei im Kölner Strafraum zum Schuss kam, jedoch deutlich verzog. Drei Minuten später ging Regensburg in Führung. Kühlwetter brachte Bauer auf dem linken Flügel ins Spiel, Köln war in Unterzahl, weil Luca Waldschmidt ganz schwach verteidigte. Bauer nutzte den Raum und traf sehenswert ins lange Eck. Ein nicht ganz unverdienter Treffer.

Isak Johannesson und Timo Hübers feiern mit den FC-Fans den späten Pokalsieg in Regensburg.
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Kwasniok stellte in der folgenden Trinkpause sofort auf Viererkette um, brachte Lund für Özkacar und Thielmann für Maina sowie kurz darauf noch Ache, Kainz und El Mala. Die Wechsel hatte er vorbereitet, unabhängig vom Gegentor. Vor allem El Mala war sofort auffällig, versuchte ein Dribbling nach dem anderen und bemühte sich um Abschlüsse. Dennoch dauerte es bis tief in die Nachspielzeit, ehe Ache in Aktion trat und die Kölner Treffer vorlegte. „Die Kaderbreite hat heute den Unterschied ausgemacht. Da ist es schon schön, Trainer des 1. FC Köln sein zu dürfen, weil man die Qual der Wahl hat.“
Es waren zwei Tore, die den Traum der FC-Fans am Leben hielten. „Mein Opa sah euch am Rathaus mit Pokalen“, hatte es vor dem Anpfiff auf einem Transparent im Kölner Block geheißen. Nun gibt es immerhin schon eine zweite Pokalrunde für den 1. FC Köln.
Regensburg: Gebhardt - Oliveira (83. Stolze), Ziegele, Strauss, Wurm, B. Bauer - Geipl, Mätzler - Kühlwetter, Asante (74. Forkel) - Hermes (90.+1 Eichinger). – 1. FC Köln: Zieler - Schmied, Hübers, Özkacar (68. Lund Hansen) - Sebulonsen, Johannesson, Martel, Maina (68. Thielmann) - Bülter (75. Ache), J. Kaminski (75. Kainz) - Waldschmidt (75. S. El Mala). – Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle). – Zuschauer: 13.396. – Tore: 1:0 B. Bauer (66.), 1:1 Martel (90.+6), 1:2 Johannesson (90.+8).