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Podolski und BaumgartZwei Rückkehrer mit Köln im Herzen

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18.12.2025: Lukas Podolski (r.) besucht den 1. FC Köln, hier mit Dominique Heintz (M.) und Jakub Kaminski

Lukas Podolski (r.) besucht am Donnerstag den 1. FC Köln, hier mit Dominique Heintz (M.) und Jakub Kaminski

Dem Kölner Heimspiel am Samstag gegen das von Steffen Baumgart trainierte Union Berlin kommt eine besondere Bedeutung zu.

Der Besuch der kölschen Fußball-Legende kam kurzfristig, selbst die Verantwortlichen des 1. FC Köln wurden von ihm erst kurzfristig informiert. Lukas Podolski ist als Noch-Profi, Unternehmer, Werbefigur und Hans-Dampf-in-jeglichen-Gassen sogar auf dem Heimaturlaub permanent unterwegs. Und dann ist da ja noch seine Familie in Bergheim.

Doch am Mittwoch nahm sich der Weltmeister von 2014 die Zeit, bei seinem langjährigen Klub am Geißbockheim vorbeizuschauen und auch das Training des Bundesligisten zu verfolgen. Für Mitarbeiter, die er noch von früher kannte, hatte er Präsente wie ein Sondertrikot seines Klubs Gornik Zabrze mitgebracht. Im Restaurant unterhielt sich der 40-Jährige, der aller Voraussicht nach im Sommer seine Karriere beenden wird, mit Ulf Sobek. Ein Treffen hatte der neue FC-Vizepräsident ohnehin anvisiert, man tauschte sich aus und lotete vielleicht auch eine mögliche künftige Zusammenarbeit aus. „Natürlich spielt Lukas Podolski immer eine Rolle in unseren Überlegungen“, hatte Sobek erklärt. Und wenn es Kooperations- und Einigungsmöglichkeiten gebe, werde sich der neue Vorstand denen auch nicht verwehren.

Podolski unterhielt sich zudem mit FC-Cheftrainer Lukas Kwasniok, der wie der 130-fache Nationalspieler zufälligerweise auch den Geburtsort gemein hat: Gleiwitz in Schlesien. „Wir haben nach dem Training gesprochen, haben ein offenes Verhältnis, auch wenn wir nicht Best Buddys sind. Mit Poldi ist es immer sehr unkompliziert. Er hat mir von seinen Plänen erzählt, ich von meinen“, berichtete Kwasniok. Der 44-Jährige war von Podolskis Besuch allem Anschein nach erfreut, doch für ihn dürfte er eher eine willkommene Abwechslung, eine Randnotiz sein. Denn Kwasnioks Gedanken kreisen um das letzte Pflichtspiel in diesem Jahr am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen Union Berlin.

Für den FC geht es nach einer Durststrecke mit nur zwei Zählern aus den vergangenen fünf Spielen nicht nur um Punkte, sondern auch um ein gutes Gefühl zum Jahresabschluss. „Wie vor einer Länderspielpause“, erklärte Kwasniok. Ein Sieg vor Weihnachten löse etwas, mache die Tage leichter. Gleichwohl warnte er davor, das große Ganze an einem Spiel festzumachen, sondern forderte beim Aufsteiger Realismus ein. 16 Punkte nach 14 Spieltagen – für den Trainer passt das zur Gesamtperformance, auch angesichts der personellen Rückschläge. Phasen ohne Siege seien im Abstiegskampf normal. „Wenn du um den Klassenerhalt kämpfst, hast du überwiegend Phasen, in denen du nicht gewinnst.“

Suche nach Balance in der Offensive

In der Offensive sucht Kwasniok weiterhin nach der richtigen Balance. Zuletzt war das Spiel stark linkslastig, auch weil mit Ausnahmefußballer Saïd El Mala ein Individualist dort die Akzente setzt. „Da hatte man zuletzt das Gefühl, wir spielen den Ball zu Said und drücken die Daumen“, gab Kwasniok zu und führte aus: „Dann verändern sich Kleinigkeiten.“ Hinzu kommt, dass über rechts wenig Kreativität entsteht – dort arbeiten Spieler wie Sebastian Sebulonsen oder Jan Thielmann zuverlässig, aber ohne große Durchschlagskraft im letzten Drittel.

Geduld fordert Kwasniok auch mit jungen Kristoffer Lund oder Isaak Johannesson, der sich nach intensiven Einsätzen für die isländische Nationalmannschaft wieder stabilisiert zeigt. „Die Lust, die Gier – das war im Training wieder da“, sagte der Trainer. Auch im Sturm ist Rotation denkbar. Ragnar Ache ist eine Option, Marius Bülter ebenfalls – auch wenn dessen Leichtigkeit zuletzt fehlte. Kwasniok fand dafür eine sehr menschliche Erklärung: „Er ist Papa geworden. Das verändert das Leben.“

GER 2. FBL,, Hamburger SV vs SC Paderborn 07 / 28.09.2024, Volksparkstadion, Hamburg, GER 2. FBL, Hamburger SV vs SC Paderborn 07 im Bild Trainer Lukas Kwasniok Paderborn begruesst freudig Trainer Steffen Baumgart Hamburg *** GER 2 FBL,, Hamburger SV vs SC Paderborn 07 28 09 2024, Volksparkstadion, Hamburg, GER 2 FBL, Hamburger SV vs SC Paderborn 07 in the picture coach Lukas Kwasniok Paderborn welcomes coach Steffen Baumgart Hamburg nordphotoxGmbH/xWitke nph00002

Lukas Kwasniok (l.) und Steffen Baumgart am 28. September 2024 im Hamburger Volksparkstadion. Damals trainierte Baumgart den HSV, Kwasniok Paderborn.

Gegner Union steht laut Kwasniok für Stabilität. Seit der Übernahme durch den einstigen FC-Trainer Steffen Baumgart – den Kwasniok als „Baumi“ bezeichnet – habe sich Union gefangen, sei zu den eigenen Wurzeln zurückgekehrt. Körperlich stark, taktisch klar, gefährlich bei Standards. „Sie haben die Waffen, um auch den Topmannschaften weh zu tun“, sagte Kwasniok und verwies auf Siege gegen Frankfurt und Leipzig sowie starke Auftritte gegen Bayern. Rund die Hälfte der Union-Tore fällt nach Standards – oft nicht beim ersten, sondern beim zweiten Ball. Genau dort sei Achtsamkeit gefragt sein, so Kwasniok, dessen Team nach ruhenden Bällen bereits große Schwächen offenbarte und zwölf Gegentore nach Standards kassierte.

Emotionale Partie für Baumgart

Sein Berliner Pendant Baumgart, der sich nach eigenem Bekunden schlechten Erfahrungen mit der Öffentlichkeit während seiner Zeit beim Hamburger SV medial rar gemacht hat, äußerte sich am Donnerstag erstmals zu seiner Rückkehr zum FC, für den er bis Ende Dezember 2023 lange Zeit erfolgreich tätig war, bis es zur Trennung kam. Übrigens nach einer 0:2-Niederlage bei seinem heutigen Arbeitgeber Union am 20. Dezember 2023 – also am Samstag auf den Tag genau vor zwei Jahren.

Emotional ist die Partie an seiner alten Wirkungsstätte für Baumgart besonders, da fand der 53-Jährige klare Worte. „Ich kann nur sagen, wenn du einmal da gearbeitet hast, diese Stadt erlebt hast, den Verein erlebt hast, dann macht das etwas ist mit dir“, sagte Baumgart. Er erwartet von seiner Elf, die zwei Punkte mehr als der FC auf dem Konto hat, absolute Leistungsbereitschaft. „Was ich sehen will, ist, dass die Jungs Vollgas geben, dass sie alles dransetzen werden, mehr Punkte zu haben nach dem Spiel.“

Zu diesem erwartet der FC einen sehr prominenten Fan. Und da sind wir zurück bei Lukas Podolski. Der hat sein Kommen angekündigt und wird vermutlich aus seiner eigenen Loge im Rhein-Energie-Stadion die Daumen drücken – wenngleich er beispielsweise Mitte Mai beim Zweitliga-Spiel gegen Kaiserslautern (4:0), mit dem der FC die Rückkehr in die Bundesliga besiegelt hatte, in der Südkurve den Aufstieg feierte. „Poldi ist auch am Samstag im Stadion beim FC. Da freue ich mich drauf“, verriet Kwasniok und fügte sogleich mit einem Schmunzeln an: „Da wird der Druck für uns aber noch größer.“