Kommentar zur Fan-RückkehrSöders Alleingang verringert die Chancen auf einen Konsens

Lesezeit 2 Minuten
SöderMaske

Markus Söder trat am Dienstag als Gestalter auf.

Köln – Der Profisport hat seine Position in den vergangenen Tagen mit erstaunlicher Klarheit aufgebaut: Der Zuschauerausschluss bedeutet einen gewaltigen Eingriff in den Geschäftsbetrieb der Ligen, den 1. FC Köln kostet jedes Geisterspiel 1,8 Millionen Euro. Wenn die öffentliche Hand derart drastisch vorgeht, braucht es eine klare Grundlage. Dass der Sport zuletzt in zunehmender Lautstärke die Politik aufforderte, eine solche Grundlage zu benennen, war legitim. Zwar steigen die Fallzahlen. Doch die Überlastung des Gesundheitssystems zeichnet sich derzeit nicht ab – und der Verweis auf die mangelnde Kenntnis darüber, was noch bevorstehen könnte, ist keine rechtliche Basis, auf der dem Profisport dauerhaft die Geschäftsgrundlage genommen werden kann.

Klage mit Aussichten

Daran anschließend wurde der Politik seitens des Sports zuletzt mehr und mehr der Klageweg in Aussicht gestellt, und tatsächlich hätte eine Klage des Profisports gute Aussichten auf Erfolg – mit bitteren Folgen für die Politik, die einmal mehr erleben müsste, wie Maßnahmen vor einem Gericht gekippt werden. Eine Aussicht übrigens, die ein gutes Argument gewesen wäre, um gesichtswahrend Positionen aufzugeben, die rechtlich ohnehin nicht zu halten sind. Man war da auf einem guten Weg. Dann kam Söder, der sich um jeden Preis als Mann der Tat in Szene setzen wollte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Profisport versuchte, mit sanftem Druck eine Debatte zu beleben und einen Konsens zu erzeugen, der den Wunsch vieler Menschen nach Vorsicht ebenso berücksichtigt wie die Belange des Sports und auch jener Menschen, denen der Sport fehlt. Und die im Rahmen der Möglichkeiten bereit wären, auf eigene Gefahr in ein zum Teil gefülltes Stadion zu gehen. Solange das Gesundheitssystem nicht kollabiert, ist auch das eine Entscheidung, die einem Bürger zuzutrauen ist.

Der Fußball ist in Schwierigkeiten, selbst wenn die Protagonisten des Spiels nach wie vor sagenhaft verdienen. Spieler und Trainer müssen sich nicht sorgen, trotz der Gehaltseinbußen der vergangenen Jahre. Die Forderung, die Stars für ein paar Monate vom Kurzarbeitergeld leben zu lassen, geht allerdings ins Leere: Der Rechtsweg steht auch jenen offen, denen es gut geht.

Watzke und Söder preschen vor

Dass nun Hans-Joachim Watzke für den Fußball und Markus Söder für die Politik auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Vorgehens pfiffen, war zwar weder solidarisch noch allzu geschickt. Doch auf der Sachebene wird nun ein Prozess beschleunigt, der ohnehin zu erwarten gewesen wäre.

Allerdings wäre allen Beteiligten zu wünschen gewesen, dass diese Entwicklung ohne Alleingänge und Kraftmeiereien vollzogen worden wäre.

KStA abonnieren