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FC nach 0:1 gegen Union BerlinWieder implodiert Kwasnioks Plan

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Lukas Kwasniok litt am Samstag mit seinem Trainerstab auf der Kölner Bank.

Lukas Kwasniok litt am Samstag mit seinem Trainerstab auf der Kölner Bank.

Nach dem unglücklichen 0:1 gegen Steffen Baumgarts passive Berliner hadert der 1. FC Köln mit seinem Schicksal – Sportchef Thomas Kessler kündigt „nüchterne Analyse“ an

Die Enttäuschung lag schwer über Müngersdorf, als der nächste Kölner Plan implodiert war. Die Südtribüne schwieg nach dem Schlusspfiff, kein Applaus von den Rängen, nur Leere. „Wir haben so viel investiert und verlieren dann durch einen Dropkick-Schuss in der 92. Minute. So zu verlieren, ist sehr, sehr bitter und tut weh. Aber willkommen in der Bundesliga, jeder kleine Fehler wird sofort bestraft“, sagte Abwehrmann Dominique Heintz kurz nach dem 0:1 (0:0) des 1. FC Köln zum Jahresabschluss gegen Union Berlin.

Nach einer zwar nicht besonders ansehnlichen, aber insgesamt ausgeglichenen Partie zeigten sich beide Trainer leicht irritiert vom Ausgang. „Es war nicht abzusehen, ein 0:0 wäre das normale Ergebnis. Wir nehmen es gern mit, wissen aber auch, dass es heute ein glücklicheres Ergebnis war, da müssen wir nicht drum herumreden“, sagte etwa Steffen Baumgart an alter Wirkungsstätte, und Lukas Kwasniok stellte fest: „Über 90 Minuten war es ein 0:0-Spiel.“

Zumindest der Kölner Plan hatte allerdings eine andere Partie vorgesehen. Bei den Gästen sah das anders aus. Union hatte überwiegend Verstecken gespielt und gerade im ersten Durchgang zeitweise einen Ballbesitzanteil von nur 30 Prozent gehabt. Der FC dagegen hatte sich, der Idee des Trainers folgend, gleich ans „Abarbeiten“ begeben, wie Kwasniok die Aufgabenstellung an seine Startelf formulierte. Die Mannschaft, die gegen Union begann, steckte voller Arbeiter. Daher fehlte auch Said El Mala, der erst nach einer knappen Stunde ins Spiel kam.

Kwasniok erklärte später durchaus nachvollziehbar, wie sein havarierter Plan ausgesehen hatte. „Wir haben unsere beste Saisonphase gehabt, als wir uns darauf fokussiert haben, dass die Startelf die Drecksarbeit verrichtet und wir später mit ein paar Künstlern mehr auf dem Feld das Spiel für uns entscheiden“, sagte er. Doch nicht immer kann Kölns 19-jähriger Wunderspieler den Nachmittag retten.

Das lag auch daran, dass El Mala ein tauglicher Partner fehlte. Seine Spieler hätten ihren so talentierten Kollegen in der Schlussphase nicht mehr gefunden, beschrieb Kwasniok. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass zum Plan mit El Mala grundsätzlich ein Spieler gehört, der ihn einsetzen kann, den er am Samstag jedoch nicht hatte. Luca Waldschmidt hatte sich am Mittag übergeben müssen und war ausgefallen; damit fehlte „der kongeniale Partner in der letzten halben Stunde“, wie Kwasniok beschrieb: „Ich will nicht jammern, aber das passt zu unserer Gesamtkonstellation. Da gilt es, ruhig zu analysieren und zu fragen, warum es uns zurzeit etwas mehr erwischt als in den ersten Spielen.“

Wir können uns davon lösen und im Kreise der Liebsten Weihnachten genießen. Wir freuen uns auf das Fest. Ich lade alle dazu ein, den Weg weiter mit uns zu gehen
FC-Trainer Lukas Kwasniok

In der ersten Hälfte, besonders in der Startphase, hatten die Kölner aus ihrem Ballbesitz einige Momente gestaltet, aus denen eine Führung hätte entstehen können. Jakub Kaminski hatte zwei Torschüsse, es gab Phasen der Kontrolle. „Wir haben es in der ersten Halbzeit ordentlich gemacht, keinen Konter zugelassen“, sagte Kwasniok, womit er allerdings den Berliner Gegenstoß in der 36. Minute unterschlug, als Rönnow mit einem Abstoß aus der Hand eine Attacke eingeleitet hatte und Burke im Zentrum um ein Haar frei zum Abschluss gekommen wäre. Köln blieb ohne ganz klare Torchance, geriet allerdings auch selten in Gefahr. In der 68. Minute brach dann die Zeit der Künstler an; El Mala und Huseinbasic kamen für die Kämpfer Thielmann und Krauß. Doch ein Effekt stellte sich nicht ein – und in der 83. Minute kam dann das Unglück über den FC.

Van den Berg versuchte, einen langen Diagonalpass der Berliner abzufangen, spielte den Ball jedoch statt mit Brust oder Schulter deutlich mit dem Arm. Obgleich das Stadion zunächst glaubhaft erschrocken war und Schiedsrichter Christian Dingert zuvor mit einigen kleinlichen Entscheidungen aufgefallen war, gab es diesmal nichts zu rütteln: In van den Bergs Rücken war der schnelle Livan Burcu gestartet und hätte einen freien Weg auf das Tor gehabt. Rote Karte, schlecht verteidigt: Nach seiner langen Verletzungspause könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass van den Berg der Rhythmus fehlte, um eine solche Situation sicher zu klären. Er wird den Kölnern zum Jahresauftakt in Heidenheim fehlen – und sein Trainer muss wieder tun, was er nicht mag: „In der Defensive basteln.“

Der FC war nun in Unterzahl, Union erhöhte die Ballbesitzquote – und noch während sich die Kölner an den Gedanken gewöhnten, dass in Unterzahl wohl nichts werden würde aus ihrem Künstlerplan, verloren sie das Spiel. Schon in der 67. Minute hatte Marvin Schwäbe seiner Mannschaft über eine problematische Standardsituation hinweggeholfen, als er einen Kopfball „sensationell“ (Kwasniok) gehalten hatte.

Thomas Kessler war nach dem 0:1 gegen Union Berlin zerknirscht, der Kölner Sportchef hat in den kommenden Wochen viele Gespräche zu führen.

Thomas Kessler war nach dem 0:1 gegen Union Berlin zerknirscht, der Kölner Sportchef hat in den kommenden Wochen viele Gespräche zu führen.

Mit dem sechsten Eckball des Tages gelang Union dann der Siegtreffer. Kristoffer Lund, in den vergangenen Wochen nach aussichtsreichem Saisonstart zum Dauerpechvogel avanciert, schlug die schwach getreten Ecke nicht etwa in die Berliner Hälfte und in El Malas Lauf, auf dass der das Kölner 1:0 erzielte. Sein Abwehrversuch fiel Andras Schäfer am Sechzehner vor die Füße. Der Ungar traf per Dropkick aus 16 Metern – begünstigt dadurch, dass Köln in Unterzahl den Rückraum nicht schloss.

„Es war ein Fifty-Fifty-Spiel. Der Knackpunkt war die Rote Karte“, sagte Thomas Kessler. „Wir sind enttäuscht, keine Frage. Wir wollten drei Punkte holen, um Weihnachten zu genießen. Jetzt haben wir verloren. Das ist bitter“, sagte der Sportchef noch. Den Feiertagen soll eine Analyse folgen, „nüchtern und rational“, wie Kessler anmerkte. Doch das muss noch ein wenig warten: „Es braucht ein paar Tage Abstand, wir sehen uns jetzt ja auch ein paar Tage nicht“, stellte Kessler ohne merkliches Bedauern fest.

Kwasniok ruft zum Zusammenhalt auf

Lukas Kwasniok schien in diesen Momenten etwas weniger betroffen vom Spiel als Kessler oder etwa Stürmer Ragnar Ache, der nach dem Schlusspfiff vollkommen aufgelöst gewirkt hatte. Der Trainer war gedanklich schon weitergezogen. „Wir können uns davon lösen und im Kreise der Liebsten Weihnachten genießen. Wir freuen uns auf das Fest. Ich lade alle dazu ein, den Weg weiter mit uns zu gehen. Obwohl es ein harter sein wird. Die Mannschaft ist ready, wir zählen auf euch.“