FC-Stürmer Marius Bülter kam am Samstag von der Bank und belebte das Kölner Angriffsspiel.
„Können dort etwas holen“FC-Tempodribbler Marius Bülter hat Lust auf Borussia Dortmund

Keine Angst vor schwierigen Duellen: Marius Bülter im Spiel am Samstag gegen den FC Augsburg
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Während die Mannschaft des 1. FC Köln am Mittwoch unter den Augen Hunderter Ferienkinder am Geißbockheim ihrer Arbeit nachging, wehte vom Kabinentrakt lieblicher Pommesbudenduft herüber. Ein Hamburgergrill war ans Geißbockheim gerollt worden, dahinter steckte Marius Bülter. Der Angreifer ist kürzlich Vater geworden, das wäre ein guter Anlass gewesen, seinen Kollegen ein Mittagessen zu spendieren. Der Grund war jedoch ein anderer: „Ich habe den Jungs gesagt, wenn wir in Hoffenheim gewinnen, gebe ich einen aus. Darum löse ich heute meine Schulden ein“, berichtete der 32-Jährige.
Beim Gastspiel gegen seine alten Kollegen hatte Bülter selbst wegen Achillessehnenproblemen gefehlt, Said El Mala traf früh. Am Samstag beim 1:1 gegen Augsburg spielte Bülter dann wieder, nach einer knappen Stunde wurde er mit El Mala beim Stand von 0:1 eingewechselt. 15 Minuten später legte er dem Kölner Offensivphänomen den Ausgleich auf, was den Hype um El Mala weiter anfachte.
Bülter kann die Lage gut einschätzen, er sorgt sich nicht um den 19-jährigen Mitspieler. „Ich habe den Eindruck, dass er gut damit umgeht und das gar nicht so sehr an sich heranlässt. Er arbeitet weiter hart im Training, gibt Gas. Wenn wir das Gefühl hätten, dass er das nicht macht, müsste man mit ihm sprechen. So kann man das einfach laufenlassen“, findet er.
Im Sommer wechselte Bülter aus Hoffenheim nach Köln. Nach Engagements an den emotionalen Standorten Union Berlin und Schalke 04 hatte sich der Stürmer für einen Wechsel ins Kraichgau entschieden. Nach zwei Spielzeiten ging er in diesem Sommer zum 1. FC Köln, wo er mit seiner Spielweise sofort die Herzen eroberte. Zwei Tore und drei Vorlagen hat er in fünf Einsätzen gesammelt, Bülter ist gut angekommen beim FC.
Wir können da ohne Druck hinfahren. Ich würde sagen, dass wir dort etwas holen können
Und auch der Nachwuchs nimmt ihm keine Energie, im Gegenteil. „Der Schlaf ist etwas weniger geworden“, sagt er, aber „die Glücksgefühle überwiegen. Ich fühle mich fitter als vorher.“ Das ist eine gute Nachricht vor den Herausforderungen der kommenden Tage. Am Samstag (18.30 Uhr) gastiert Köln bei Borussia Dortmund. Mehr als 80.000 Zuschauer bei einem formstarken Gegner, der sich am vergangenen Wochenende auch gegen den FC Bayern zeitweise stark behauptete. Das könnte kompliziert werden.
Mit elf Punkten aus den ersten sieben Saisonspielen haben die Kölner jedoch einen komfortablen Abstand zwischen sich und die Abstiegszone gelegt. Ein Anlass für den Blick nach oben ist das nicht, dennoch hilft das Punktepolster dem Selbstvertrauen. „Wir können da ohne Druck hinfahren. Ich würde sagen, dass wir dort etwas holen können“, meinte Bülter nach dem Training. Er freut sich auf die Aufmerksamkeit. „Es ist das Topspiel am Wochenende, auf das viele Augen gerichtet sind“, stellt er fest – und nennt die Zutaten, die es für einen Erfolg braucht. „Möglichst wenige Fehler machen, diszipliniert spielen, 110 Prozent geben und jeden Zweikampf gewinnen wollen. Dann haben wir genug Qualität, auch gegen Dortmund Tore zu schießen“, sagt er.

FC-Trainer Lukas Kwasniok hatte in dieser Saison bereits viel Freude an Stürmer Marius Bülter.
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Gegen Augsburg stockte das Kölner Angriffsspiel; Luca Waldschmidt und Jakub Kaminski mit Jan Thielmann – das war keine Kombination, die allzu viele Abschlüsse brachte. Bülter und El Mala, wenngleich ähnlich gelagerte Spieler mit viel Tempo und Dribbelstärke auf dem Flügel, erhöhten den Kölner Druck deutlich. Ob es am Samstag für einen Einsatz von Beginn an reicht? Bülter bleibt zurückhaltend. „Es sind noch zwei Trainingstage. Es fühlt sich von Tag zu Tag besser an. Mal schauen, was der Trainer mit mir vorhat.“
Der FC mag bislang nicht immer über 90 Minuten Druck erzeugt haben. Allerdings greift Kwasnioks Mannschaft enorm effektiv an – und erzielt Tore auch aus Situationen, in denen Tore nicht allzu wahrscheinlich sind. Das liegt an El Mala, aber auch an Marius Bülter – Spielern also, die ihr Heil in Tempodribblings suchen und das unmöglich scheinende probieren.
Der einfache Weg zum Tor
Bülter weiß allerdings auch, dass es nicht immer das Traumtor sein muss. Die Frage, wo die Kölner Aufsteiger noch Verbesserungsbedarf haben, beantwortet der Westfale ohne zu zögern, er benötigt nur ein Wort: „Standards.“ In dieser Saison ist der FC noch ohne Treffer nach ruhendem Ball, dabei gelten Standardtore als gutes Mittel, um auch als Außenseiter etwas Zählbares zu erreichen. Und auch die Großen nutzen Standards, hat Bülter bei der Gegnerbeobachtung gesehen. „Die Bayern sind am Wochenende in Dortmund auch mit einem Standard in Führung gegangen. Da haben wir definitiv noch Luft nach oben.“
Ein Feld also, an dem sich zu arbeiten lohnt, zumal vor dem Auftritt im Westfalenstadion. Bülter sieht in der schwachen Ausbeute einen Beleg dafür, dass die Kölner Mannschaft sich noch finden muss. „Wir haben viele neue Spieler. Bei Standards braucht man Abläufe und ein Gefühl für die Mitspieler. Das fehlt bei uns einfach noch, das muss man ganz klar sagen. Das können wir uns nur über Training holen. Wir arbeiten daran.“

