Lukas Kwasniok probiert in Leverkusen viel, kritisiert aber „Geist und Beine“ seiner Spieler
FC verliert 0:2 in LeverkusenKein Kölner Plan geht auf

Said El Mala ist enttäuscht, Bayer 04 hat getroffen: Der 1. FC Köln hatte am Samstag in der Bay-Arena kaum Aussichten auf einen Erfolg.
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Grundsätzlich ist Lukas Kwasniok gut darin, den Fußball zu erklären – und auch jederzeit bereit dazu. Doch am Samstagabend schien den Trainer des 1. FC Köln die Lust verlassen zu haben. „Es gibt nicht viel zu erzählen, weil das Spiel so klar gewesen ist“, hob Kwasniok nach dem 0:2 in Leverkusen an und fällte ein drastisches Urteil: „Unterlegen von der ersten bis zur letzten Minute“ sei seine Mannschaft gewesen.
Die Spieldaten sprachen tatsächlich klar gegen die Gäste, die wenig Ballbesitz und kaum Torschüsse verzeichnet hatten. Acht Leverkusener Ecken hatten sie außerdem zugelassen, nach Martin Terriers Wundertor (66.) kassierte der FC durch Robert Andrich aus dem achten Eckball des Abends das 0:2 – auch dieses Unglück hatte Kwasniok kommen sehen. Denn nach einer recht ereignislosen ersten Hälfte, in der Köln durch Said El Malas Alleingang und die Hereingabe auf Waldschmidt die große Chance auf das 1:0 gehabt hatte, kam der FC personell stark verändert aus der Kabine.
Mein Job ist es, Spiele zu gewinnen. Das ist uns leider trotzdem nicht gelungen
Es war bereits die zweite Kölner Premiere dieses Tages: Zunächst hatte Kwasniok zum ersten Mal eine im Vergleich zur Vorwoche unveränderte Kölner Startelf ins Spiel geschickt. Zudem hatte er erstmals drei Wechsel in der Halbzeitpause vorgenommen, um „körperliche Wucht und Geschwindigkeit aufs Feld zu bringen“.
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Für Denis Huseinbasic, der im Mittelfeld gegen den Vizemeister athletisch hoffnungslos unterlegen war, hatte Kwasniok zur zweiten Hälfte Eric Martel ins Zentrum beordert. Martels Platz in der Dreierkette nahm Cenk Özkacar ein. Der sollte helfen, das Kölner Tor gegen Eckbälle zu verteidigen, was sich erledigt hatte, als Andrich gegen Özkacar zum 2:0 traf.
Für den erneut glücklosen Bülter war Ragnar Ache gekommen, um seinen Kollegen einen Zielspieler zu geben, den sie mit langen Bällen suchen konnten. Und für Kombinationsspieler Luca Waldschmidt hatte der Trainer den schnellen Linton Maina eingewechselt, der sofort Akzente setzte. Etwa, als er Aleix Garcia noch beim Stand von 0:0 locker davonlief und mit rechts abschloss (59.), Flekken aber hielt.
Kwasnioks Entscheidungen waren nach den Eindrücken der ersten Hälfte folgerichtig. „Wir hatten keine guten Phasen im Ballbesitz. Dann müssen leider oftmals gute Fußballer weichen. Mein Job ist es, Spiele zu gewinnen. Das ist uns leider trotzdem nicht gelungen“, sagte der Trainer später etwas gequält.
Kwasniok blieb bei seiner sehr grundsätzlichen Kritik. „Geist und Beine“ seiner Leute seien nicht gut genug gewesen, erklärte er, „wir wollten hoch anlaufen, dafür waren wir nicht gut genug“. Das überraschte, denn am Tag vor der Partie hatte Kwasniok noch erklärt, eine Mannschaft von der spielerischen Qualität der Leverkusener könne man kaum effektiv anlaufen, zumal auf einem „perfekten Rasen“. Tatsächlich hatten die Kölner dann eher abwartend gespielt und dabei ausgesehen, als folgten sie dem Plan ihres Trainers.

FC-Trainer Lukas Kwasniok war am Samstag enttäuscht vom Spiel seiner Mannschaft in Leverkusen.
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Als El Mala nach 20 Minuten beinahe das 1:0 für Waldschmidt aufgelegt hätte, schien es, als könnte Köln mit dem lauernden Ansatz etwas mitnehmen. Erst recht, als Waldschmidt nach einer knappen halben Stunde aus spitzem Winkel an Flekken scheiterte. Doch auch das hatte Kwasniok vor der Partie gesagt: Gegen die Leverkusener, die an Dominanz und Ballbesitz gewöhnt sind, müsse man im Ballbesitz mutig auftreten, mit Wucht.
Mut zeigte allerdings beinahe ausschließlich Jakub Kaminski. Bei seinen Sprintfolgen durch sämtliche Kölner Mannschaftsteile ließ er keine Gelegenheit aus, die Mitspieler zu mehr Elan aufzurufen – verzweifelte dabei jedoch sichtbar. Die Kölner waren an diesem Abend nicht zu emotionalisieren, was laut Kwasniok nicht an der Abwesenheit eines Teils ihrer Fans lag: „Auch wenn hier Full House gewesen wäre, wäre das Ergebnis nicht anders ausgefallen.“
Auch der Wechsel zum Kick and Rush in der zweiten Halbzeit brachte keinen Erfolg. Als Said El Mala wegen muskulärer Beschwerden vom Platz ging, war es um die Kölner Hoffnungen geschehen. Es sei darum gegangen, „kein Risiko einzugehen“, erläuterte Kwasniok hinterher.
Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt noch fünf Punkte, doch der Blick auf die Tabelle bedeutet Kwasniok nicht viel. „Das sind Momentaufnahmen wie in der Politik, wenn Umfragen gestartet werden und die Wahl dann ganz anders ausfällt. Bei uns wird am 34. Spieltag abgerechnet“, sagte der Trainer: „Wir haben uns zu Saisonbeginn ein Polster aufgebaut. Dennoch würde es uns guttun, wenn wir wieder mal dreifach punkteten. Um in dieser Liga zu bleiben, werden wir ungefähr zehn Siege brauchen. Wir haben jetzt vier, brauchen also noch sechs. Das ist machbar, aber schwierig.“


