Kommentar nach dem irren 2:1-SiegDieses Erlebnis kann etwas beim 1. FC Köln auslösen

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Die Spieler des 1. FC Köln bilden nach dem 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum einen Kreis.

Echte Einheit: Die Kölner Mannschaft nach dem 2:1-Sieg gegen Bochum

Der Druck bleibt immens. Doch die Hoffnung ist berechtigt, dass der 2:1-Sieg gegen Bochum eine Art Initialzündung im Abstiegskampf war.

Aus der Kabine der Kölner Profis drang nach dem Abpfiff und dem bisher glücklichsten Sieg dieser Saison der Song „Halleluja“ von Brings nach draußen. Er passte perfekt zu diesem wundersamen Nachmittag in Müngersdorf. Halleluja – ein kraftvoller Ausruf des Staunens und der Begeisterung. Und in der Tat war beim 2:1-Sieg des 1. FC Köln gegen Bochum auch eine gehörige Portion himmlischen Beistands dabei. Aber natürlich nicht nur.

Eine Woche nach Ostern ist der FC in der Nachspielzeit sportlich wiederauferstanden. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz stand nach dem 0:1 mit dem Rücken zur Wand. Der Druck war gewaltig, und wahrscheinlich bei allen in Müngersdorf machte sich Abstiegsangst breit. Die Stimmung drohte nach einem Vortrag, der spielerisch am Rande der Zumutung war, erstmals in dieser Saison zu kippen. Der FC traf ja nicht auf ein famoses Team wie Leverkusen, sondern auf einen verunsicherten und ebenfalls schwach aufspielenden Tabellen-15. Und hätte der FC das Keller-Duell verloren, er wäre möglicherweise vorentscheidend abgeschlagen gewesen. Um 17.15 Uhr war Köln virtuell Zweitliga-Duellen am Samstag um 13 Uhr in Elversberg und Wiesbaden näher als Erstliga-Fußball in München oder Dortmund.

1. FC Köln: Teamspirit, Zusammenhalt und Wille können manches Defizit ausgleichen

Doch erneut bewies die Kölner Mannschaft Moral. Man kann ihr einiges vorwerfen, eines nicht: Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen. Und stemmt sich gegen alle Widerstände. Ein Team, eine Einheit. Spirit, Zusammenhalt und Wille können manches Defizit ausgleichen. Und diese Prädikate sind Trümpfe im Kampf um den Klassenerhalt. Es waren die Joker, die für den FC stachen. Dieser Sieg, diese Emotionen und Gänsehaut-Momente nach dem Siegtreffer und Abpfiff, als das Stadium zum Jubelhaus geworden war, entfachten eine unglaubliche Wucht. Eine Wucht, die es nicht bei vielen Vereinen gibt. Nach dem 1:1 hatten die Fans die Mannschaft zum Sieg getrieben. Sie hatten sie sogar zum Sieg geschrien. Die leidgeprüften Anhänger in der Arena standen mit Hingabe hinter ihrer Mannschaft. Nicht nur die Fans, sondern sogar einige Profis waren nach dem späten Sieg so ergriffen, dass sie weinten. Er war wie eine Erlösung.

Solch ein Erlebnis kann etwas mit einer Mannschaft machen. Das ist zumindest die berechtigte Hoffnung. Von einem Wendepunkt wollen wir nicht sprechen, dafür verlief die Saison bisher einfach zu schlecht, dafür sind die Aussichten auch im Hinblick auf die kommende Spielzeit mit der Transfersperre zu trübe. Doch jetzt geht es einzig und allein um den Klassenerhalt, um das sportliche Überleben in der Bundesliga. Dafür müssen weitere Siege folgen, der FC ist jetzt nicht im gesicherten Mittelfeld, sondern weiterhin Vorletzter. Der Druck bleibt also hoch. Oder um es mit einem weiteren Song von Brings auszudrücken: „Su lang mer noch am Lääve sin.“ Doch das Erlebte könnte der Mannschaft einen mentalen Schub verleihen und somit die Initialzündung für den Endspurt sein. Halleluja!

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