Kommentar zur DFL-EntscheidungOhne die Fans geht es nicht – und das ist ein gutes Zeichen

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Die Fans des 1. FC Köln haben sich wie ihr Verein deutlich gegen die Investorensuche der Deutschen Fußball-Liga positioniert.

Die Fans des 1. FC Köln haben sich wie ihr Verein deutlich gegen die Investorensuche der Deutschen Fußball-Liga positioniert.

Die Deutsche Fußball-Liga hat den Prozess der Investorensuche schlecht moderiert, dass die Proteste zum Erfolg geführt haben, ist eine gute Nachricht für den deutschen Fußball. 

Der Milliardendeal ist geplatzt, die DFL wird keine Anteile an den Medienerlösen der nächsten 20 Jahre verkaufen. Eine „erfolgreiche Fortführung des Prozesses sei nicht mehr möglich“, teilte die Liga mit. Und verkannte dabei, dass der Prozess von Beginn an keine Aussichten auf Erfolg gehabt hatte. Dafür war er viel zu schlecht aufgesetzt.

Schon die erste Abstimmung im Mai 2023 war gegen die Investorenpläne ausgefallen, was vor allem an einer absurd schlechten Kommunikation gelegen hatte. Damals war bis zuletzt unklar, wofür das Geld überhaupt eingesetzt und wie es verteilt werden sollte. Auf dieser Wissensbasis hatten sich viele Klubs außerstande gesehen, ihren Fans den Eindruck eines seriösen Verfahrens zu vermitteln. Und ohne Fans würde es nicht gehen, den Vernünftigen der Branche war das früh klar.

Der Kapitalbedarf bleibt, doch das Geld muss aus anderen Quellen kommen

Die zweite Abstimmung geriet vernünftiger, erreichte 24 der 36 Stimmen und damit zwar exakt die geforderte Zwei-Drittel-Mehrheit. Doch das enge Votum hatte seine Schwächen, darunter jene, dass unnötigerweise geheim abgestimmt wurde. Dass Hannovers Martin Kind gegen den Auftrag seines Vereins eine „Ja“-Stimme abgegeben haben könnte, rüttelte an der 50+1-Regel, nach der stets der Verein das letzte Wort haben muss. Es drohte eine Phase fehlender Rechtssicherheit.

Unstrittig ist, dass der deutsche Profifußball Geld braucht, wenn er sein Geschäftsmodell modernisieren will. Dieses Geld wird sich die Liga nun anderweitig zu besorgen versuchen, und nichts spricht dagegen. Allerdings sollten sich die Verantwortlichen beim nächsten Mal größere Mühe geben, den Prozess des Geldbeschaffens transparent und vertrauenswürdig zu gestalten.

Dem Stadionpublikum kommt im Fußball eine besondere Rolle zu, denn ihre Stimmung gehört zum Produkt, macht einen großen Teil der Faszination aus. Insofern war es richtig, dass die Fans auf ihrer Teilhabe bestanden – und dass sie gehört wurden. Es war ein gewaltfreier Protest, der nicht als Absage an den Kommerz missverstanden werden darf. Denn der Kommerz mit seinen Exzessen gehört längst untrennbar zum Profifußball, das wissen die Fans allzu gut. Allerdings musste man kein Ultra sein, um die nun gottlob beendeten Verhandlungen mit einem Kapitalgeber als Schritt in die falsche Richtung zu beurteilen.

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