Nach dem Pokal-DebakelAchim Beierlorzer will nicht schuld sein

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Achim Beierlorzer am Mittwochmorgen auf dem Trainingsplatz

  • Nach dem Pokal-Aus richten die Kölner den Blick bereits auf das Derby in Düsseldorf.
  • Achim Beierlorzer ist nicht bereit, die Schuld für das Debakel zu übernehmen.
  • Mit einer Niederlage in Düsseldorf wäre der Kölner Fehlstart endgültig perfekt.

Köln – Am Mittwoch war die Trauerarbeit schon in Teilen absolviert, im Profifußball geht es schließlich immer weiter, zumal in einer Englischen Woche. Die Videoanalyse des traumatischen 2:3 in Saarbrücken hatte die Mannschaft des 1. FC Köln bereits am Morgen über sich ergehen lassen müssen, schließlich steht bereits am Sonntag (15.30 Uhr) in Düsseldorf ein nicht nur wegen der regionalen Konkurrenzsituation wichtiges Duell an. Auch mit Blick auf die Tabelle sollte der Drittletzte beim punktgleichen Tabellen-14. dringend  gewinnen, um den Anschluss ans Mittelfeld nicht zu verlieren. „Wir müssen uns gleich wieder straffen, denn wir können am Sonntag nicht mit Jammern und Wehklagen unterwegs sein“, sprach Achim Beierlorzer in die Morgenkühle.

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Viel zu analysieren gab es nach dem Auftritt an der Saar nicht. Die Kölner Mannschaft war nicht entschlossen genug aufgetreten, um ein Fußballspiel gewinnen zu können, und sei es gegen eine Regionalliga-Mannschaft. Ohne intensive Läufe, ohne Zweikampfverhalten und ohne eine auch nur halbwegs sinnvolle Aufteilung der Defensivarbeit verliert man in jedem System und in jeder personellen Besetzung. „Wir haben die Momente nicht genutzt, in die Tiefe zu gehen. Das haben wir der Mannschaft noch gezeigt. Wenn es mal gelungen ist, hatten wir Torchancen“, berichtete Beierlorzer.

„Schuh nicht anziehen“

Dass die Kölner nach sechs personellen Umstellungen und einem Wechsel der Formation überfordert waren, wollte Beierlorzer nicht gelten lassen. „Den Schuh muss ich mir nicht anziehen“, sagte er und deutete immerhin an, dass er nicht bereit ist, sich bedingungslos vor eine Mannschaft zu stellen, deren Kern ihn nun ebenso scheitern lassen könnte wie schon seinen Vorgänger. Die Verantwortung übernahm er, doch gleich die Schuld auf sich nehmen? Nach einer Niederlage gegen einen Regionalligisten? So weit ist der Trainer längst nicht. Beierlorzer hatte die Saarbrücker vor dem Spiel ebenso intensiv analysiert wie gelobt, er nannte das am Mittwochmorgen einen Akt des Respekts gegenüber dem Gegner. Bei aller Formstärke der Saarbrücker  sei es dennoch jedem seiner Spieler zuzutrauen gewesen, „Saarbrücken zu besiegen“, befand er.

Betroffen und enttäuscht

Die Mannschaft sei betroffen, enttäuscht, „das müssen wir auch sein“, sagte Beierlorzer. Schon am Sonntag (15.30 Uhr) im Duell mit Fortuna Düsseldorf brauchen die Kölner aber wieder das Selbstvertrauen, um den vollständigen Fehlstart zu verhindern. Zehn Punkte aus zehn Spielen wären noch immer ziemlich durchwachsen, nach einer Niederlage wären es sieben aus zehn – und der Fehlstart komplett. Die volle Attacke auf seine Spieler verkniff sich Beierlorzer daher zumindest öffentlich, im Einzelgespräch dürfte er deutlicher geworden sein. „Das ist meine Mannschaft. Weil wir verlieren, werde ich nicht meinen Frust auf die Spieler abladen“, sagt er.

Banger Blick auf das Derby

Dass nach einer Niederlage in Düsseldorf er selbst ins Zentrum der Debatte geraten würde, beschäftigt ihn vorerst nicht weiter. „Man kann sagen, dass es am Trainer liegt und der Trainer es nicht schafft. Aber das haben andere zu entscheiden“, sagt Beierlorzer, der sich und seine Mannschaft nach dem 1:1 bei Schalke 04 und dem Sieg über Paderborn auf dem richtigen Weg gesehen hatte. Dann aber der Rückschlag in Mainz und nun das Desaster in Saarbrücken. „Wir wollten unbedingt in die Erfolgsspur und waren auch ein bisschen dran. Das ist ein Vorwurf, den ich der Mannschaft mache. Wir haben zugelassen, dass wir ein großes Down erlebt haben. Das ist alles andere als hilfreich. Wir müssen jetzt mental noch stärker sein.“ Das gilt auch für den Trainer, der den Druck von sich fernhalten will. „Ich weiß, was wirklich wichtig ist im Leben. Meine Familie hilft mir. Ich habe meine Mechanismen und weiß, was gut für mich ist. Auf der anderen Seite stelle ich mich der Aufgabe. Man hat mir hier das Vertrauen gegeben, darum ist es meine Aufgabe, die Mannschaft zu entwickeln und ihr zu zeigen, was wir gestern verpasst haben.“

Zuletzt hatte die Entwicklung gestockt. Jorge Meré etwa, der spanische Innenverteidiger, präsentierte sich in seinem ersten Einsatz seit seiner Roten Karte am sechsten Spieltag gegen Hertha BSC extrem wackelig, beinahe desinteressiert. Auch Anthony Modeste war kaum am Spiel beteiligt, bis ihn der Trainer zur zweiten Halbzeit ersetzte. „So richtig erklären kann ich es nicht“, sagte Beierlorzer: „Ich hätte mir von beiden ein gutes Spiel gewünscht. Für den Außenstehenden mag es wie Lustlosigkeit anmuten. Aber die erkenne ich gar nicht. Das ist der völlig falsche Begriff.“

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