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Prestige und GeldDas Kölner Alles-oder-nichts-Spiel

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Konzentriert: Kölns Mittelfeldspieler Eric Martel und Trainer Steffen Baumgart während der Uefa-Pressekonferenz

Köln – Es knistert bei der Mannschaft, beim ganzen Verein und bei den vielen Fans des 1. FC Köln. Es liegt Anspannung in der Luft vor dem „Endspiel“ um das Weiterkommen in der Conference League am Donnerstag (21 Uhr, RTL live) gegen den OGC Nizza. „Wir freuen uns alle auf das Spiel, unser Ziel ist das Überwintern in Europa“, sagt Steffen Baumgart, der Trainer der Kölner.

Für den jungen Mittelfeldspieler Eric Martel ist die letzte Gruppenpartie sicherlich das bisherige Karriere-Highlight. „Das sind die Spiele, für die man Fußball spielt. Es geht um alles oder nichts. Mit den Fans im Rücken wird das morgen ein richtig geiles Spiel“, meint der 20-Jährige.

Vieles ist angerichtet für einen denkwürdigen Fußballabend in Müngersdorf: Fast 50.000 Zuschauer in einem bis auf den Gästebereich ausverkauften Rhein-Energie-Stadion, die nach den schlimmen Vorkommnissen im Hinspiel für eine faszinierende und hoffentlich friedliche Atmosphäre sorgen und ihre Mannschaft nach vorne tragen wollen. Dazu eine hochspannende Tabellenkonstellation in Gruppe D, in der den Ersten (Belgrad) und den Dritten (Köln) gerade einmal ein Punkt trennen. Fest steht: Nur bei einem Sieg überwintert der FC in Europa – zum ersten Mal übrigens seit 1990.

Nizza „bester Gruppengegner"

Der Gegner stellt sich allerdings mit einer starken Form im Kölner Stadion vor. Der schlecht in die Saison gestartete OGC ist seit sieben Pflichtspielen ungeschlagen. „Wir gehen davon aus, dass Nizza stärker auftritt als im Hinspiel (1:1, d. Red.). Wir spielen gegen die beste Mannschaft dieser Gruppe, aber das sollte uns nicht interessieren“, sagt Baumgart. Auf jeden Fall haben die Südfranzosen, die vom früheren Gladbach-Trainer Lucien Favre trainiert werden, den Kader mit den namhaftesten Akteuren wie Torwart Kasper Schmeichel, Ex-Bundesligaprofi Dante, Aaron Ramsey oder Khéphren Thuram.

Während Nizza kaum Ausfälle zu beklagen hat, bleibt die Personallage beim FC indes sehr angespannt. Beim Abschlusstraining am Mittwoch gab es immerhin eine gute Nachricht, aber auch zwei Sorgenfälle: Ellyes Skhiri ist wieder einsatzfähig. Die Einheit absolvierte der so wichtige Mittelfeldspieler mit einer Spezialmaske. „Ellyes steht wieder zur Verfügung. Er hat ohne Probleme mit der Maske trainiert“, sagt Baumgart. Der Tunesier hatte sich beim 1:0-Sieg am vergangenen Freitag beim 1. FC Slovácko einen Jochbeinbruch zugezogen. Am Sonntag gegen Hoffenheim fiel der 27-Jährige noch aus, doch nun kann Baumgart wieder auf Skhiri zählen, der gegen die Südfranzosen besonders motiviert sein sollte, schließlich wurde er im rund 300 Kilometer entfernten Lunel geboren.

Skhiris Comeback wäre auch deshalb besonders wichtig, da Jonas Hector weiter nicht einsatzfähig ist. Der Kapitän muss wegen Problemen im Sprunggelenk seit Mitte vergangener Woche passen.

Uth kommt erst 2023 zurück

Auch Mark Uth fehlte im Abschlusstraining, ihn plagen weiterhin Schmerzen am Schambein. Der gebürtige Kölner wird sogar erst wieder nach der Winterpause zurückerwartet, teilt der FC-Trainer mit: „Marks Verletzung ist nicht besser geworden. Es liegt nicht an seiner OP. Aber er kann nicht schmerzfrei trainieren, deshalb haben wir beschlossen, einen Schritt zurückzugehen und einen Cut zu machen.“

Baumgart gehen die Offensiv-Optionen aus. Am Dienstag bestätigten sich bei Florian Dietz die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Der Stürmer hatte sich gegen Hoffenheim einen Kreuzbandriss zugezogen und wurde bereits am Mittwoch operiert. Neben Dietz und Uth fehlen den Kölnern weiterhin auch Sebastian Andersson und Tim Lemperle. Aber es gibt auch Lichtblicke: Außen Jan Thielmann mischte wieder im Training mit und ist zumindest eine Kader-Option. Auch Verteidiger Jeff Chabot und Mittelfeldspieler Mathias Olesen stehen dem Trainer wieder zur Verfügung.

Viel Geld steht auf dem Spiel

Am Donnerstag geht es zudem um viel Geld, erst recht für den finanziell stark angeschlagenen 1. FC Köln. Die Uefa schüttet für jeden Sieg in der Gruppenphase 500.000 Euro aus. Für den Tabellenersten gibt es zusätzlich 650.000 Euro, für die Achtelfinal-Teilnahme 600.000 Euro. Platz eins ist allerdings nur mit Schützenhilfe möglich. Die Gruppen-Zweiten erhalten jeweils 325.000 Euro plus 300.000 Euro für das Erreichen der Zwischenrunde (16./23. Februar 2023). In dieser könnte der FC aber mit zusätzlichen Zuschauereinnahmen kalkulieren, ein ausverkauftes Stadion spült dem Klub rund 1,8 Millionen Euro in die Kassen. Um in der Winterpause doch noch mal gezielt auf dem Transfermarkt tätig werden zu können, sind die Kölner auf diese Einnahmen angewiesen.

Doch das ist alles noch nicht greifbar. Der FC muss erst einmal die schwierige Heimaufgabe siegreich bewältigen. Und Personalsorgen hin oder her: Getreu seiner Philosophie kündigte Steffen Baumgart einen von Anfang an offensiven und leidenschaftlichen FC an: „Wir spielen Vollgas nach vorne, und dann schauen wir, was dabei herauskommt.“

Mögliche Aufstellungen:

1. FC Köln: 1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Hübers, Pedersen - Skhiri, Martel - Maina, Duda, Kainz - Tigges.- OGC Nizza: Schmeichel - Lotomba, Bard, Dante, Bryan - Boudaoui, Thuram, Beka Beka - Laborde, Pépé, Diop.- Schiedsrichter: Soto Grado (Spanien).