Beim 1. FC Köln werden bereits Lobeshymnen auf den „besten Spieler“ angestimmt. Alles spricht dafür, dass der Aufsteiger den Polen fest verpflichtet.
Sagenhafte EntwicklungJakub Kaminski: Vom Mitläufer in Wolfsburg zum gefeierten Mann in Köln

Jakub Kaminski jubelt nach seinem Treffer für den 1. FC Köln zum 4:1-Endstand gegen den Hamburger SV.
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Womöglich hat Sebastian Schindzielorz doch noch ein kleines Herz für den 1. FC Köln, für den der heute 46-Jährige selbst drei Spielzeiten lang gespielt hatte. Das ist zwar fast 20 Jahre her. Doch den Deal mit Jakub Kaminski, den der Sportdirektor des VfL Wolfsburg vor der Saison mit dem FC ausgehandelt hat, scheint nur ein guter für die Kölner zu sein.
Beim Bundesliga-Aufsteiger ist der vielseitige Pole aufgeblüht. Und das ist noch fast untertrieben: Bis dato ist der 23-Jährige neben Senkrechtstarter Said El Mala der am meisten herausstechende Kölner Spieler. Beim 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV legte Kaminski den nächsten Gala-Auftritt hin: Der Mittelfeldspieler war erneut kaum zu stoppen, spulte ein enormes Laufpensum ab, zog 29 Sprints an. Und sorgte mit El Mala für die Vorentscheidung: Erst bereitete er in der Nachspielzeit das 3:1 des 19-Jährigen toll vor, dann belohnte er sich mit dem Tor zum 4:1 nach Zuspiel von El Mala noch selbst. Unterm Strich stehen bisher vier Saisontreffer für den Nationalspieler, der das Toreschießen fast verlernt hatte.
1. FC Köln: Kaminski in Wolfsburg in zwei Saisons ohne Tor und Vorlage
Man muss sich das einmal vorstellen: Kaminski, der 2022 für über zehn Millionen Ablöse als gehyptes Talent von Lech Posen zum VfL Wolfsburg gewechselt war, hatte in den vergangenen beiden Spielzeiten für die Niedersachsen nicht einen Treffer erzielt oder vorbereitet. Sicherlich war er in Wolfsburg längst nicht in der Form, die er in Köln nun hat, stagnierte vielmehr, zudem hatte er auch mit Verletzungen zu kämpfen. Doch vor allem vermisste er bei den „Wölfen“ das Vertrauen, die Rückendeckung. Erst unter Trainer Niko Kovac, dann aber noch mehr unter Coach Ralph Hasenhüttl, der längst auch wieder Geschichte beim VfL ist. 2023/24 und 2024/25 stand er insgesamt nur 16-mal in der Startelf, 21-mal gehörte er zwar dem Kader ebenfalls an, spielte aber keine einzige Minute.
„Bevor ich nach Köln kam, habe ich mit Trainer Lukas Kwasniok gesprochen, dass ich einfach dieses Vertrauen brauche, auf ein, zwei Positionen zu spielen“, erklärte der Rechtsfüßer kürzlich, der von der Kulisse im ersten Heimspiel beeindruckt war: „Das ist ganz anders als in Wolfsburg muss ich sagen. Die Stimmung, die Leute sind alle verrückt, aber ich mag das. “ Nach dem 4:1-Sieg gegen den HSV schwärmte Kwasniok von seinem Offensivallrounder, den er auf der rechten Schiene statt auf der linken Seite aufgestellt hatte: „Er ist unser bester Spieler!“ Kaminski sei zudem „demütig und extrem lernwillig“ sei. „Jakub war der entscheidende Mann am heutigen Tag, weil er unser Spiel verändert hat. Wir hatten schon in Vergangenheit Schwierigkeiten über rechts den Spielvortrag nach vorne zu bringen. Das wollten wir heute schaffen“, erklärte Kwasniok, der sich mit Kaminski auch auf Polnisch unterhält. Beide sind gebürtige Schlesier.
FC wird fast sicher im kommenden Sommer die Kaufoption ziehen
Kaminski sagte nach dem Abpfiff, dass es für ihn „scheißegal“ sei, wo er spiele, Hauptsache sei, dass er spiele. Und zu seiner eigenen Leistung befand er: „In der ersten Halbzeit war ich wirklich gut, im zweiten Durchgang hatte ich ein paar Probleme mit Dompé. Im Verteidigen war ich nicht zu 100 Prozent da.“ Kleiner Makel: Das 1:2 ging auch mit auf seine Kappe. Dafür war er offensiv nicht zu bremsen: „Ich kann 90 Minuten laufen, das ist kein Problem für mich. Ich bin Nationalspieler, ich habe die Qualität, das 90 Minuten zu machen“, sagte Kaminski. Auch für den FC-Sportdirektor war Kaminski herausragend. „Der beste Mann auf dem Platz hat den Deckel drauf gemacht. Es ist toll, dass er das immer annimmt, was der Trainer ihm sagt. Das hat mir heute extrem gut gefallen“, lobte Thomas Kessler.
Zurück zum Deal, zum Leihvertrag des FC mit dem VfL Wolfsburg. In diesem ist eine Kaufoption für die Kölner verankert, die im kommenden Sommer im Fall des FC-Klassenerhalts zu einer Kaufpflicht wird, die bei rund 5,5 Millionen Euro liegen soll. Der Vertrag würde sich dann bis 2029 verlängern. Noch hat der FC diese nicht gezogen, bestätigte Kessler. Doch er wird es noch tun, das dürfte wohl außer Frage stehen.

