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Vorstandswahlen beim 1. FC KölnDie Kurve empfiehlt Stobbes Team

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Konfettishow der Kölner Fans auf der Südtribüne vor dem Spiel gegen Münster im April 2025.

Konfettishow der Kölner Fans auf der Südtribüne vor dem Spiel gegen Münster im April 2025. 

Am Samstag kommen die Mitglieder des 1. FC Köln zur jährlichen Versammlung zusammen. Der Verbund „Südkurve e.V.“ legt sich fest.

Der Kampf um die Macht im Geißbockheim geht in die finale Woche. Am Samstag (ab 11 Uhr) hält der 1. FC Köln seine Mitgliederversammlung ab – erstmals im Rhein-Energie-Stadion. Um 9 Uhr öffnen die Tore. Der Ort soll helfen, mehr FC-Mitglieder für eine Teilnahme zu begeistern. Auch der Termin an einem Samstag könnte dazu führen, dass mehr Menschen zur Wahl erscheinen als in der Vergangenheit. Allerdings haben viele Menschen am Wochenende noch weniger Zeit als an einem Mittwoch: Wer auf dem Heimweg von der Arbeit eine Mitgliederversammlung besuchen möchte, ist ohnehin schon unterwegs – und muss allenfalls zusehen, am nächsten Morgen nach einer kurzen Nacht rechtzeitig wach zu sein. Samstags dagegen ruft die Familie, gibt es Freizeitverpflichtungen. Es hat in der Vergangenheit Versuche gegeben, die Versammlung attraktiver zu machen, indem man sie auf das Wochenende legte. Doch das brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Die höchsten Teilnehmerzahlen gab es in den Jahren, in denen der Vorstand Geschenke verteilen ließ.

Alle FC-Mitglieder ab 16 Jahren sind stimmberechtigt und können den neuen Vorstand des 1. Fußball-Club Köln 01/07 e.V. wählen. Erstmals haben die Fans die Wahl zwischen mehreren Teams. Wer wollte, konnte sich in den vergangenen Monaten ein umfassendes Bild der drei Präsidentschaftskandidaten und ihrer Mitstreiter machen. Sven-Georg Adenauer, Jörn Stobbe und Wilke Stroman haben sich nicht nur in persönlichen Gesprächen den Mitgliedern gestellt. Sie haben auch medial Beachtliches geleistet, indem sie für Interviews, Podcasts und nicht zuletzt mehrere Podiumsdiskussionen zur Verfügung standen. Die Ernsthaftigkeit aller drei Kandidaturen steht außer Frage.

Es gibt einige Besonderheiten bei einer Mitgliederversammlung des 1. FC Köln, die es schwierig machen, den Ausgang vorherzusagen. Weder gibt es belastbare Umfrageergebnisse. Noch weiß man, wie viele Mitglieder überhaupt erscheinen werden. In den Jahren, in denen der FC Kapuzenpullover an seine Fans verteilte, bediente man sich eines Kniffs, indem man die Mitglieder zur besseren Planbarkeit vorab fragte, welche Größe sie trügen. Da machten die Leute gern mit – und gaben gleichzeitig eine relativ verbindliche Zusage.

Seid alle dabei, diskutiert mit, aber bleibt sachlich und verhaltet euch respektvoll
Wahlaufruf des Bündnisses „Südkurve Köln e.V."

Diesmal bat der Klub per Mail um Anmeldungen, 7000 kündigten ihr Kommen an. Allerdings ist eine solche Zusage schnell formuliert. Ob die Mitglieder dann tatsächlich den Weg nach Müngersdorf finden, steht dahin.

In den vergangenen Tagen gab es mehrere öffentliche Äußerungen relevanter Gruppen. Der Mitgliederrat, der das Team um Jörn Stobbe nominiert hat, steht wenig überraschend nach wie vor zu seiner Wahl. Zuletzt äußerte auch der Beirat seine Unterstützung. Das Gremium hatte jeweils etwa 45-minütige Gespräche mit den Kandidaten geführt und anschließend aus den Eindrücken dieser Termine sowie den Einschätzungen anhand der öffentlichen Auftritte eine Empfehlung abgeben. Die fiel ebenfalls auf Stobbes Team.

Stephan Schell, Vorsitzender des Verbunds „Südkurve Köln e.V.“

Stephan Schell, Vorsitzender des Verbunds „Südkurve Köln e.V.“

Zum Wochenende gab schließlich die einflussreichste Fangruppe eine Einschätzung ab: Der Verbund „Südkurve Köln e.V.“, in dem vor allem die Aktive Fanszene organisiert ist, sprach sich ebenfalls für Stobbe aus. Man habe „monatelang die Inhalte aller Kandidatenteams intensiv geprüft, die jeweilige strategische Ausrichtungen unter die Lupe genommen und die Auftritte bei Fanklubs, in Podcasts und in den Medien verfolgt“, hieß es da. Alle Vorstandsteams seien zum persönlichen Austausch bereit gewesen. Anschließend sei man zu dem Schluss gekommen, dass das Team um Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann „die notwendigen Kriterien erfüllt, um den 1. FC Köln als Vorstand führen zu können“.

Gleichzeitig rief die Szene dazu auf, zahlreich zur Versammlung zu erscheinen. „Seid alle dabei, diskutiert mit, aber bleibt sachlich und verhaltet euch respektvoll“, hieß es auf der Internetpräsenz der „Südkurve“. Das ist ein interessantes Detail, denn rein objektiv sinkt der Einfluss des harten Kerns der Fanszene, wenn viele Menschen zur Versammlung kommen.

Bei der Wahl zum Mitgliederrat im vergangenen Jahr etwa hatte die Südkurve zwölf Kandidaten zur Wahl empfohlen, die dann sämtlich ins Amt gekommen waren. Kein Bewerber hatte es ohne Empfehlung der Südkurve geschafft, dadurch blieben drei Plätze im Gremium unbesetzt.

„Definitiv nicht das Team der Ultras“

Die 500 bis 1000 Stimmen der Szene verlieren allerdings an Gewicht, wenn statt wie zuletzt 1500 Mitgliedern plötzlich 5000 und mehr erscheinen. Stephan Schell, der Vorsitzende von „Südkurve e.V.“, trat zuletzt der Annahme entgegen, die Ultra-Fans des 1. FC Köln versuchten, den Verein unter ihre Kontrolle zu bringen. Im Podcast „FC-Thekenphilosophen“ beschrieb Schell, dass der Einfluss auf den Mitgliederrat so groß gar nicht sei. Im Gegenteil habe sich sogar ein langjähriges Mitglied ihrer größten Gruppierung „Wilde Horde“ um einen Präsidiumsposten beworben. Doch diese Person sei nicht genommen worden. „Der Mitgliederrat hat es abgelehnt. Hätten wir diese Person in einem der Teams gehabt, könnten wir sagen, wir hätten ein Team der Ultras“, sagte Schell. Man habe die Entscheidung des Mitgliederrates akzeptiert: „Die Argumente waren ja auch richtig.“ Zukünftig könne er sich aber vorstellen, dass ein Kandidat aus der Fanszene auch im Vorstand sitzen könnte. Zum Präsidentenkandidaten Stobbe sagte Schell, er habe „noch die ein oder anderen Fragezeichen“. Die Südkurve werde das Team auch nach der Wahl kritisch begleiten, sagte Schell, und stellte fest: „Das Team der Ultras sind sie definitiv nicht.“ Über Sven Adenauers Trio denke er dagegen „keine zwei Sekunden nach“.

Das Team des Unternehmers Wilke Stroman, für den zuletzt Lukas Podolski im „Kölner Stadt-Anzeiger“ geworben hatte, favorisiert Schell trotz seiner engen Bande zum Kölner Weltmeister von 2014 nicht. Dessen Mitbewerber Carsten Wettich „hatte sechs Jahre lang Zeit, die Dinge umzusetzen, was nur teilweise geklappt hat. Das ist mir einfach zu wenig. Bei den anderen Personen ist mir zu wenig Inhalt bei, dass ich sagen kann, dass es das Beste für den 1. FC Köln ist.“