0:1 gegen Wolfsburg1. FC Köln verliert nach erneut geschlossenem Auftritt

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Czichos am Boden

FC-Innenverteidiger Raphael Czichos geht nach der Niederlage in Wolfsburg zu Boden.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln ist im Kampf um den Klassenerhalt trotz einer erneut ehrbaren Leistung weiter ins Hintertreffen geraten. Am Samstagnachmittag spielten die Kölner beim derzeit überragend auftretenden VfL Wolfsburg zwar eine bemerkenswerte erste Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel konnte der FC das Niveau jedoch nicht halten, Wolfsburg kam stärker auf und erzielte durch Josip Brekalo in der 69. Minute den entscheidenden Treffer.

Das Tor

Die Kölner Defensive hatte sich mehr als eine Stunde lang mit größtem Einsatz in jeden Ball geworfen. Dann aber schaffte es Wout Weghorst im Sitzen, den Ball aus einer Konfusion gegen eine deutliche Kölner Übermacht auf Brekalo abzulegen, der ohne Gegenspieler ins lange Eck traf. Ehizibue, der eingerückt war, fälschte den Ball noch ab. Ein „extrem bitteres Tor“, kommentierte Abwehrchef Rafael Czichos, und weiter: „Viel Pingpong, wenig gewollt – aber am Ende auch Qualität, wenn du den so reinmachst.“

Moment des Spiels

Dass der FC in dieser Saison enorme Schwierigkeiten hat, vor dem Tor des Gegners in Erscheinung zu treten, war auch gegen die heimstärkste Abwehr der Liga keine Überraschung, obgleich Markus Gisdol, indem er einmal mehr ohne Stürmer aufstellte, auch nicht unbedingt den Eindruck vermittelte, diesen Zustand mit Nachdruck ändern zu wollen.

Alles zum Thema Jonas Hector

Dass es dann Jonas Hector gelang, sich davonzuschleichen, im Zentrum aufzutauchen und nach Katterbachs Flanke den Ball mit dem schwächeren rechten Fuß an die Latte zu setzen, war eine hervorragende Offensivaktion. Dass sie nicht zum Torerfolg führte, war jedoch angesichts der Kölner Offensivschwäche schon beinahe spielentscheidend.

Spieler des Spiels

Kein Kölner Profi ragte am Samstag heraus, weder positiv noch negativ. Dennoch war es für einen FC-Spieler ein besonderer Tag: Florian Kainz schaffte es nach seiner Einwechslung in der 75. Minute zwar nicht mehr, die Kölner Offensive noch entscheidend zu beleben. Doch war es sein erstes Bundesligaspiel seit seiner schweren Knie-Operation im vergangenen Sommer – für den Österreicher ein Lichtblick an einem weiteren schwierigen Tag.

Das war gut

Die erste Halbzeit, in der die Kölner in jeder Hinsicht die bessere Mannschaft waren, den herausragend besetzten Gegner dominierten und durch Hector sogar die beste Torchance hatten.

Das war schlecht

Das Ergebnis, um es einfach zu formulieren. Und vor allem die Erwartbarkeit, mit der es zustande kam: Man musste kein großer Pessimist sein, um den Verlauf des Spiels vorauszusagen, und auch die Wolfsburger schienen zwar durchaus unzufrieden mit ihrem Auftritt. Aber nicht unbedingt in Panik: Sie mussten nur darauf warten, irgendwann das Tor zu schießen, denn Köln griff kaum an – auch nicht, als in der Schlussphase zahlreiche Offensivspieler eingewechselt waren.

Das sagen die Trainer

Oliver Glasner (VfL Wolfsburg): „Wir waren lange nicht so im Spiel, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber wir wussten, dass es nicht leicht wird. In der zweiten Halbzeit hatten wir deutlich mehr Kontrolle. Ich freue mich, dass Wout Weghorst auch als Vorbereiter immer besser in Schwung kommt.“

Markus Gisdol (1. FC Köln): „Unser Manko war heute die Effektivität. Aber insgesamt war unsere Leistung sogar ein bisschen besser als gut. Wir haben immer noch alles selbst in der Hand.“

Das sagen wir

Am Samstag beging Markus Gisdol ein kleines Jubiläum, die Partie in Wolfsburg war das 50. Bundesligaspiel des Trainers mit dem 1. FC Köln. Seit mehr als 500 Tagen ist er nun im Amt, in dieser Zeit hat er einen Schnitt von 1,09 Punkten pro Partie geholt – kein Trainer, der sich über eine vergleichbar lange Zeit beim FC versuchen durfte, hat derart schlecht gepunktet.

Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Kölner mit Markus Gisdol in die nächste Saison gehen werden, doch stecken die Verantwortlichen in einem Dilemma: Obwohl aus dem Vorsprung auf die Abstiegsplätze längst ein Rückstand geworden ist, hat die Mannschaft noch alle Möglichkeiten. Gleichzeitig könnte eine Niederlage in einer Woche gegen Mainz das Kölner Schicksal besiegeln – dann wäre der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel womöglich schon verpasst.

Die Mannschaft tritt geschlossen auf, kämpft und befolgt den Plan ihres Trainers, der mit Fleiß und Integrität überzeugt. In Wolfsburg zeigte Köln womöglich eine der besten Leistungen unter Gisdol. Dieser Befund steht jedoch in vollständiger Diskrepanz zur tabellarischen Entwicklung – diese Diffuse Lage ist derzeit wohl die größte Bedrohung für die Kölner.

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