Kommentar zum Bierhoff-AusRichtige Entscheidung in der Stunde null

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Bei der Eröffnung der DFB-Akademie in Frankfurt blicken Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff in die Zukunft.

Hansi Flick (links) mit Oliver Bierhoff.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft durchlebt eine Krise auf mehreren Ebenen: sportlich, inhaltlich und in Bezug auf ihre Organisation. Jetzt geht Oliver Bierhoff. Zu Recht.

Die Verdienste, die sich Olivier Bierhoff um die deutsche Nationalelf als Funktionär erworben hat, sind groß. Die Liste der von ihm initiierten Infrastruktur, die in der DFB-Akademie mündete, ist lang. Und das Erklimmen des WM-Gipfels vor acht Jahren war gewiss dank der stimmigen flankierenden Maßnahmen (Quartier, Trainerteam, Schaffung von Harmonie) auch zu einem wichtigen Teil Bierhoffs Verdienst.

Zu lange an Löw festgehalten

Dass sich die Nationalelf nun aber in einer ähnlichen Stunde null wiederfindet, wie sie es zur Zeit des Aufbruchs zu Beginn der Ära Bierhoff mit Jürgen Klinsmann und Joachim Löw im Jahre 2004 war, hat gleichwohl zuvorderst mit einer Reihe von Managementfehlern des Mannes zu tun, der die eigentliche Nummer eins im Verband war.

Neben der durch Groß-Kommerzialisierung hervorgerufenen Entfremdung von der Basis, Sloganunfällen wie „Die Mannschaft“ oder, noch schlimmer: „Best Never Rest“ und inhaltsleeren Hashtags steht vor allem der Punkt Joachim Löw auf Bierhoffs Versäumnisliste.

Nach dem WM-Aus in der Vorrunde einer nicht mehr zu motivierenden „Die Mannschaft“ 2018 hatte es Bierhoff nicht fertiggebracht, sich von dem zu diesem Zeitpunkt überforderten und taktisch entblößten Löw zu trennen. Dass Löw sogar bei der EM 2021 noch im Amt war, hatte den Preis von drei Jahren Nationalelf-Mehltau. Vor der WM 2018 ließ Bierhoff zudem die Gündogan/Özil/Erdogan-Episode hilflos laufen, was in einem sportpolitischen Debakel mündete.

Bierhoff hat seinen Freund Hansi Flick vor gut einem Jahr zum Bundestrainer erhoben. Beide hatten sich die EM 2024 als Zukunftsvision ausgeguckt. Doch sie haben sich in Luftschlössern verloren, die von der Realität einer in Katar nicht konkurrenzfähigen und in der Abwehr katastrophal fehl besetzten Elf weggepustet wurden.

Flick liefert nicht

Flick erwies sich in Katar als schwacher und sogar schlechter Trainer, Bierhoff erneut als schwacher und sogar schlechter Manager, Stichwort One-Love-Binde. Sein Rücktritt ist also folgerichtig. Flick mag sich eine Zukunft im Job ohne Bierhoff nicht vorstellen.

Was verblüfft, weil Flick nach seiner misslungen WM-Performance eigentlich nicht in der Position ist, um Forderungen zu artikulieren. Weil er selbst als Bundestrainer infrage steht.

KStA abonnieren