Kommentar zu Müllers WortmeldungDie Nationalspieler haben nichts verstanden

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Thomas Müller kommt vor einem Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen den Oman ins Stadion und grüßt in Richtung Kamera.

Thomas Müller beim Testspiel der deutschen Mannschaft gegen den Oman am 15. November. Wer weiteres politisches Engagement vom DFB-Team erwarte, werde „enttäuscht“ werden, erklärte Müller nun.

Der „sportliche Traum“ soll nicht gefährdet werden. Das ist so absurd wie feige – und weckt ganz sicher nicht die vom DFB-Team erhoffte „Begeisterung“. 

Klischees über Fußball-Profis gibt es zur Genüge: Verwöhnt und abgehoben seien die Sport-Millionäre. Und außer Fußball hätten sie wenig im Kopf. Nun ja: Nach den aktuellen Aussagen mancher Nationalspieler könnte es schwierig werden, gegen die vermeintlichen Klischees zu argumentieren.

Ob Thomas Müller oder Joshua Kimmich – die Nationalspieler zeigen mit ihren Statements aus den letzten Tagen, dass sie verblüffend wenig verstanden haben. Und dass sich die Welt für sie vor allem um sie selbst zu drehen scheint.

Es wäre eine der wenigen Roten Karten, auf die man stolz sein könnte

Man könne nichts für den Austragungsort, wolle sich aber dennoch auf das Turnier freuen, hieß es von Kimmich. Müller legte noch einen drauf: Wer glaube, dass die DFB-Elf „sportliche Träume“ hinten anstelle, um ein politisches Zeichen zu setzen, „der wird enttäuscht sein“, erklärte der Routinier und klang dabei, als wäre es das normalste der Welt.

Dabei ist das absurd – selbst wenn die FIFA mit Platzverweisen statt nur mit Gelben Karten für jene drohen würde, die zum Beispiel mit der „One Love“-Kapitänsbinde ein Zeichen setzen wollen. Es wäre eine der wenigen Roten Karten, auf die man als Fußballer am Karriereende stolz sein könnte.

Wer bei Gegenwind umfällt, hatte nie vor, ein Zeichen zu setzen

Man würde also höchstens einen kleinen sportlichen Nachteil in Kauf nehmen – weil es die Sache wert ist. Grundsätzlich gilt zudem: Würden die nationalen Verbände und ihre Teams wirklich wollen, säßen sie am längeren Hebel – FIFA-Verbote hin oder her. Ohne Mannschaften gibt’s kein Turnier.

Doch dafür müsste einem die Sache eben etwas wert sein. Wer aber beim ersten leichten Gegenwind schon umfällt, hatte offenbar nie vor, ein echtes Zeichen zu setzen.

Mehr als eine kleine und in sich bereits feige Geste wäre die „One Love“-Binde ohnehin nicht gewesen. Schließlich verzichtete man schon beim Design bewusst auf die konventionellen Regenbogen-Farben. Ein peinliches Zugeständnis an Katar und FIFA. Nun reicht es aber nicht einmal dafür noch.

DFB-„Engagement“ als reine Imagepflege entlarvt

Viele Fußballer hätten ja Stiftungen, man mache viel für soziale Einrichtungen, erzählt Thomas Müller, der bereits zum vierten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei ist. Sportlich auf irgendetwas zu verzichten, um so einer Geste erst einen spürbaren Wert zu verleihen – das ist dann doch zu viel verlangt.

Stattdessen will Müller „unsere deutsche Fußballnation“ mit Teamgeist und Geschlossenheit „begeistern“. Besser als mit solch dummdreisten Statements kann man das „Engagement“ von DFB und Nationalelf als reine Imagepflege kaum entlarven. Ob diese Nationalmannschaft so irgendjemand „begeistern“ können wird, sei da doch mal dahingestellt.

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