In einem Kreisverkehr bogen die Rennfahrer bei der Algarve-Rundfahrt falsch ab – auf eine Straße, die gar nicht die Zielgerade war.
„Lächerlich“, „Inakzeptabel“Radprofis verirren sich kurz vor dem Ziel – Harsche Kritik

Beim Auftakt der Volta Algarve nahmen am Mittwoch (20. Februar) viele Radprofis die falsche Straße und kletterten dann mit ihren Rädern über die Absperrung.
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Beim Auftakt der Algarve-Rundfahrt in Portugal ist es direkt zu Beginn zu einem kuriosen Vorfall gekommen: Zahlreiche Radprofis nahmen kurz vor dem Ziel den falschen Weg, das Rennen wurde annulliert. 800 Meter vor der Ziellinie bog der Großteil des Pelotons falsch ab und befand sich auf der falschen Straßenseite. Aufgrund der chaotischen Zustände wurde die Wertung der ersten Etappe im Anschluss storniert.
Der vermeintliche Gewinner auf dem Teilstück von Portimao nach Lagos war der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna aus Italien. „Die heutige Etappe wurde wegen eines Problems auf der Zielgeraden annulliert. Es wird also keine Ergebnisse und keinen Etappensieger geben“, hieß es auf den Kanälen der Rundfahrt kurz und knapp.
Algarve-Rundfahrt: Es fehlte die Beschilderung
Ursache für die Probleme war die Ausfahrt aus dem letzten Kreisverkehr vor dem Ziel. Dort waren sowohl die rechte als auch die linke Straßenseite nicht abgesperrt gewesen. Doch statt in die mit Barrikaden abgesteckte Zielgerade einzufahren, bogen die Fahrer aufgrund fehlender Beschilderung auf die andere Seite ab und befanden sich auf der Umleitung für die Autos, die die Tour begleiten. Teilweise kletterten die Radprofis über die Zuschauerbarrikaden zurück auf die richtige Seite.
„Aus allen technischen Informationen ging eindeutig hervor, dass die Läufer am letzten Kreisverkehr nach links abbiegen sollten. Tatsache ist, dass einige von ihnen nach rechts abbogen, auf eine Spur parallel zur Ziellinie. „Es war eine falsche Entscheidung des Pelotons“, erklärte Sérgio Sousa, Direktor der Volta Algarve.
Radprofis empört über Organisation der Algarve-Rundfahrt
Die knappe Erklärung der Offiziellen, die die Schuld für den Irrweg den Fahrern zuweist, stieß im Profilager vielfach auf Unverständnis und Empörung. Zahlreiche Rennfahrer machten ihrem Unmut vor der Kamera oder über Social Media Luft.
Der Australier Patrick Broe aus dem Trainerstab des niederländischen Teams Visma zeigte ein Bild von der Situation vor dem Kreisverkehr, die für die Profis völlig unverständlich gewesen sei. „Wirklich ein Wunder, dass kein Fahrer oder Zuschauer schwer verletzt wurde, völlig inakzeptabel“, meint Broe.
Durch die Wahl der falschen Strecke rasten die Rennfahrer auf der anderen Seite der Absperrung im Rücken der Zuschauer mit Vollgas auf die vermeintliche Zielgerade. Hier hätte ein einziger falscher Schritt eines Kindes zur Katastrophe führen können.
Irrfahrt bei Volta Algarve: Straße am Kreisverkehr nicht richtig abgesperrt
Wout van Aert, belgischer Profi bei Visma, erklärte laut „radsport-news.com“, das Geschehen sei „lächerlich“. Die Straße hätte gesperrt werden müssen. „Es lag definitiv ein menschlicher Fehler vor. Der erste Fahrer ist dem Motorrad gefolgt, die anderen sind hinterher“, sagte der 30-Jährige.
Auch der Visma-Sportdirektor zeigte sich empört: „Das sind Dinge, die niemals passieren dürfen und es ist beschämend, dass sie passiert sind“, sagte Arthur van Dongen laut ciclo21.com. „Der professionelle Radsport hat erneut an Glaubwürdigkeit verloren.“
Der Österreicher Marco Haller vom Team Tudor sagte „Eurosport“, das Ganze sei ein „Witz“, der „Konsequenzen“ haben müsse. Die Profis hätten alle über 90 Kilometer gekämpft – am Ende sei das für Nichts gewesen. Die Absperrungen hätten falsch gestanden. Andere schilderten die große Verwirrung, die offensichtlich durch zu schlechte Ausschilderung vor dem Kreisverkehr und ein in Richtung Ableitung fahrendes TV-Motorrad entstand.
Radprofi Arnaud De Lie mit Selbstkritik
Der belgische Profi Arnaud De Lie vom Team Lotto ließ allerdings auch selbstkritische Töne verlauten. In seiner Story bei Instagram schreibt er, die Fahrer hätten die Strecke eigentlich gekannt. Aber: „Wir folgen einfach blind dem Motorrad und dem Fahrer vor uns“, schreibt er. Allerdings sei die Beschilderung auch nicht klar genug gewesen, obwohl die Organisation ihr bestes gegeben hätten, um alles sicher ablaufen zu lassen.
Weiter geht es mit der Tour am Donnerstag, die fünfte und letzte Etappe findet am Sonntag statt. Die Algarve-Rundfahrt wurde 1960 erstmals veranstaltet und startet seit 1977 jährlich. 2025 wird sie vom 19. bis zum 23. Februar ausgetragen, sie geht über fünf Etappen. Am Start sind zahlreiche Top-Fahrer, neben Wout Van Aert und Jonas Vingegaard von Visma auch Primoz Roglic von Red Bull-Bora-hansgrohe. (cme, sid)