2:2 gegen UnionBayer 04 rutscht aus Champions-League-Rängen

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Grischa Prömel  trifft aus kurzer Distanz zum 1:1.

Leverkusen – Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen ist zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde durch ein 2:2 (1:1) gegen Union Berlin aus den Champions-League-Rängen gerutscht. Das Unentschieden am Samstagnachmittag in der leeren Bay-Arena war das fünfte Pflichtspiel in Serie ohne Sieg, Gegner in den letzten vier Liga-Partien waren jeweils direkte Konkurrenten im Kampf um die europäischen Plätze.

Die Tore

In den ersten zehn Minuten ließ Patrik Schick zwei gewaltige Chancen liegen und sorgte für einige ungläubige Gesichter. Doch in eine ausgewachsene Krise stürzte der Tscheche nicht. Nach einem weiten Pass kam Schick in der 38. Minute im Union-Strafraum an den Ball. Der Stürmer legte ab auf den heransprintenden Moussa Diaby. Im Flügel-Duett spielte der Franzose einen Doppelpass mit Paulinho – dem Tor stand zunächst Keeper Andreas Luthe im Weg. Doch den Abpraller versenkte Schick aus spitzem Winkel mit seinem herausragenden linken Fuß zum 1:0 ins Netz, Treffer Nummer 17 in 15 Einsätzen.

Es waren die Minuten der Rebounds. Auf der anderen Seite führte wenig später eine Ecke über Umwege zum Ausgleich. Jonathan Tah konnte die Hereingabe von Max Kruse nur zentral herausköpfen. Kapitän Christopher Trimmel probierte es aus der zweiten Reihe direkt. Lukas Hradecky tauchte ab und wehrte den Ball nach vorne ab – ebenso den folgenden Flugkopfball von Kevin Behrens. Bei Versuch Nummer drei, diesmal war es Grischa Prömel aus einem Meter Torentfernung, konnte Hradecky aber nicht mehr eingreifen.

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Der Schock des Ausgleiches beschäftigte die Werkself auch nach dem Seitenwechsel. Wie schon in den Spielen vor der Winterpause wirkten die Beine zittrig und die Entscheidungen ängstlich. Berlins 2:1 fiel nach einem ähnlichen Muster wie der Ausgleich. Eine Standardsituation, diesmal ein Freistoß, wurde wieder amateurhaft verteidigt. Nach einer Trimmel-Flanke und einem Kruse-Dribbling drückte Prömel den Ball zum 2:1 über die Linie. Selten gelang ein Doppelpack mit so wenig Aufwand.

Immerhin bewies Bayer 04 Moral und riss sich nach dem Rückstand zusammen. Die Offensiv-Bemühungen trugen in der 84. Minute Früchte. Zielspieler Schick legte einen hohen Ball gut per Kopf auf den eingewechselten Karim Bellarabi zurück. Dessen Flanke wuchtete der aufgerückte Abwehrchef Jonathan Tah per Kopf zentral unter die Latte.

Das war gut

Nach den schlimmen Nachmittagen und Abenden zum Hinrunden-Ende, als Bayer 04 wiederholt 2:0-Führungen aus der Hand gegeben hatte, gelang der Werkself zum Start der Hinserie ihrerseits ein Comeback – wenn auch nur ein kleines. Nach guten 44:30 Minuten in der ersten Halbzeit, einer Schockstarre zum Start der zweiten sowie zwei hergeschenkten Gegentoren war dies keine Selbstverständlichkeit für Bayer 04 in der aktuellen Verfassung.

Das war schlecht

Das Defensivverhalten von Bayer 04 in Anschluss an Standardsituationen war eines Teams mit Europapokal-Ambitionen unwürdig. Ruhende Bälle waren lange das einzige gefährliche Berliner Mittel, Union wurde so leicht ausrechenbar. Und doch fehlte bei den Gegentoren nicht nur die Zuordnung. Sondern auch der letzte Wille, die zweiten Bälle zu erkämpfen oder anschließend irgendein Körperteil in die Schussbahn zu bringen.

Momente des Spiels

Nach dem kleinen Comeback in der zweiten Halbzeit setzte Bayer 04 in der Schlussphase alles auf eine Karte. Doch ging Leverkusen ein viel zu großes Risiko und lud die Gäste durch Ballverluste zu Kontern ein. Bereits vor dem Ausgleich hatte Kruse die Latte getroffen (78.). Es folgte eine Glanztat Hradeckys gegen Andreas Voglsammler (89.), ein Volley-Knaller von Andreas Möhwald (90.), ein weiterer Hochkaräter von Voglsammler (90.+2) sowie ein abschließender Alu-Treffer Bastian Oczipkas (90.+3).

Spieler des Spiels

Piero Hincapie hatte sich über die Weihnachtstage in seiner Heimat Ecuador eine Corona-Infektion eingefangen, wodurch sich sein Südamerika-Aufenthalt unfreiwillig verlängerte. Nach einem negativen PCR-Test kehrte der Verteidiger erst am Dienstag zurück nach Leverkusen und absolvierte am Mittwoch seine erste Einheit. Aufgrund der Defensiv-Not von Bayer 04 stand der 19-Jährige gegen Union trotzdem 90 Minuten auf dem Rasen. Unter diesen Voraussetzungen machte Hincapie gerade in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel, in dem er viele wichtige Bälle ablief. Doch mit der Zeit verließen ihn die Kräfte, die Fehler häuften sich. Bei beiden Gegentoren war Hincapie jeweils einen Schritt zu spät. Kurz vor Schluss hätte eine kuriose Bogenlampe des Nationalspielers von der Grundlinie in Richtung des eigenen Elfmeterpunktes sogar beinahe für den Berliner Sieg gesorgt.

Das sagen die Trainer

Gerardo Seoane (Bayer 04): „Von unserer Seite war es eine gute erste Halbzeit, viel Kontrolle mit Ball und wenig zugelassen. Wir waren aber nicht effizient genug im Abschluss. Die zweite Halbzeit, auch durch das Gegentor, hat die Mannschaft die Linie verloren. Der ein oder andere Fehler war dann zu viel von uns. Kompliment an die Mannschaft, dann noch so zurückzukommen. Mit Glück kann man gewinnen noch, aber eher hätte das Tor auf der anderen Seite fallen können.“

Urs Fischer (Union Berlin): „Ich bin zufrieden und glücklich. Ich habe zwei Halbzeiten gesehen: Eine schwache erste von uns. Da fehlte alles, was wir uns vorgenommen haben. Wir hatten echt Glück, dass wir mit 1:1 in die Pause gehen. Da können wir uns bei Andreas Luthe bedanken. Die zweite Hälfte war Mut, Überzeugung und Wille dabei. Wir haben nicht losgelassen. Am Schluss haben wir uns das Unentschieden wirklich verdient.“

Das sagen wir

Bayer 04 ist nach dem Rückschlag kurz vor der Pause nicht in dem Ausmaß der vergangenen Partien auseinandergebrochen, was eine Entwicklung zeigt. Doch sind die Problemfelder mit Blick auf die verkorkste Woche vor Weihnachten gleich geblieben: Die Chancenverwertung ist ungenügend, ebenso das Abwehrverhalten im Anschluss an hohe Bälle. Folgerichtig hat Leverkusen den Champions-League-Platz eingebüßt. Wenn die Baustellen nicht behoben werden, dürfte die Rückkehr unter die Top vier ein weiter Weg sein.

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