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„Benzin für unsere Entwicklung“Bayer 04 ist stolz auf den Sieg bei Manchester City

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25.11.2025, Großbritannien, Manchester: Fußball, Männer, Champions League, Vorrunde, 5. Spieltag, Manchester City - Bayer Leverkusen, Etihad Stadium: Bayer Leverkusens Patrik Schick (Mitte r) und Alex Grimaldo (l) nach dem Ligaspiel der UEFA Champions League. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bayer Leverkusens Patrik Schick (Mitte r) und Alex Grimaldo (l) nach dem Ligaspiel der Uefa Champions League bei Manchester City.

Bayer 04 Leverkusen feiert einen beeindruckenden 2:0-Sieg gegen Manchester City und stärkt sein Selbstvertrauen für kommende Herausforderungen.

Kasper Hjulmand ist in seiner Zeit bei Bayer 04 bisher nicht damit aufgefallen, mit Superlativen um sich zu werfen. Doch nach dem überraschenden, aber auch sehr verdienten 2:0-Erfolg bei Manchester City mit einem seiner Trainervorbilder Pep Guardiola verpasste der Däne dem Abend ein besonderes Siegel. „Das ist eine Nacht, an die wir uns noch lange erinnern werden“, sagte Hjulmand und bedankte sich bei seinem Team: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und unsere Spielweise. Wir haben viel Mut bewiesen. Großer Respekt vor meinen Spielern. Ein Sieg wie dieser gegen City ist Benzin für unsere Entwicklung.“

Erstmals unter seiner Führung war ein Erfolg gegen eine der fußballerischen Großmächte Europas gelungen. Die Art und Weise, wie Leverkusen auf dem Rasen im Etihad Stadium agierte, sorgte für viel Begeisterung – vor allem auch intern. „Wie wir aufgetreten sind, das war anders als die Spiele gegen die großen Mannschaften davor. Deshalb haben wir uns den Sieg auch verdient“, betonte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Das gibt Selbstvertrauen und weitere Reife für die einzelnen Spieler. Aber wir müssen unsere Schritte weitermachen. Dass wir eine gute Mannschaft haben, haben wir vielleicht eher geglaubt als viele andere.“

Diese Aussage könnte durchaus auch als Fingerzeig Richtung Guardiola gedeutet werden, der mit seiner XXL-Rotation komplett daneben lag und das danach auch eingestand: „Ich muss die volle Verantwortung dafür übernehmen. Ich würde gerne alle elf tauschen, aber ich habe keine elf Wechselspieler. Wir müssen das aber machen, weil es viele Spiele sind und wir frische Beine brauchen. Uns fehlte etwas, das wir auf höchstem Niveau gebraucht hätten.“ Im Laufe des Spiels wechselte der spanische Erfolgscoach, der seine Startelf auf zehn Positionen verändert hatte, dann rund 400 Millionen Marktwert schwere Stars wie Erling Haaland, Phil Foden, Jeremy Doku oder Rayan Cherki ein. Doch auch diese Maßnahme verpuffte, weil Leverkusen mit viel Herz und Kopf verteidigte.

Simon Rolfes lobt Ernest Poku

Als Paradebeispiel ist dabei Ernest Poku zu nennen. Der Zehn-Millionen-Euro-Zugang, der in der vergangenen Saison beim niederländischen Erstligisten AZ Alkmaar nicht mal Stammspieler war, wechselte am Dienstagabend notgedrungen von der linken Offensivposition auf die Rolle als rechter Schienenspieler. „Im Sommer habe ich ihm schon gesagt, dass er Wingback spielen kann“, erklärte Rolfes. „Weil er die physischen Fähigkeiten hat und natürlich auch die offensiven Qualitäten. Aber heute hat er auch wirklich gezeigt, dass er defensiv top verteidigen kann. Doku ist ein Topstürmer mit unglaublicher Geschwindigkeit und Ernest hat das sehr, sehr clever gemacht.“

Bei all den Diskussionen rund um die maximale Rotation von Guardiola ging fast ein bisschen unter, dass auch Bayer 04 ohne elf Profis nach Nordwestengland gereist war. Zudem hatte es noch die Probleme mit der Anreise gegeben, als erst am Köln-Bonner Flughafen, dann am Manchester Airport einiges schiefging und die Mannschaft mit Staff mehr als zweieinhalb Stunden länger im Flugzeug saß als geplant. In der Kabine sei nach der erfolgreichen Partie schon gescherzt worden, es beim nächsten Mal genauso zu machen, erzählte Hjulmand: „Nein, nein, das machen wir nicht. Aber manchmal muss ein Team auch Situationen meistern, die kompliziert oder ungeplant sind.“

Im Etihad zeigte sich seine Mannschaft sehr gut auf allerlei Szenarien eingestellt. Über das gesamte Spiel kamen die Hausherren zu nur ganz wenigen klaren Torchancen. Wenn es dann mal so weit war, hatte Bayer04 das, was man an so einem Abend gegen City braucht, um erfolgreich zu sein: einen starken Torhüter. Mark Flekken parierte die gefährlichsten Abschlüsse von Nathan Aké, Tijjani Reijnders und Erling Haaland mit Bravour, wurde von der Uefa als „Man of the Match“ ausgezeichnet. „Nicht nur ich war heute sehr gut. Die ganze Mannschaft war sehr gut, von vorne bis hinten“, sagte Flekken. „Defensiv, Offensiv. Egal wer auf dem Platz stand, er hat Vollgas gegeben.“

Neben der leidenschaftlichen Arbeit gegen die kombinierwütige Guardiola-Elf, kam der zweite Faktor hinzu, der für einen besonderen Champions-League-Abend gegen einen Topklub nötig ist: Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Die Werkself spielte zwei Angriffe mit beeindruckender Konsequenz zu Ende. Bei beiden Treffern hatten die Achter, Malik Tillman und Ibrahim Maza, – die beide auch ein Sonderlob von Guardiola erhielten – die Füße im Spiel. Vor der Halbzeitpause stand Alejandro Grimaldo am Ende der Kombination, nach dem Seitenwechsel vollendete Patrik Schick zum 2:0. „In solchen Spielen musst du deine wenigen Chancen nutzen, eiskalt da sein. Und das haben wir gemacht“, lobte Rolfes.

Nun sieht die Gemengelage in der Champions League wieder deutlich besser für Bayer 04 aus. Vor rund einem Monat nach dem 2:7 gegen Paris waren die Zweifel groß, ob es überhaupt noch für die Knockout-Runde reichen kann. Zwei Siege bei Benfica Lissabon (1:0) und Manchester City später ist das Weiterkommen in die Playoff-Runde fast schon das Minimalziel. Mit den ausstehenden Heimspielen gegen Newcastle United und den FC Villarreal und dem Gastspiel bei Olympiakos Piräus ist in der derzeitigen Verfassung der Leverkusener Mannschaft womöglich sogar die Frage erlaubt, ob nicht noch etwas in Richtung der Top-Acht geht. „Drei Punkte in diesem Turnier in dieser Stadt sind nichts, was man erwarten kann“, sagte Hjulmand. „Aber ich würde nicht sagen, dass jetzt das Weiterkommen unsere Pflicht ist. Es sieht besser aus, aber es ist immer noch ein sehr kompliziertes Turnier.“

Die nächste Partie in der Königsklasse gegen Newcastle am 10. Dezember ist ohnehin nicht im Hinterkopf des Dänen. Dafür sind die kommenden Aufgaben viel zu wichtig. Es steht der Doppelpack gegen Borussia Dortmund vor der Haustür. Am Samstag (18.30 Uhr, Sky) geht es im Topspiel der Bundesliga in der Bay-Arena um die Vormachtstellung im Rennen um die Position als Nummer zwei in Deutschland hinter dem FC Bayern. Drei Tage später fährt Leverkusen die A1 nach Dortmund, um dort im DFB-Pokal-Achtelfinale (20.30 Uhr, ARD und Sky) die nächste Runde zu erreichen. Für beide Klubs ist der Pokal der Wettbewerb, in dem die Wahrscheinlichkeit auf einen Titelgewinn in dieser Saison am größten ist. „Wir machen Schritt für Schritt weiter“, betonte Rolfes. „Jetzt kommen zwei tolle Spiele gegen Borussia Dortmund. Wir müssen demütig bleiben.“

Manchester: Trafford – Chusanow (65. Cherki), Stones, Aké, Ait-Nouri (46. O'Reilly) – Lewis (46. Foden), Nico González, Reijnders – Bobb (46. Doku), Marmoush (65. Haaland), Savinho; Leverkusen: Flekken – Quansah, Badé, Belocian – Poku, Aleix García, Grimaldo – Maza, Tillman - Kofane (83. Tella), Schick; Schiedsr.: Pinheiro (Portugal); Tore: 0:1 Grimaldo (23.), 0:2 Schick (54.); Zusch.: 50.592.