Bayer-04-Coach Erik ten Hag fordert vier bis fünf Zugänge, um die Mannschaftsstruktur nach namhaften Abgängen zu stärken.
Verstärkungen gefordertBayer-04-Coach Erik ten Hag will noch vier bis fünf Neue

Beim Testspiel in Sittard: Erik ten Hag, Coach von Bayer 04 Leverkusen.
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Es waren nur zwei Testspiele, aber die machen Vorfreude auf mehr von Bayer 04 Leverkusens neuer Abwehrkante. Jarell Quansah (22) überzeugte nicht nur beim 2:0 in Bochum, sondern auch beim 2:1 bei Fortuna Sittard. Der 35-Millionen-Euro-Zugang vom FC Liverpool zeigte sein großes Potential als aggressiver Innenverteidiger mit viel Dynamik und großer Passgenauigkeit im Spielaufbau – und er erzielte zudem das 1:0 per Kopf nach einer Ecke. „Die ersten Eindrücke von ihm sind sehr positiv. Er ist ein wichtiger Bestandteil. Wenn Jarell seine Leistungen auf diesem Level steigert, wird die ganze Mannschaft besser“, sagt Trainer Erik ten Hag.
Doch der neue Coach wollte am Freitag vor allem auch eine Nachricht an seine Chefs loswerden: Es braucht weitere Verstärkungen, will man den eigenen Ambitionen gerecht werden. „Das sind die Mechanismen im Top-Fußball, dass viele Spieler gehen und viele kommen. Das kann man nicht verhindern. Das ist einfach so. Aber am besten gehen dann nicht vier oder fünf Spieler in einer Transferphase, weil dann wird es um ein Vielfaches schwieriger, den Prozess fortzuführen. Aber es muss weitergehen“, sagt ten Hag.
Nach den frühzeitig feststehenden Abgängen von Jonathan Tah (FC Bayern), Jeremie Frimpong und Florian Wirtz (beide FC Liverpool) verließ in der vergangenen Woche auch noch ten Hags ausgemachter Führungsspieler Granit Xhaka (zum AFC Sunderland) den Klub – trotz Vetos des Trainers. „Wir müssen eine gute Mannschaft bauen. Wir haben eine Herausforderung, die für alle gilt: die Mannschaft, das Trainerteam, alle, die beteiligt sind, bis zum Vorstand. Wir werden eine neue Ära bauen müssen“, sagt der Niederländer und gibt damit einen Arbeitsauftrag an Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Kaderplaner Kim Falkenberg. Ten Hag: „Wir wissen, dass es Zeit brauchen wird, eine komplett neue Mannschaft aufzubauen. Daran werden wir arbeiten. Die ersten Umrisse sind erkennbar, und die müssen wir nun ausbauen.“
Abstand von Titelplänen
Der Trainer versucht damit auch seine Position zu stärken. Das Motto: Wenn ihr mir nicht die nötigen Spieler zur Verfügung stellt, dann kann ich auch nicht den Ambitionen des Vereins gerecht werden. Bei seiner Vorstellung als Nachfolger von Xabi Alonso sprach ten Hag noch gemeinsam mit Rolfes vom Plan, Titel gewinnen zu wollen. Davon ist seit ein paar Wochen beim Coach nichts mehr zu hören. Er hebt stattdessen den Zeigefinger und fordert Verstärkungen. Ten Hag hat sogar eine klare Zielvorgabe bei der Anzahl an Neuen: „Vier bis fünf Spieler müssen noch dazukommen“, betont er. „Denn es gibt noch viele Schwachstellen. Auf einigen Positionen müssen wir uns noch verstärken, um das Ziel – unter die ersten Vier zu kommen – zu erreichen.“
Erst einmal verlässt in dieser Woche aber ein weiterer Führungsspieler und eine der größten Identifikationsfiguren den Verein: Lukas Hradecky steht vor einem Wechsel zur AS Monaco. Die Klubs sollen sich auf eine Ablösesumme um die vier Millionen Euro (inklusive Bonuszahlungen) geeinigt haben. Ob Hradecky noch die Chance bekommt, sich von den Fans im Rahmen der Saisoneröffnung am Dienstag zu verabschieden, ist noch nicht klar.
Fest steht: Bayer 04 braucht nun noch einen Torhüter, der als Herausforderer von Zehn-Millionen-Euro-Zugang Mark Flekken agiert. Es wird keine klassische Nummer zwei gesucht, auch auf der Torhüterposition wollen die Verantwortlichen Konkurrenzkampf. Ein weiterer Profi könnte Bayer 04 auch noch in der kommenden Woche verlassen: Gleich fünf Klubs aus der Premier League zeigen Interesse an Flügelstürmer Amine Adli, der in Sittard das 2:0 erzielte: Aston Villa, West Ham, FC Fulham, Crystal Palace und die Wolverhampton Wanderers.
Axel Tape mit Monstergrätsche
Neben Quansah gab es im aktuellen Kader aber immerhin auch noch weitere Lichtblicke beim Test kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze am Freitagabend. Axel Tape, der erst 17 Jahre junge Franzose, unterband einen Konter mit massivem Sprint und Monstergrätsche in letzter Sekunde. Der Zugang von Paris St. Germain, der als Innenverteidiger und Sechser eingeplant ist, hinterließ einen soliden Eindruck.
Auch Robert Andrich verstärkte die Hoffnung, dass er der Kopf dieser neuformierten Mannschaft werden kann. Der Nationalspieler trug erneut die Spielführerbinde. Ten Hag ließ durchblicken, dass das wohl auch so bleiben wird: „Das ist ein Zeichen. Rob ist ein Leader. Das sieht man. Er kommuniziert. Er ist anwesend. Er ist ein Vorbild für die Mannschaft.“ Von diesen erfahrenen Führungsfiguren will ten Hag noch mehr haben. Das ist der Auftrag an Rolfes und Falkenberg für das bis zum 1. September geöffnete Transferfenster.