Piero Hincapie spricht mit unserer Redaktion über den Trainerwechsel, seine Vorbildrolle und das Ziel, die Champions League zu gewinnen.
Bayer-Verteidiger bleibtHincapie: Mache mir über Gerüchte und Atlético keine Gedanken

Bayer Leverkusens Piero Hincapie am Strand von Barra in Rio de Janeiro
Copyright: Jörg Schüler/Bayer 04
Nach überstandener Leisten-OP kämpft sich Piero Hincapie bei Bayer 04 Leverkusen wieder heran. Der 23-Jährige gilt in der Verteidigung, innen oder links, als gesetzt. Mit dieser Zeitung sprach er über...
...die neue Mannschaft: Wir sind sehr ambitioniert, erneut Titel zu gewinnen. Die Mannschaft ist stark, auch wenn wir erst seit kurzem zusammen sind und wir die neuen Spieler natürlich noch integrieren müssen. Das ist das Ziel: eine Familie bilden, um die Ergebnisse zu erzielen, die wir uns alle wünschen.
...seine Entwicklung: Ich glaube, dass ich als Person und als Spieler hier in Leverkusen sehr gereift bin. Bayer 04 hat mir sehr dabei geholfen und ich bin sehr dankbar dafür. Ich bin nun in einem speziellen Alter – da ich immer noch jung bin, aber schon deutlich gereift und auch viele Erfahrungen gesammelt habe.
...Ex-Trainer Xabi Alonso und Erik ten Hag: Ich habe Xabi viel zu verdanken. Mit ihm haben wir Titel gewonnen, meine ersten Titel in Europa. Aber nun haben wir einen neuen Trainer, der ebenfalls schon Titel in Europa gewonnen hat und ich freue mich auf die neue Saison. Der neue Coach erkundigt sich immer, wie es mir geht und ich habe regelmäßig die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen. In den Gesprächen spürt man, wie ambitioniert er ist und wie sehr er auch in Leverkusen Titel gewinnen will, wie zuvor schon bei Ajax und in Manchester. Im Training merkt man, dass er intensiv und gut mit uns arbeiten möchte, um diese Ziele zu erreichen – als starke Gruppe, die gemeinsam Erfolge anstrebt.

Piero Hincapie (v.l.) in der vergangenen Saison mit Exequiel Palacios, Xabi Alonso, Nathan Tella, Jeremie Frimpong, Florian Wirtz und Amine Adli.
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...seinen Spitznamen ,El Kaiser' in Ecuador: Irgendwann hat man mich in Anspielung auf Franz Beckenbauer El Kaiser genannt. Ich habe das schon oft gehört, vor allem in Ecuador. Das freut mich, weil es eine gewisse Wertschätzung für meine Leistungen ausdrückt, aber mir ist es eigentlich unangenehm, weil er ein anderer Spielertyp war als ich, auf einem ganz anderen Level gespielt hat und eine Legende ist. Ich versuche, möglichst nah daranzukommen und wir schauen mal, auf welchem Level ich in fünf Jahren bin, aber momentan ist das noch eine ganz andere Nummer.
...Idole: Ich habe schon immer viel Fußball geschaut. Bei der WM 2014, die ich intensiv verfolgt habe, hat mir besonders David Luiz gefallen, obwohl er beim 1:7 gegen Deutschland natürlich auch nicht gut aussah. Zudem habe ich immer versucht, mir bei Sergio Ramos und Carles Puyol Dinge abzuschauen, sie gehören zu den besten Verteidigern der Geschichte und ich habe immer zu ihnen aufgeschaut. Aus Deutschland habe ich Mats Hummels immer gemocht. Er war auch ein Crack. Ein super Verteidiger.
...Diego Simeone und die Gerüchte über einen Wechsel zu Atletico: Er ist ein super Trainer, der immer alles gibt und gewinnen will. Er wirkt so, dass er ein spezieller Typ ist, dem intensiver Fußball gefällt. Es gibt immer Gerüchte, aber ich bin hier in Leverkusen und voll auf diese Saison mit Bayer 04 fokussiert. Darum mache ich mir über Gerüchte und Atlético gar keine Gedanken.
...seine Träume als Profi: Ich habe viele Träume im Fußball, aber ich versuche immer, naheliegende Ziele anzuvisieren und nicht zu weit in die Zukunft zu schauen. Momentan bin ich hier und ich möchte viele Titel gewinnen mit Bayer 04. In der Zukunft will ich die Champions League gewinnen und vor allem auch etwas mit meiner Nationalmannschaft. Das würde mir besonders viel bedeuten. Es würde den Menschen viel Kraft geben und Freude bereiten, wir wären Vorbilder, vor allem für die ganz Kleinen. Wir haben eine starke Mannschaft und glauben an uns.
...seine Vorbildrolle: Viele Menschen in Ecuador verfolgen mittlerweile meinen Weg, das freut mich sehr und ist auch eine Auszeichnung für mich. Umso wichtiger ist mir, ein gutes Vorbild zu sein, bescheiden zu bleiben und alles dafür zu geben, um die Ziele zu erreichen. In erster Linie will ich Disziplin vermitteln. Man muss hart arbeiten, um seine Ziele zu erreichen. Das möchte ich vorleben. Aber das gilt nicht nur für den Fußball, sondern auch für die Schule und in der Ausbildung. Ich möchte, dass diejenigen, die studieren, es weiterhin tun, hart für ihren Abschluss arbeiten und nicht aufgeben, bis sie am Ziel sind. Das habe ich in meinem Sport auch gemacht und tue ich noch immer. Ganz wichtig ist auch, dass sie nie aufhören zu träumen. Denn Träume werden irgendwann wahr. Aber die Grundlagen dafür sind immer harte Arbeit, Motivation und auch Spaß an dem zu haben, was man tut.
...seine bisherige Laufbahn: Ganz ehrlich, manchmal muss ich mich kneifen, um zu realisieren, was ich bis jetzt schon alles erreicht habe. Manchmal rückt es in den Hintergrund und man denkt nicht groß drüber nach. Aber es gibt auch Momente, da beschäftigt man sich mit den vergangenen Jahren, denkt daran, wovon man als Kind geträumt hat und realisiert, was für ein Weg hinter einem liegt und dass man viel dafür aufgegeben hat. In anderen Momenten denkt man daran, dass man noch mehr erreichen möchte. Es geht im Leben immer darum, nach vorn zu schauen. Das Double war ein unglaublich schönes Kapitel. Nun geht es darum, ein neues zu schreiben. Und ich will mit diesem Klub noch viel mehr Titel gewinnen.