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Champions LeagueParis St. Germain demütigt Bayer 04 Leverkusen

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6 min
Paris Saint-Germain's French forward #10 Ousmane Dembele scores his team's sixth goal 2-6 during the UEFA Champions League football match between Bayer 04 Leverkusen and Paris Saint-Germain (PSG) at the BayArena stadium in Leverkusen, western Germany on October 21, 2025. (Photo by INA FASSBENDER / AFP)

Ousmane Dembélé trifft kurz nach seiner Einwechslung zum 6:2 für Paris.

Der Werksklub kassiert in einem wilden Spiel ein 2:7 gegen den Titelverteidiger und steht vor einem frühen Königsklassen-Aus.

Sieben Spiele verlor der neue Trainer von Bayer 04 nicht mit seiner Mannschaft. Am Dienstagabend wurden die Leverkusener und Kasper Hjulmand dann vom Titelverteidiger in der Champions League nach allen Regeln der Kunst vorgeführt und für eine unwürdige Leistung bestraft: Mit 7:2 demütigte Paris St. Germain und Coach Luis Enrique die Werkself.

Als Jesús Gil Manzano am Dienstagabend Bayer 04 Leverkusen und Paris St. Germain in die Pause schickte, war der Notizzettel des Schiedsrichters bereits beachtlich gefüllt. Der Arbeitsnachweis des Spaniers und beider Teams nach etwas mehr als 45 Minuten: fünf Tore, zwei Elfmeter, einer davon vergeben und zwei Rote Karten. Die Gäste hatten sich zu diesem Zeitpunkt unter Mithilfe desolater Leverkusener einen 4:1-Vorsprung herausgeschossen, der ausreichte, um das Spiel in aller Ruhe zu Ende zu bringen. Bayer 04 hat damit nach drei Spieltagen in der Champions League nur zwei Punkte auf dem Konto und muss immer mehr um die Qualifikation zur Playoff-Runde zittern. Es bleiben noch fünf Partien, um in der Tabelle zu klettern.

Zehn Ausfälle bei Bayer 04 Leverkusen

Paris St. Germain sei eines der besten, wenn nicht gar das beste Team der Welt derzeit, hatte Hjulmand vor dem Duell gesagt. Das war dann vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften Bay-Arena auch so auf dem Platz zu sehen, von der Leistung seiner Mannschaft musste er trotz ungünstiger Voraussetzungen aber dennoch sehr enttäuscht sein. Das Ausmaß der Favoritenrolle der Gäste wurde beim Blick auf die Ersatzbänke vor der Partie noch einmal verstärkt. Während Leverkusen ohne zehn Profis auskommen musste, fehlten bei Paris nur Fabian Ruiz und Joao Neves mit Muskelverletzungen. In Jeanuel Belocian, Ibrahim Maza und Eliesse Ben Seghir hatte Bayer drei namhaftere Akteure auf der Bank. Der Titelverteidiger hatte hingegen unter anderem Marquinhos, Lucas Hernández, Kang-in Lee, Goncalo Ramos und Weltfußballer Ousmane Dembélé in der Hinterhand – brauchte sie aber eigentlich gar nicht.

Paris zeigte von Beginn an, dass es gewillt war, keinerlei Nachlässigkeiten aufkommen zu lassen. Mit viel Klasse, aber auch viel Arbeitsethos bearbeitete der Triplesieger die Werkself und durfte auch schnell jubeln. Der Ex-Frankfurter Willian Pacho traf nach einer kurz ausgeführten Ecke und Flanke von Nuno Mendes zum 1:0 per Kopf (7.). Was bei diesem Tor zu beobachten war, zog sich wie ein roter Faden durch die Begegnung: Bayers Akteure waren viel zu weit weg von ihren Gegenspielern, kamen nicht in die Zweikämpfe und so bedankten sich die Franzosen für den Freiraum, in dem sie ihr Können vorführen durften. Auch das hohe Pressing versagte im Minutentakt.

Robert Andrich fliegt vom Platz

Erst nach etwa 20 Minuten gelang es Leverkusen in Ballbesitz mit zielstrebigem Spiel auch mal für Entlastung zu sorgen. Einer dieser Konter führte zum ersten Strafstoß der Partie. Ilya Zabarnyi spielte im Zweikampf mit Echeverri den Ball mit der Hand. Alejandro Grimaldo – am Wochenende noch vom Punkt gegen Mainz erfolgreich – traf allerdings nur den rechten Pfosten. Dennoch war Leverkusen nun für kurze Zeit etwas besser im Spiel. Ernest Poku traf das Außennetz, auf der Gegenseite knallte Senny Mayulu den Ball an den Pfosten.

Dann schwächte der Bayer-Kapitän sein Team beträchtlich. Robert Andrich war bis dahin noch einer der wenigen Spieler, der es ab und an mal in einen Zweikampf schaffte. Doch dann knallte er übermotiviert seinen Ellbogen ans Kinn von Désiré Doué. Schiedsrichter Manzano sah sich nach Ansicht der TV-Bilder am Monitor gezwungen, die Rote Karte zu zeigen. Alles sprach nun dafür, dass Paris die Überzahl samt Führung auskosten würde. Doch der umtriebige Christian Kofane verwickelte Zabarnyi in einen Zweikampf im Strafraum und ging zu Boden. Der nächste Elfmeter – und glatt Rot für den Zugang aus Bournemouth. Diesmal schnappte sich ein anderer Spanier den Ball: Aleix Garcia wählte dieselbe Ecke, setzte die Kugel aber knapp neben den Pfosten ins Tor zum überraschenden 1:1.

Katastrophale Leverkusener Abwehrleistung

Das Spiel war plötzlich wieder völlig offen – dachten alle. Doch Bayer schlug sich innerhalb von nur sieben Minuten noch vor der Pause selbst. Einen Fehlpass von Poku nutzten die Gäste zum schnellen Gegenzug. Stellvertretend für die Passivität in der Gegenwehr war Arthur zu nennen, der Vorbereiter Khvicha Kvaratskhelia mit einem Sicherheitsabstand von etwa zwei Metern gewähren ließ. Doué verwandelte trocken. Beim 1:3 passte Grimaldo dem Georgier, in Anlehnung an Diego Maradona seit seiner Zeit in Neapel auch „Kvaradona“ genannt, den Ball im eigenen Strafraum wieder auf den Fuß. Beim 1:4 ließ die Abwehr um den komplett indisponierten Loic Badé den Pariser Königsklassen-Endspielhelden Doué bis auf 17 Meter vors Tor laufen und einfach abziehen.

Wer dachte, dass sich die Werkself in der Pause neu sortieren und nun besser verteidigen würde, sah sich getäuscht. Arthur und Badé ließen diesmal Nuno Mendes entwischen – 1:5 (50.). Dass García kurz darauf mit einem fantastischen Gewaltschuss in den Winkel verkürzte, war zwar ein Schmankerl für ihn und die Zuschauer, am Spielverlauf änderte das aber freilich nichts mehr.

Ousmane Dembélé trifft bei seinem Comeback

Aus Pariser Sicht gab es noch ein Comeback nach Maß: Drei Minuten war Dembélé – der seit Anfang September mit einer Oberschenkelverletzung ausgefallen war – auf dem Platz, da traf er schon zum 6:2. Erneut war die Leverkusener Abwehr ein Torso. Vitinha setzte in der letzten Minute den Schlusspunkt des Debakels.

Für Bayer 04 geht es jetzt darum, die Schmach aus den Köpfen zu bekommen, um in der Bundesliga am Sonntag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr, Dazn) ein anderes Gesicht zu zeigen. In der Königsklasse geht es für Leverkusen im November mit zwei Gastspielen bei Benfica Lissabon und Manchester City weiter. Spätestens dort sollte die Werkself gelernt haben, in Zweikämpfe zu kommen.

Leverkusen: Flekken - Andrich, Badé, Tapsoba - Arthur, Fernandez (81. Mensah), García, Grimaldo - Echeverri (46. Maza), Poku (63. Ben Seghir) - Kofane (52. Belocian). - Paris: Chevalier - Hakimi, Sabarnyj, Pacho, Mendes - Vitinha, Zaïre-Emery (76. Ndjantou), Mayulu (63. Lee) - Barcola (72. Mbaye), Doué (46. Lucas Hernandez), Kwaratschelia (63. O. Dembélé). - Schiedsrichter: Manzano (Spanien). - Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Pacho (7.), 1:1 García (38./Foulelfmeter), 1:2 Doué (41.), 1:3 Kwaratschelia (44.), 1:4 Doué (45.+3), 1:5 Mendes (50.), 2:5 García (54.), 2:6 O. Dembélé (66.), 2:7 Vitinha (90.). - Rote Karten: Andrich (32./Tätlichkeit) / Sabarnyj (37./Notbremse). - Bes. Vorkom.: Grimaldo verschießt Handelfmeter (25.).