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Fünf Profis krankNach dem Sturm dreht Bayer auf

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BAU// 15.08.2025 Aspach Fußball SG Sonnenhof Großaspach vs. Bayer 04 Leverkusen, Torschütze Patrik Schick Leverkusen, MItte jubelt über sein Tor zum 0:1 *** BAU 15 08 2025 Aspach soccer SG Sonnenhof Großaspach against Bayer 04 Leverkusen, goal scorer Patrik Schick Leverkusen, center cheers about his goal for 0 1

Torschütze zum 1:0: Leverkusens Torjäger Patrik Schick (Mitte)

Leverkusen besiegt in der Erstrundenpartie im DFB-Pokal neun Großaspacher mit 4:0. Das Pokalspiel musste 40 Minuten lang unterbrochen werden.

17 Minuten sind gespielt, als Michael Bacher in seine Pfeife bläst und erst beide Zeigefinger Richtung Himmel hebt, dann zur Kabine zeigt. Murmelgroße Hagelkörner prasseln vom Himmel, der Regen nimmt immer mehr zu, es blitzt und donnert. Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal zwischen der SG Sonnenhof Großaspach und Bayer 04 Leverkusen muss für etwas mehr als 40 Minuten unterbrochen werden.

In der Zwischenzeit üben sich Helfer und Helferinnen der Sportgemeinschaft mit allerlei besenartigen Utensilien, unter dem Applaus des sich gut unterhalten fühlenden Publikums das Wasser auf dem Platz irgendwie zum Versickern zu bringen. Anschließend sehen die 8850 Zuschauer im ausverkauften Stadion aber auch wieder das, wofür sie eigentlich bezahlt hatten: Fußball. Der drei Klassen höher spielende Vizemeister gewann in doppelter Überzahl mit 4:0 (1:0) beim Regionalliga-Aufsteiger – allerdings trotz des deutlich klingenden Ergebnisses mit großer Mühe. Damit ist das Pflichtspieldebüt von Erik ten Hag als neuer Trainer einer fast runderneuerten Werkself gelungen.

Bayer 04 musste im rund 8000 Einwohner zählenden Örtchen auf fünf Profis verzichten. Exequiel Palacios, Jonas Hofmann (beide Muskelverletzung im Oberschenkel), Malik Tillman (Faszienverletzung in der Wade) und die Rekonvaleszenten Jeanuel Belocian (Kreuzbandriss) und Martin Terrier (Achillessehnenriss). Zudem saß Alejandro Grimaldo, der mit den Nachwirkungen einer Erkältung zu kämpfen hatte, zunächst nur auf der Bank. Dafür feierten drei Zugänge ihr Debüt: Mark Flekken, Jarell Quansah und Ibrahim Maza. Maza, der von Hertha BSC kam und von ten Hag bereits als möglicher Nachfolger von Florian Wirtz deklariert wurde, war dann auch an der ersten Chance von Bayer beteiligt. Als Leverkusen endlich mal flüssig über den rechten Flügel kombinierte, legte Maza für Patrik Schick auf, der den Ball aber nicht an Torhüter Maximilian Reule vorbeibrachte. Das war zwei Minuten vor der Unwetterunterbrechung.

Davor hatten sich die Gäste sehr schwergetan, gegen die aggressiven und gut gestaffelt stehenden Schwaben Räume zu erspielen. Großaspach, das von 2014 bis 2020 in der Dritten Liga spielte, dann bis in die Oberliga Baden-Württemberg abstürzte und in diesem Jahr immerhin die Rückkehr in die Regionalliga feierte, hielt die Partie völlig offen, hatte nach einer zu kurz geratenen Kopfballabwehr von Edmond Tapsoba sogar die erste gute Chance der Partie. Flekken hielt den Fernschuss von Mert Tasdelen aber souverän.

Großaspach mit zwei Platzverweisen

Nach dem Re-Start passierte etwas mehr in beiden Strafräumen. Wieder waren die Hausherren nah dran am Führungstreffer, doch der Schuss von Fabian Eisele ging nur ans Außennetz. Sein Stürmerkollege auf der anderen Seite war wenige Minuten später präziser. Schick verwandelte eine perfekte Flanke von Amine Adli per Kopf. Das 1:0 (32.) brachte dem Favoriten aber keine Sicherheit. Im Gegenteil. Großaspach wurde immer mutiger, holte Ecke nach Ecke heraus, spielte gefällig – Schick musste auf der Linie klären, sonst hätte es zur Halbzeit 1:1 gestanden. Was auch nicht unverdient gewesen wäre.

Bei Leverkusen ragte immer wieder Maza heraus, der für die Aha-Momente in der Partie sorgte. In der Halbzeitpause holte sich ein altbekannter Kultstürmer die neuesten Informationen an der Aspacher Bank: Julian Schieber. Der 36-Jährige versuchte sich 2023 noch als Schlagersänger, träumte von einer Karriere am Ballermann. Doch sein geplanter Hit „Unter die Dusche“ wurde keiner. Und so blieb der Ex-U-21-Nationalspieler und Bundesligastürmer doch dem Fußball treu und verantwortet seit diesem Sommer als Sportlicher Leiter die Geschicke der SG Sonnenhof Großaspach – in seiner Heimat, unweit seines Geburtsorts Backnang, 45 Autominuten von Stuttgart entfernt.

Und seine Mannschaft spielte auch nach dem Seitenwechsel weiter fröhlich auf, forcierte beinahe ein Leverkusener Eigentor. Doch nach 66 Minuten schwächte sich der Außenseiter selbst, Kapitän Volkan Celiktas sah die Gelb-Rote Karte. In Unterzahl ging der Schwung verloren, Bayer spielte die Partie abgezockt herunter. Der eingewechselte Ernest Poku stellte seine Qualitäten in wenigen Minuten unter Beweis, bereitete das vorentscheidende 2:0 (73.) durch Arthur vor.

Für ein unwürdiges Ende der Partie sorgte dann Tasdelen, der sich mit einer üblen Grätsche gegen Axel Tape die Rote Karte mehr als verdiente. Christian Kofane erhöhte kurz darauf auf 3:0 (84.), Alejandro Grimaldo besorgte per Elfmeter den 4:0-Endstand (86.). Für Leverkusen steht nach der Partie fest, dass die Entwicklung unter ten Hag noch in Kinderschuhen steckt. Bayer 04 sprang als gutes Pferd, so hoch wie es musste und steht in der zweiten Pokalrunde. Am kommenden Wochenende startet die neue Bundesligasaison mit einem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr). Es wird die erste echte Standortbestimmung nach dem großen Umbruch.


Großaspach: Reule - Landwehr (77. Leon Maier), Aidonis, Nuraj, Mohr - Celiktas, Mistl (70. Kunde) - Loris Maier (88. Pollex), Tasdelen - Kleinschrodt (88. Lo. Ender), Eisele (70. Stoppel). – Leverkusen: Flekken - Quansah, Tapsoba, Hincapié (65. Tape) - Arthur, Andrich, García, Adli (46. Grimaldo) - Maza (85. Mensah), Schick (78. Kofane), Tella (65. Poku). – SR: Bacher (Amerang). – Tore: 0:1 Schick (32.), 0:2 Arthur (74.), 0:3 Kofane (84.), 0:4 Grimaldo (87./FE). – Gelb-Rot: Celiktas (66./Foulspiel). – Rot: Tasdelen (82./grobes Foulspiel).