LeverkusenBosz ärgert sich über die Mannschaft und schwärmt von Charles Aranguiz

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Bayer-Torhüter Lukas Hradecky schimpft nach dem 1:2, die Mönchengladbacher feiern.

  • Die Rückkehr des Chilenen war das einzig Gute am 1:2 gegen Mönchengladbach
  • Die unnötige Rote Karte von Leon Bailey findet Rudi Völler gar nicht lustig
  • Die Chancenverwertung bleibt das große Manko der Werkself

Leverkusen – Der lustigste Moment des Nachmittags ging lange nach dem Spiel in der allgemeinen Ernsthaftigkeit unter. Als Marco Rose nach dem Mönchengladbacher 2:1-Sieg über Bayer Leverkusen bei der Pressekonferenz mit der Saisonziel-Frage konfrontiert wurde und mit eisiger Miene nach einer Antwort suchte, beugte sich Peter Bosz leicht zu ihm hinüber und zischte vernehmbar ironisch: „Deutscher Meister.“

„Wir haben erst zehn Spiele, wir warten, wir gucken“

Allerdings hätte der Leverkusener Trainer liebend gern das Problem seines Kollegen gehabt: Das Saisonziel trotz unerwartet guter Leistungen im November nicht nach oben korrigieren zu müssen.  Im Fall von Bayer 04 suggeriert die Tabelle das Gegenteil. Platz zehn nach zehn Spieltagen sieht für einen Champions-League-Teilnehmer nach Krise aus. Zwei Punkte aus den letzten vier Spielen wirken als Trend bedrohlich. Immer noch wartet der Werksklub auf den ersten Sieg über ein Top-Team.

 Aber was heißt Top-Team in einer Liga, die  irgendwie alle gleich macht. Nur drei Punkte trennen Bayer 04 von Platz drei. Als er selbst mit dem Wort Saisonziel konfrontiert wurde, verlor Peter Bosz seinen Humor und sagte: „Wir haben erst zehn Spiele. Wir warten. Wir gucken. Von Spiel zu Spiel. Und am Ende sehen wir, wo wir sind.“

Im Moment ist er mit seiner Mannschaft in einem Niemandsland der Ergebnisse angekommen, das eine Folge fußballerischer Extreme ist, wie sie auch am Samstag wieder zu beobachten waren. „Die erste  Halbzeit war das schlechteste, was ich von meiner Mannschaft in dieser Saison gesehen habe“, sagte Bosz. Zum Phänomen Bayer 04 gehörte, dass die Mannschaft, nachdem sie Mönchengladbach durch Entblößung der linken Abwehrseite zwei Tore durch Wendt (18.) und Thuram (42,.) geschenkt hatte, fast noch mit einem 2:2 in die Kabine gekommen wäre.

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Peter Bosz (links) und Marco Rose unterhalten sich vor Spielbeginn.

Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Kevin Volland (25.) nach einem Zauberpass von Lucas Alario war der einzige Geistesblitz bis zur 44. Minute gewesen. Und dann stand Alario selbst nach einem Fehler von Matthias Ginter alleine vor Gladbachs Torhüter Yann Sommer und knallte den Ball  beim überehrgeizigen Versuch, ihn unters Lattenkreuz zu zaubern, am  Tor vorbei. Näher kam die Werkself dem Ausgleich nicht mehr, obwohl sie in der zweiten Halbzeit gegen körperlich abbauende Gladbacher viel besser Fußball spielte und auch Chancen produzierte, die allerdings in der mittlerweile Bayer-typischen Mischung aus Leichtsinn und Übereifer  vergeben wurden. Dafür, dass  abgesehen davon eine Mannschaft auf dem Platz stand, die den Tabellenführer beherrschte und  ihm nur eine weitere Torchance ließ, hatte der Trainer eine einfache Erklärung. „Normalerweise rede ich nie über einzelne Spieler, aber heute hat man gesehen, was Charles Aranguiz für uns wert  ist.“ Nach überstandener Sehnenverletzung und nur zwei Trainingseinheiten mit dem Team war der Chilene zur Halbzeit für Baumgartlinger eingewechselt und hatte dem Spiel seiner Mannschaft sofort Struktur und Sicherheit verliehen.

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Weniger effektiv verhielt sich der ebenfalls gesundete Leon Bailey nach seiner Einwechslung: Er vergab eine Riesenchance,  leistete sich in der Nachspielzeit eine Tätlichkeit gegen den Gladbacher Patrick Herrmann und flog mit Rot vom Platz.  Geschäftsführer Rudi Völler kommentierte: „Das ist blöd, völlig unnötig, und er wird auch bezahlen müssen.“  Schlimmer war jedoch ein weiteres verschenktes Spiel, das die Dinge für Bayer 04 vor der Champions-League-Prüfung gegen Atletico Madrid (Mittwoch, 21 Uhr, BayArena) und dem Auswärtsspiel in Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr) nicht einfacher macht.

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