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Verhaftungen in IranSardar Azmoun setzt Kritik fort – Experte erklärt Entfremdung

Lesezeit 2 Minuten
Azmoun am Ball

Sardar Azmoun

Leverkusen – Seit gut einer Woche befindet sich Fußball-Profi Sardar Azmoun (Bayer 04 Leverkusen) in Katar und versucht, mit seinem persönlichen Physiotherapeuten im Emirat am Arabischen Golf seine Muskelverletzung in der Wade auszukurieren. Nur wenige hundert Kilometer von seinem Heimatland entfernt setzt der Volksheld allerdings seine Kritik am brutalen Kurs der iranischen Regierung fort, die angesichts der Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini inzwischen dazu übergegangen ist, Sport-Journalistinnen und Sportjournalisten zu verhaften. Als Teil einer unter der Mullah-Diktatur grundsätzlich unfreien Presse hatten sie es gewagt, kritische Stimmen wie die von Sardar Azmoun zu zitieren.

Sardar Azmoun: „Lasst die Sportjournalistinnen Niloufar Hamedi und Elaheh Ahmadi frei“

Am Montag postete Azmoun: „Lasst die Sportjournalistinnen Niloufar Hamedi und Elaheh Ahmadi frei.“ Zum 40. Todestag von Mahsa Amini, die nach der Verhaftung wegen eines angeblich nachlässig angebrachten Kopftuches gestorben war, verbreitete der Fußballer in den sozialen Medien: „Seit 40 Tagen sind wir nicht mehr so wie vorher“. Den Tod einer bei den Protesten getöteten 32-Jährigen Iranerin, deren Tochter bei der Beerdigung weinte, kommentierte Azmoun mit dem Post: „Gott wird das niemals verzeihen, die Trauer eines Kindes, das keine Mutter hat.“

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Völlig unklar ist, ob Sardar Azmoun für die iranische Nationalmannschaft nominiert würde, wenn er rechtzeitig zur WM fit würde. Von den aktiven Spielern hat neben ihm nur sein Freund, der Torwart Alireza Beyranvand, offen gegen das Regime Stellung bezogen.

Iran-Experte: „Sie wünschen sich ein frühes WM-Aus“

Weil sich der Rest der Nationalspieler das in der Klarheit nicht traut, hat offenbar eine Entfremdung zwischen der Nationalmannschaft und der iranischen Fußball-Gemeinde stattgefunden. Der in Deutschland lebende Journalist, Lehrer und Iran-Experte Farid Ashrafian erklärt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Der überwiegende Teil der iranischen Fans sieht die Nationalmannschaft nicht mehr als ihre legitimen Vertreter bei dieser WM. Sie wünschen ihr ein frühes Aus. Sie finden Fußball im Moment total unwichtig. Das ist eine unglaubliche, zuvor kaum vorstellbare Entwicklung.“

Bayer 04 Leverkusen hat sich Ende September in einer öffentlichen Erklärung uneingeschränkt hinter den Einsatz ihres Spielers Sardar Azmoun für die Menschenrechte gestellt.