Wolf spricht über FlickLeverkusens Reise ins Münchener Chaos

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Trainer Hannes Wolf stimmt seine Mannschaft auf die Herkulesaufgabe in München ein.

Leverkusen – Knapp einen Monat nach seiner Amtsübernahme in Leverkusen wartet auf Hannes Wolf die anspruchsvollste Aufgabe, die der deutsche Vereinsfußball zu bieten hat: Bayer 04 tritt am Dienstag beim Tabellenführer FC Bayern an (20.30 Uhr/Sky). Die Partie in München ist der Auftakt zu einem Leverkusener Liga-Endprogramm, das es in sich hat. Vier der letzten fünf Gegner (Bayern, Frankfurt, Union Berlin und Dortmund) haben – wie auch die Werkself – Europapokal-Ambitionen. Ob Bayer 04 die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingt, wird sich in diesen Spielen entscheiden. Das Meistern von Wolfs Auftakthürden Schalke, Hoffenheim und Köln war das Erfüllen von Pflichtaufgaben auf diesem Weg.

Die sieben Punkte gegen limitierte Teams aus der unteren Tabellenhälfte wurden mit viel Effektivität und wenig Glanz errungen. Beim 3:0 gegen den FC vom Samstagabend gab es in der Defensive sogar einen Rückschritt. Trainer Wolf verbreitete am Montag dennoch Zuversicht. „Mit dem Rückenwind aus dem Derbysieg und den Fähigkeiten unserer Spieler, trauen wir uns zu, etwas in München zu holen“, sagte der 40-Jährige, stellte aber klar, dass dafür eine umfassende Leistungssteigerung nötig ist. „Wir müssen besser verteidigen und die Bälle behalten, sie nicht so leicht verlieren. Und natürlich einen Tick besser Fußball spielen“, forderte Wolf. Dann gebe es nur einen Weg: „Vollgas voraus!“ Mit dabei ist aller Voraussicht nach auch Florian Wirtz. Der 17-Jährige hatte zuletzt wegen Adduktorenproblemen gefehlt, wird nun aber die Reise ins bayrische Chaos antreten.

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In München trifft Bayer 04 auf einen Gegner, der die Tabelle zwar souverän anführt und die neunte Meisterschaft in Folge anstrebt, in den vergangenen Wochen aber aufgrund von vielen internen Streitereien in eine tiefe, nicht-sportliche Krise gerutscht war. Vorläufiger Höhepunkt war die Ankündigung Hansi Flicks am Samstag, den Trainerposten beim FC Bayern im Sommer aufgeben zu wollen. Der Klub reagierte am Sonntag mit einer knappen Mitteilung, dass man das Vorgehen des Trainers missbillige.

Keine Fragen zu Flicks Zukunft erwünscht

Am Montag wollte Flick nicht detaillierter auf den sich anbahnenden Rosenkrieg eingehen. Zu Beginn der Pressekonferenz erklärte er: „Ich habe alles am Samstag zu diesem Thema gesagt. Ich wollte, dass die Mannschaft von mir erfährt, dass ich den Verein gebeten habe, meinen Vertrag im Sommer aufzulösen. Es war eine spontane Sache. Danach war es für mich der logische Schritt, es der Öffentlichkeit zu sagen. Damit ich nicht weiter rumeiern muss.“ Weitere Fragen rund um Flicks Zukunft waren nicht erwünscht – weder zu seinem zerrütteten Verhältnis zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic, noch zur fehlenden Rückendeckung des künftigen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn oder den Rollen der Klub-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Auch zu seiner wahrscheinlichen Rückkehr zum DFB gab es keinen neuen Stand. Dafür aber warnende Worte vor Gegner Bayer 04: „Leverkusen hat schnelle Spieler, weiß aber auch fußballerisch zu glänzen. Wir müssen versuchen, schnelle Umschaltmomente möglichst zu verhindern.“

Werkself-Trainer Wolf glaubt nicht, dass sein Team vom Münchener Chaos profitieren kann. „Die Situation um Hansi Flick scheint sie sportlich zu vereinen. Gegen Wolfsburg haben sie ja nach dem Champions-League-Aus eine gute Reaktion gezeigt“, sagte Wolf. „Und wenn du bei den Bayern spielst, dann brauchst du eine gute mentale Stabilität. Wir erwarten sie stark und mit all dem, was sie ausmacht.“ Gegen den 1. FC Köln hatten Florian Kainz und Marius Wolf die Leverkusener Außenverteidiger schon vor größere Probleme gestellt – nun warten Kingsley Coman und Leroy Sané. Trainer Wolf hofft auf eine bessere Abstimmung: „Die Räume müssen besser abgesichert sein, auch vom Mittelfeld und von den Innenverteidigern. Auch gegen die Bayern werden wir sicher Zweikämpfe verlieren. Und dann darf nicht alles offen sein.“

Wolf traut Flick „alles zu“

Während sich weder Flick noch Wolf zu den eigenen Zukunftsplänen äußerten, gab es aber Einschätzungen zu denen des jeweils anderen, beide kennen sich gut. Wolf, aktuell nur bis Saisonende vom DFB an Bayer 04 ausgeliehen, hält Flick offenbar für den idealen Nachfolge-Kandidaten für Joachim Löw: „Das ist nicht mein Thema, aber ich halte Hansi für einen überragenden Trainer und Menschen. Ich finde ihn top. Er ist ein sensationeller Typ und ein großartiger Charakter. Ich traue ihm alles zu.“ Flick, der als DFB-Sportdirektor einst einen engen Draht zum damaligen Dortmunder U-19-Trainer Wolf hatte, sagte: „Ich hoffe, dass er seine Chance in Leverkusen nutzen kann, um nächste Saison dann Leverkusen weiter zu betreuen.“

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