„Seinem Schicksal überlassen“Schwere Vorwürfe gegen Maradonas Ärzte

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Maradona afp

Diego Maradona bei einem Ligaspiel in Argentinien aus dem Jahr 2020. (Archivbild)

Buenos Aires/Köln – Knapp ein halbes Jahr nach dem Tod von Diego Maradona haben Gutachter dem Ärzteteam der argentinischen Fußball-Legende schwere Versäumnisse zur Last gelegt. Die Behandlung des 60-Jährigen nach seiner Gehirn-OP sei „mangelhaft und leichtsinnig“ gewesen, heißt es in einem Bericht von 20 Experten, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Todesumstände des Nationalhelden untersuchten.

Der Weltmeister von 1986 sei vor seinem Tod für eine „längere und qualvolle Zeit“ seinem „Schicksal“ überlassen worden, heißt es in dem am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten 70-seitigen Bericht. Der Sterbeprozess habe „mindestens zwölf Stunden“ vor der Feststellung seines Todes begonnen.

Diego Maradona wurde am Gehirn operiert

Maradona war am 3. November wegen eines Blutgerinnsels am Gehirn operiert worden und am 25. November im Alter von 60 Jahren an Herzversagen gestorben. Laut Autopsie litt er unter Leber-, Nieren- und Herz-Kreislauf-Problemen. Spuren von Alkohol oder Drogen wurden nicht gefunden. Maradonas Töchter kritisieren die Art und Weise, wie ihr Vater nach seiner Gehirn-OP in seiner Residenz behandelt wurde.

Die argentinische Justiz ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Neurochirurgen Leopoldo Luque, die Psychiaterin Agustina Cosachov, den Psychologen Carlos Díaz und mehrere Pflegekräfte. Das Expertengremium kam nun zu dem Schluss, dass Maradonas Überlebenschancen bei einer fachgerechten Behandlung in einer Klinik besser gewesen wären.

Ärzten droht bei Schuldspruch lange Haftstrafe

Die Gutachter kritisierten, dass dem Ex-Fußballer, der nicht in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sei, die Entscheidung darüber überlassen wurde, wo er nach der Gehirn-OP gepflegt werden sollte. Es sei eindeutig, dass nach Auffassung der Gutachter „viele Dinge“ während Maradonas Nachbehandlung in seiner Residenz falsch gelaufen seien, sagte sein früherer Sprecher Sebastián Sánchi der Nachrichtenagentur AFP. Sollte es zu einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung kommen, drohen bei einem Schuldspruch bis zu 15 Jahre Haft.

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Maradona gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten, sein Tod sorgte weltweit für Bestürzung. Das Leben des früheren Weltmeisters war nach seiner aktiven Karriere von vielen Aufs und Abs sowie von Drogen- und Alkoholabhängigkeit geprägt; er hatte immer wieder mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. So erlitt Maradona zwei Herzinfarkte, erkrankte an Hepatitis und ließ sich wegen Übergewichts einen Magen-Bypass legen. (mbr/afp) 

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