Zum zweiten Mal nach 2017 richtet Deutschland die Handball-Weltmeisterschaft der Frauen aus. Das Turnier soll die Sportart auf ein neues Level bringen.
Frauen-WMModus, Spielorte und Ziele: So läuft die Handball-WM

Deutschlands Handballerinnen hoffen auf eine erfolgreiche Heim-WM.
Copyright: Marijan Murat/dpa
Deutschlands Handballerinnen möchten sich bei der Heim-WM den Traum von der ersten Medaille seit 18 Jahren erfüllen und mit starken Auftritten Werbung für ihre Sportart machen. „Generell bietet das Turnier die große Chance, den Frauen-Handball ins Fenster zu stellen“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann zur Bedeutung der Endrunde vom 26. November bis 14. Dezember in Deutschland und den Niederlanden.
Auch Männer-Bundestrainer Alfred Gislason drückt die Daumen und erhofft sich eine Strahlkraft über das Turnier hinaus. „Ich wünsche mir, dass die Frauen ein genauso tolles Heimturnier haben wie wir im Januar 2024, mit vollen Hallen und einer tollen Begeisterung. Frauen-Handball wird immer besser, und die Frauen haben eine ähnliche Unterstützung verdient wie wir“, wirbt Gislason vor dem Auftaktspiel der DHB-Auswahl gegen Island am Mittwoch (18.00 Uhr) um eine breite Unterstützung.
Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zur WM.
Wo wird gespielt?
Insgesamt gibt es fünf Spielorte. In Deutschland sind das Stuttgart, Trier und Dortmund. Das DHB-Team trägt seine Vorrundenspiele in der Schwaben-Metropole aus. „Wir freuen uns auf eine geile Stimmung in Stuttgart“, sagt Bundestrainer Markus Gaugisch. „Ich wünsche mir eine Halle, die Druck macht und uns Rückenwind gibt.“
Das gilt auch für die fest eingeplanten Hauptrundenspiele und ein mögliches Viertelfinale der DHB-Frauen in Dortmund. Im Optimalfall geht es am Final-Wochenende nach Rotterdam, wo die Medaillen vergeben werden. „Das Halbfinale wäre ein Riesending“, so Gaugisch. Zweiter Austragungsort in den Niederlanden ist ‘s-Hertogenbosch.
Wer sind die deutschen Gegner?
Die DHB-Auswahl trifft in der Vorrundengruppe C auf Island, Uruguay und Serbien. In der Hauptrunde kommt es zu Duellen mit den besten drei Teams aus der Gruppe D, in der Montenegro, Spanien, Färöer und Paraguay spielen.

Bundestrainer Markus Gaugisch will mit der DHB-Auswahl bei der Heim-WM begeistern.
Copyright: Marco Wolf/dpa
„Wir hatten eine ordentliche Auslosung und können unseren Weg ambitioniert angehen. Das Viertelfinale ist das Knackpunktspiel. Da läuft es auf Norwegen oder Schweden als Gegner heraus“, sagt Gaugisch über den Turnierbaum und gibt das Ziel aus: „Für uns ist wichtig, was auf der Platte passiert. Daran werden wir gemessen. Wir wollen die WM rocken.“
Gibt es noch Tickets für die deutschen Spiele?
Die drei Vorrundenauftritte der DHB-Auswahl in Stuttgart sind alle nahezu ausverkauft - ebenso das letzte deutsche Hauptrundenspiel am 6. Dezember in Dortmund. Für die anderen zwei Hauptrunden-Begegnungen und das Viertelfinale in der Westfalenhalle gibt es dagegen noch Eintrittskarten.
Auch für alle Vorrundenspiele in Trier sowie die Partien ohne deutsche Beteiligung in Stuttgart sind reichlich Tickets vorhanden. DHB-Boss Michelmann rührt daher die Werbetrommel: „Als Ausrichter wollen wir die Hallen füllen - auch dort, wo das deutsche Team nicht spielt. Wir wollen wieder zeigen, dass wir ein Handball-interessiertes, im positiven Sinn auch Handball-verrücktes Publikum in Deutschland haben.“
Wo können Fans die WM-Spiele sehen?
Wer den Weg des deutschen Teams durch die Vor- und Hauptrunde in Echtzeit verfolgen will, muss dafür bezahlen. Alle Gruppenspiele der DHB-Auswahl sind live nur beim Streamingdienst Sporteurope.TV zu sehen. Auf der Plattform kann man entweder einen Turnier-Pass für sämtliche WM-Partien zum Preis von 15,99 Euro erwerben oder Einzelspiele für 6,00 Euro kaufen. Zeitversetzt zeigt Eurosport die deutschen Partien in der ersten und zweiten Turnierphase.
Live im Free-TV sind die deutschen Handballerinnen erst ab dem Viertelfinale zu sehen - wenn sie es erreichen. Das ZDF würde das erste K.-o.-Duell am 9. Dezember übertragen. Sollte die DHB-Auswahl weiterkommen, können die Fans das Halbfinale und das Medaillenspiel live in der ARD verfolgen.
„Die Möglichkeiten, die sich bieten, werden von ARD und ZDF leider noch nicht ganz befriedigend genutzt. Es ist zwar ein Fortschritt gegenüber dem, was wir bei der Heim-WM 2017 erlebt haben, aber noch nicht das, wo der Frauen-Handball hingehört“, sagt DHB-Präsident Michelmann zur TV-Präsenz, die künftig deutlich ausgebaut wird. Die Europameisterschaften laufen ab 2026 bei ARD und ZDF, die Weltmeisterschaften ab 2027 bei ProSiebenSat.1.
Wie ist der Turniermodus?
Die 32 WM-Teilnehmer spielen zunächst in acht Vorrundengruppen mit vier Teams, von denen sich die jeweils besten drei für die Hauptrunde qualifizieren. In der zweiten Turnierphase geht es in vier Gruppen mit je sechs Nationen weiter. Die Gruppenersten und -zweiten erreichen das Viertelfinale, ab dem der K.-o.-Modus gilt.
Wer sind die Favoriten?
Top-Anwärter auf den WM-Triumph ist Olympiasieger und Europameister Norwegen. Titelverteidiger Frankreich sowie dem Olympia-Dritten und EM-Zweiten Dänemark werden ebenfalls gute Chancen eingeräumt. Soll es für Deutschland mit der ersten Medaille seit WM-Bronze 2007 klappen, müsse das Team „über sich hinauswachsen“, sagt Gaugisch.
Welche Ziele verfolgt der DHB außerhalb des Parketts?
„Dieses Turnier ist natürlich ein Motor für den Frauen-Handball“, beschreibt Sportvorstand Ingo Meckes die Bedeutung der WM im eigenen Land. Auch Andreas Thiel, Chef der Frauen-Bundesliga, wünscht sich einen Schub für die Sportart. „Ich bin guter Hoffnung, dass ein Signal davon ausgeht. Es darf keine Eintagsfliege sein“, sagt der frühere Weltklasse-Torhüter.

Die Heim-WM soll einen kleinen Boom im Frauen-Handball auslösen.
Copyright: Marijan Murat/dpa
Mit der breit angelegten Kampagne „Hands up for more“ wirbt der Verband seit Monaten für mehr Aufmerksamkeit, Respekt und Sicherheit. „Es ist ein Schrei nach Gleichstellung und Gleichberechtigung. Der DHB geht da wirklich voran“, lobt Kapitänin Antje Döll und formuliert das Ziel: „Wir sind bereit für einen Boom und wollen mit einer tollen WM dazu beitragen, viele junge Mädels in die Halle zu locken.“ (dpa)
