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Vor den WinterspielenTrotz IOC-Widerstands: Premiere für Cortinas Eiskanal

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Francesco Friedrich (vorne) und Anschieber Alexander Schüller starten ihren Zweierbob auf der neu erbauten Olympia-Strecke im Eugenio Monti Sliding Centre. Am Wochenende ist der erste Weltcup. (Handout)

Francesco Friedrich (vorne) und Anschieber Alexander Schüller starten ihren Zweierbob auf der neu erbauten Olympia-Strecke im Eugenio Monti Sliding Centre. Am Wochenende ist der erste Weltcup. (Handout)

Rodel-Weltcup in Königssee abgesagt, keine Genehmigung in Innsbruck/Igls: Der Kufen-Kalender gerät mächtig durcheinander. Ausgerechnet die umstrittene Olympia-Bahn in Cortina bekommt Athleten-Lob.

Das Nein des IOC zum Neubau der Bahn in Cortina d'Ampezzo war eindeutig. Das Internationale Olympische Komitee wollte eine weitere Bauruine wie die italienische Bahn von 2006 in Cesana verhindern und bezweifelte im Februar 2024 auch die rechtzeitige Fertigstellung. Die Dachorganisation forderte einen Plan B mit bereits vorhandenen Bahnen in Innsbruck/Igls, St. Moritz und im 6.000 Kilometer entfernten Lake Placid im US-Bundesstaat New York. Für die italienischen Olympia-Gastgeber aber war das alles nicht hinnehmbar. 

Italiens Regierung sprach ein Machtwort. Die neue Olympia-Bahn im Eugenio Monti Sliding Centre wurde vom Bauunternehmen Pizzarotti in Rekordzeit errichtet, auch wenn die Baukosten von geplanten 81,6 Millionen auf rund 100 Millionen Euro stiegen. Immerhin: Die Rodler, Bobfahrer und Skeletonis sind nach den ersten Testfahrten drei Monate vor den Winterspielen happy. An diesem Wochenende steigt im Bob und Skeleton der erste Weltcup.

Kufen-Sportler sind begeistert

„Ich hatte ein Lächeln im Ziel, der Kurvenrhythmus ist sehr schön, eine sehr gefühlvolle Bahn. Du kannst den Schlitten richtig runter tanzen“, sagte Rodel-Weltmeisterin Julia Taubitz. Zweifel, dass die fehlende Streckenkenntnis in der Kürze der Zeit ein Nachteil sein könnte, wischte Zweierbob-Olympiasiegerin Laura Nolte weg. „Damals in Peking war es genauso, da haben wir auch erst im olympischen Winter die Bahn kennengelernt. Da hat es super funktioniert. Das gibt mir eigentlich ein gutes Gefühl“, sagte die Bobpilotin aus Winterberg.

Bei der Frage nach der Vorfreude auf Cortina bekamen die sechsmaligen Doppelsitzer-Olympiasieger Tobias Arlt und Tobias Wendl einen Gefühlsausbruch. „Ich habe gerade Gänsehaut“, sagte Arlt und Wendl schob nach: „Ich auch.“ Endlich mal wieder in Europa, „das Flair in Cortina ist geil, wir lieben die Gegend, wir lieben die Dolomiten. Das freut uns ungemein, endlich mal nicht in Asien zu sein, weil in Sotschi, Pyeongchang und China konnten Family and Friends nicht dabei sein“, sagte Arlt. 

Königssee „fünfte Winter ohne Eis“

Das bayerische Duo wird auch nach den Winterspielen weitermachen. „Wir wollen gerne am Königssee unser letztes Rennen fahren“, sagte Arlt, „mal schaun, wie lange es dauert, bis die Bahn steht.“ Der Vorstandsvorsitzende des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD), Thomas Schwab, ist enttäuscht nach der Absage des geplanten Rodel-Weltcups, nachdem die Bahn 2021 durch eine Geröll-Lawine bei einem Unwetter stark beschädigt worden ist. „Es ist bitter, der fünfte Winter ohne Eis“, meinte Schwab und haderte vor allem mit den bürokratischen Vorgaben beim Wiederaufbau. 

Bauskandal in Innsbruck/Igls

Nicht viel besser lief es in Innsbruck, wo die Bahn in Igls nach 20 Monaten Bauzeit keine Genehmigung vom Rodel-Weltverband FIL bekam. Technische Mängel gefährden in Kurve 13 und 14 die Sicherheit der Rodler im für 30 Millionen Euro neu gebauten unteren Bahnteil. Der geplante Rodel-Weltcup (5./7. Dezember) zum Saisonauftakt wurde abgesagt und an Winterberg vergeben. Anders als die Rodler dürfen die Bob- und Skeleton-Piloten ihren Weltcup (28./30. November) am Fuße des Patscherkofels bestreiten.

 

Österreichs Verband fürchtet Nachteil

Die gescheiterte Homologierung (Freigabe) der traditionsreichen Olympia-Bahn von 1976 ist für den Österreichischen Rodel-Verband (ÖRV) ein Skandal. „Wir verlieren ausgerechnet in einer Olympia-Saison den Heim-Weltcup und unsere wichtigste Trainingsstätte. Für uns ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil“, sagte ÖRV-Cheftrainer Christian Eigentler. ÖRV-Präsident Markus Prock, der extra seinen langjährigen Rivalen Georg Hackl vom BSD zum ÖRV geholt hatte, um den Deutschen mehr als Paroli zu bieten, ist stocksauer: „Der Igler Eiskanal wurde modifiziert, um den Weltcupstatus für Bob und Skeleton zu sichern und ist jetzt für die Rodler nicht befahrbar. Da fehlt völlig das Verständnis, zumal sehr viel Geld im Spiel ist.“ (dpa)