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Preisgeld von 113 Millionen EuroWeshalb die Klub-WM der Fifa den Fußball derart spaltet

Lesezeit 4 Minuten
US-Präsident Donald Trump mit Fifa-Chef Gianni Infantino

US-Präsident Donald Trump mit Fifa-Chef Gianni Infantino 

Ein globales Machtspiel dominiert die Klubweltmeisterschaft 2025, während die Kommerzialisierung des Fußballs im Vordergrund steht.

Es ist ein Bild, das einem surrealen Theaterstück entstammen könnte: Im prunkvollen Oval Office des Weißen Hauses stehen Gianni Infantino, Präsident der Fifa, und Donald Trump, aktueller US-Präsident, um einen Tisch versammelt, auf dem eine prunkvolle Trophäe liegt. Infantino zieht einen überdimensionierten goldenen Schlüssel hervor, sagt, man „könne die Trophäe aufschließen“, steckt den Schlüssel in die kunstvoll verzierte Oberfläche und dreht daran. Die einzelnen Trophäenblätter bewegen sich. Trump entweicht dazu noch ein „Wow“.

Preisgelder von einer Milliarde Dollar

Eine Szene, die eine Entwicklung im Fußball symbolisiert, die längst über den Sport hinausgeht: Ein globales Machtspiel, bei dem Kommerz und Politik die Hauptrollen spielen – oft auf Kosten des eigentlichen Spiels, seiner Protagonisten und der Fans. 

Die Klubweltmeisterschaft 2025, verteilt auf zwölf Stadien in elf US-Städten, verspricht 63 Spiele in vier Wochen, 32 Mannschaften aus allen Kontinenten und Preisgelder von einer Milliarde US-Dollar. Mannschaften wie Bayern München, Real Madrid oder Manchester City treffen auf Flamengo, Boca Juniors oder Al Ahly – ein internationaler Clash der sogenannten Giganten.

Der Gewinner kann mit 113 Millionen Euro rechnen, kaum weniger als bei der Champions League. Für den Fifa-Chef ein „Meilenstein im Weltfußball“. Doch abseits der glänzenden Zahlen wächst die Kluft zwischen den nationalen Klubs weiter. Bayern München dürfte seine Vormachtstellung in der Bundesliga durch zusätzliche Einnahmen weiter ausbauen, während Klubs wie Borussia Dortmund, trotz sportlicher Schwäche in der letzten Saison, durch einzelne Spiele immense Gelder einnehmen können, die anderen Teilnehmern selbst in der Champions League verwehrt bleiben.

Dazu kommt die Belastung der Spieler. Mit bis zu 70 Einsätzen pro Saison steuern viele Profis auf eine körperliche und mentale Überforderung zu, die sich zwangsläufig in einer höheren Verletzungsanfälligkeit und einem sinkenden Leistungsniveau widerspiegelt.

Ticket-Nachfrage bleibt gering

Das Interesse am Wettbewerb hält sich dementsprechend in Grenzen, zumindest was die Zuschauerzahlen betrifft. Die Veranstalter sahen sich gezwungen, die Eintrittspreise in manchen Kategorien um bis zu 75 Prozent drastisch zu senken. Ein Blick auf die offiziellen Ticketportale offenbart ein weiteres Muster: Verkauft werden vor allem Plätze mit bester Fernsehpräsenz, jene auf der sogenannten „Schokoladenseite“. Jenseits davon bleibt derzeit vieles frei – oder wird gar nicht erst angeboten. Der optische Eindruck im Stadion soll offenbar gepflegt werden, auch wenn er mit der tatsächlichen Nachfrage nicht ganz Schritt hält.

Infantino nennt die Klub-WM die „Neuerfindung“ des Wettbewerbs, doch die Uefa verweigerte sich einer solchen Reform im Jahr 2019 vehement. Trotz Widerständen setzte sich am Ende die Fifa durch, um mit der Klubweltmeisterschaft künftig rund zwei Milliarden Euro einzunehmen. Hauptsächlich aus Medienrechten und Sponsoring soll der Betrag fließen.

Verbindungen zu Saudi-Arabien

Doch die mediale Vermarktung ist undurchsichtig und hinterlässt Fragen: Nach der Ablehnung eines ersten Angebots des Streaminganbieter Apple TV präsentierte die Fifa kurz vor der Auslosung der Partien Dazn als exklusiven Medienpartner. Der britische Streaminganbieter zahlt laut Medienberichten eine Milliarde US-Dollar für die Medienrechte, die Live-Übertragung der Klub-WM ist kostenfrei. Die Herkunft der gewaltigen Summe scheint unklar, doch ein Blick hinter die Kulissen offenbart: Der saudi-arabische Staatsfond „SURJ Sport Investment“ erwarb gleichzeitig eine Minderheitsbeteiligung an DAZN – ebenfalls für rund eine Milliarde Euro.

Die Finanzströme werfen die Frage auf, ob hier im Endeffekt ein geschlossener Ringtausch stattfindet, ein Verschleierungsspiel, welches die enge Verflechtung zwischen Fifa und Saudi-Arabien offenlegt. Die Vergabe der WM 2034 an den Golfstaat war schon international hoch umstritten – Menschenrechtsfragen und politische Interessen stehen weiterhin im Zentrum der Kritik. Die Klubweltmeisterschaft scheint nun ein weiteres Instrument, mit dem Saudi-Arabien seine Position im Weltfußball stärkt und zugleich sein Image aufpoliert. Offiziell betonen alle Beteiligten, dass Interessenkonflikte ausgeschlossen seien – doch die Zweifel sind groß und berechtigt.

Und während Infantino und Trump ihre goldene Trophäe enthüllen und bestaunen, bleibt die Frage, für wen eigentlich gespielt wird. Die Antwort ist so eindeutig wie noch nie.