Cimo RöckerNeuanfang bei Fortuna Köln nach dem Karriereknick

Cimo Röcker kämpft im U17-WM-Halbfinale mit Mexikos Carlos Fierro um den Ball.
Copyright: dpa
- Vor fünf Jahren wurde Cimo Röcker an der Seite von Emre Can und Mitchell Weiser dritter bei der U17-WM.
- Bei Werder Bremen war der Abwehrspieler fest für die Zukunft eingeplant.
Köln – Der Knick in der Karriere von Cimo Röcker war brutal. Im Sommer 2011 fuhr der Linksverteidiger als unumstrittener Stammspieler mit der U-17-Nationalmannschaft zur EM nach Serbien, wurde dort Vize-Europameister. Es folgte die WM in Mexiko. An der Seite von Emre Can und Mitchell Weiser holte Röcker Platz drei im kleinen Finale gegen Brasilien – vor fast 95 000 Zuschauern im legendären Aztekenstadion in Mexico-City. Zurück bei seinem Heimatverein Werder Bremen unterschrieb der damals 17-Jährige einen Profivertrag. Als A-Jugendlicher trainierte Röcker in der ersten Mannschaft an der Seite von Naldo und Per Mertesacker für Werders Viererkette der Zukunft. Ein eigentlich kometenhafter Aufstieg. Doch es kam alles anders.
Knochenödem und Syndesmosebandriss
In seinem zweiten Einsatz für Bremen II, wo er langsam aufgebaut werden sollte, wurde der Linksverteidiger böse gefoult. Diagnose: Knochenödem. Es folgte eine monatelange Pause. 2012/ 2013 hatte Röcker dann bereits den Anschluss an Werders Profis verloren und wurde zwischen den A-Junioren und der in die Regionalliga abgestiegenen Reserve hin- und hergereicht.
Im Sommer riss sich Röcker das Syndesmoseband, stieg zu früh wieder ins Training ein und fiel letztlich fast die ganze Saison aus. „Das war keine einfache Zeit für mich“, erinnert sich Röcker, der Bremen 2014 in Richtung Hannover verließ. Doch dort wurde sein Vertrag nach 14-Regionalliga-Einsätzen nicht verlängert. Im Sommer 2015 war Deutschlands ehemals verheißungsvollster Linksverteidiger am Tiefpunkt angelangt – der fußballerischen Arbeitslosigkeit.
Ein halbes Jahr ohne Klub

Cimo Röcker kämpft im U17-WM-Halbfinale mit Mexikos Carlos Fierro um den Ball.
Copyright: dpa
Über ein halbes Jahr war Röcker ohne Klub, bis Fortuna Köln ihn im Winter verpflichtete. „Wir haben ihn ganz unten abgeholt und wollen ihn wieder aufbauen“, sagt Trainer Uwe Koschinat. „Als so junger Spieler war er vermutlich gar nicht auf solche Rückschläge eingestellt. Es ging ja immer nur steil nach oben. Cimo war immer in den Top-Drei seines Jahrgangs.“ Allerdings betont der Coach, dass Röcker „nicht permanent der Vergangenheit hinterhertrauert. Er ist sehr willig, sein ursprüngliches Leistungslevel zu erreichen“.
Noch deutlich Luft nach oben
Belohnt wurde sein harter Einsatz – Röcker nahm seit seiner Verpflichtung etwa sechs Kilo ab – mit einigen Spielminuten im Pokal gegen den Mittelrheinligisten FC Hennef und seiner ersten Liga-Halbzeit beim 1:3 gegen Rot-Weiß Erfurt. „Für den Anfang war es ganz okay, aber ich habe noch deutlich Luft nach oben“, sagt der mittlerweile 22-Jährige. „Aber ich bin natürlich unglaublich froh, dass ich wieder auf dem Platz stehen kann und Fortuna mir diese Chance gibt.“
In der kommenden Saison soll Röcker dann den Platz von Tobias Fink einnehmen, der seine Karriere im Sommer wohl beenden wird. Die Fortuna hofft auf einen ähnlichen Werdegang wie bei Julius Biada im vergangenen Jahr. Ein Talent, dem der Durchbruch im ersten Versuch verwehrt blieb, soll es im zweiten Versuch in der Kölner Südstadt schaffen. Der Klub bietet die Bühne und erhält dafür kostengünstig viel verborgene fußballerische Qualität, die Trainer Koschinat wieder aufdecken muss.
