KommentarCorona-Krise beschleunigt Niedergang der Dritten Liga

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Steckt in einer tiefen Krise: Drittligist 1. FC Kaiserslautern

  • Die Drittliga-Saison soll zu einem Ende gebracht werden – gegen den Willen vieler Vereine.
  • Geisterspiele haben größere Auswirkungen auf die Drittligisten als auf Bundesligisten.
  • Doch schon vor der Corona-Pandemie steckte die unterste Profi-Liga in einer dauerhaften Krise.

Köln – In den Bundesligen sind sich die Vereine zumindest einig: Die Saison soll im Schatten der unsichtbaren Gefahr zu einem Ende gebracht werden. Welchen sportlichen Wert dieses Ende haben kann, ist kaum zu prognostizieren. Angreifbar wird es höchstwahrscheinlich sein – allein durch die zweiwöchige Quarantäne des Zweitliga-Schlusslichts Dynamo Dresden kann von Chancengleichheit kaum mehr die Rede sein. Aus Sicht der Dritten Liga wären all das aber eher kleinere Hürden.

Ein tiefer Graben zieht sich quer durch die unterste Klasse des deutschen Profifußballs. Auf der einen Seite jene Klubs, die sich über anstehende Fortsetzung des Spielbetriebs am 26. Mai freuen. Auf der anderen die Gegner des Re-Starts. Ende April war eine Mehrheit gegen einen Abbruch. Nun könnte sich der Wind gedreht haben – nicht zuletzt wegen der kostenintensiven Idee des DFB, die verbleibenden Partien an neutralen Spielorten auszutragen. Denn anders als in den beiden Bundesligen sind in der Dritten Liga gerade die größeren Klubs auf ihre Zuschauereinnahmen angewiesen. Auch Geisterspiele würden weitere Löcher in die ohnehin meist schon überstrapazierten Etats reißen. Beim 1. FC Magdeburg – dessen Heimspiele im Schnitt fast 17.000 Zuschauer besuchen – wäre dies ein Minus von 740.000 Euro. Die Saison mit aller Macht durchzudrücken, ist also nicht mit dem Argument der Bundesligen zu begründen: der Finanzhilfe für die Klubs.

Carl Zeiss Jena darf nicht trainieren

Carl Zeiss Jena plagen weitere Probleme: Der Verein kann sich offenbar weder die Anstellung eines Hygienebeauftragten noch die Unterbringung des Teams in einem abgeschirmtem Hotel leisten. Dazu verweigert die Stadt Jena dem Team die Erlaubnis zum Einstieg ins Mannschaftstraining – ganz ohne Corona-Fall bei Carl Zeiss.

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Allerdings ist das Virus nicht die Ursache allen Übels in der Dritten Liga. Es beschleunigte nur dessen Aufdeckung. Denn so schön die Verheißung eines bundesweiten Vergleichs mit namhaften Klubs klingt – für viele Vereine birgt die Liga eine permanente Existenzbedrohung. Der Umsatz der Klubs  hat sich in den letzten zehn Jahren von 101 auf 186 Millionen Euro (2018/19) erhöht. Dennoch wurde in der vergangenen Saison ein Rekordverlust von 30 Millionen Euro erwirtschaftet.

Das Nadelöhr Aufstiegs-Relegation

Aufstiegswillige Regionalligisten müssen einen finanziellen Kraftakt vollführen und viel Glück haben, um sich durch das Nadelöhr Relegation in die Dritte Liga zu quetschen. Absteiger aus der 2. Bundesliga können sich hingegen kaum an den weiter attraktiven Gegnern erfreuen. Denn statt einigen Millionen Euro TV-Geld gibt es nun nur noch einen Bruchteil, bei ähnlich hohen Personalkosten. Beispielhaft zu sehen am   Niedergang des 1. FC Kaiserslautern.

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