Kommentar zu KopfverletzungenSpieler müssen geschützt werden – vor sich und den Klubs

Lesezeit 2 Minuten
196C5212-6D13-42D3-9047-F9F82A7E8173

Gladbachs Matthias Ginter liegt nach einem Kopftreffer benommen ab Boden.

Köln – Noch immer wird ein Fußballer viel zu oft mit einem unkaputtbaren Krieger assoziiert, der von Nichts und Niemandem gestoppt werden kann. Gibt es eine klaffende Kopfwunde, wird diese getackert, der Spieler kehrt zurück und wirft sich weiter in jedes Duell. Er „beißt auf die Zähne“ oder „hat halt ein paar Gehirnzellen weniger“, wie es TV-Experte Sandro Wagner kürzlich beschrieb, nachdem Matthias Ginter von Leroy Sanés wuchtigem Freistoß am Kopf getroffen wurde und benommen zu Boden sackte. Heroisch, wer zurückkommt und weitermacht. Ein Weichei, wer sich auswechseln lässt.

Doch natürlich ist längst klar, was für Folgen wiederholte Kopfverletzungen – vor allem unerkannte – bei Profisportlern haben können. Fünf englische Weltmeister von 1966 sind an Demenz erkrankt. Studien belegen diesen Zusammenhang bereits. Daher ist der Vorstoß der Fußball-Regelhüter, einen zusätzlichen Spieler bei einer Gehirnerschütterung oder dem Verdacht darauf auswechseln zu dürfen, ein richtiger Schritt. Sowie ein überfälliger. Und hoffentlich nur der erste.

Football als Vorbild

Denn es müssen weitere Maßnahmen getroffen werden, um die Spieler zu schützen – ob vor dem eigenen Ehrgeiz oder den Interessen des Vereins. Deshalb muss nicht nur das medizinische Personal der Vereine noch einmal sensibilisiert werden. Der Fußball sollte sich ein Vorbild am American Football nehmen und ein neutrales Ärzte-Team ans Spielfeld stellen, das nach Kopfverletzungen unabhängig von der Meinung der Vereine oder dem Ergebnis entscheidet, ob ein Spieler weitermachen kann oder zum eigenen Schutz vom Feld muss.

In der NFL wurde dieses Vorgehen 2013 eingeführt. Zuletzt wurde das „Concussion Protocol“ im Playoff-Viertelfinale angewendet, als Patrick Mahomes, Quarterback von Kansas City, bei knappem Spielverlauf nach einem Kopftreffer draußen bleiben musste. Beschwerden gab es trotz der möglichen Tragweite der Entscheidung keine. Wenn selbst im heroisierten US-Sport die Gesundheit der Stars mittlerweile im Vordergrund steht, sollte die Umsetzung hierzulande kein Problem darstellen.

KStA abonnieren