Premier LeagueNewcastle ist jetzt superreich und kündigt Meisterplan an

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Newcastle Fans mit Humor

Fans in Scheich-Verkleidung feiern die Übernahme des Klubs.

Manchester/Newcastle – Die Fans von Newcastle United hatten wenig Grund zur Freude in der jüngeren Vergangenheit, deshalb wurde am Donnerstagabend um so wilder gefeiert, als feststand, dass der Verein die Besitzer gewechselt hat. Tausende Fans versammelten sich vor dem St. James’ Park im Zentrum der Stadt, schwenkten Fahnen in den Vereinsfarben Schwarz und Weiß, brannten Pyrotechnik ab und tranken, wie in England bei solchen Anlässen üblich, viel Alkohol. Der Boden vor dem Stadion war irgendwann fast komplett bedeckt von zertretenen Bierdosen. So war es auf Bildern in Sozialen Medien zu sehen.

Jubel in Newscastle

Tausende Fans versammelten sich vor dem St. James’ Park im Zentrum der Stadt.

Sportliche Ziellosigkeit

Begossen wurde der Umstand, dass der Klub aus den Klauen des bisherigen Eigentümers Mike Ashley befreit wurde, so jedenfalls sehen das die Newcastle-Fans. Die 14 Jahre, in denen der englische Sportartikel-Magnat das Sagen hatte, waren geprägt von sportlicher Ziellosigkeit und einer emotionalen Entkopplung des eigentlich so leidenschaftlichen Publikums von ihrem Verein. Die „Magpies“ (Elstern) stiegen unter Ashley zwei Mal aus der Premier League ab und kämpfen auch aktuell wieder gegen den Sturz in die Zweitklassigkeit.

Ashley wollte den Klub schon länger verkaufen, verschiedene Übernahme-Versuche scheiterten allerdings – auch ein angedachter Deal im vergangenen Jahr mit einem Konsortium, hinter dem zu 80 Prozent der Staatsfonds von Saudi-Arabien steckt. Am Donnerstagabend ging der Verkauf an genau jenes Konsortium dann doch über die Bühne, für 300 Millionen Pfund (umgerechnet mehr als 350 Millionen Euro). Zwar beteuern alle Seiten, dass der Staatsfonds unabhängig vom Staat Saudi-Arabien selbst zu betrachten sei, doch wie glaubhaft das ist, muss schwer angezweifelt werden: Vorsitzender des Staatsfonds ist Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman. Nach Paris Saint-Germain (Katar) und Manchester City (Abu Dhabi) ist Newcastle United der nächste Klub im europäischen Profifußball, der praktisch in den Besitz eines reichen Golfstaats übergeht.

Genau diese Tatsache macht die Übernahme problematisch. Die Newcastle-Fans hoffen, dass die „Magpies“ mit den Investitionen der neuen Eigentümer um Titel mitspielen, die Fantasie des Publikums für glamouröse Transfers ist beflügelt. Menschenrechtsaktivisten allerdings verurteilen das Geschäft als Versuch Saudi-Arabiens, durch Engagement im Sport den eigenen Ruf aufzupolieren. Einen Fachbegriff dafür gibt es auch: Sportswashing.

Verheerende Menschenrechts-Bilanz

Dem Land wird eine verheerende Menschenrechts-Bilanz vorgeworfen, Oppositionelle werden angeblich verfolgt, Frauen-Rechte und die Rechte Homosexueller sollen extrem limitiert sein. Die CIA macht Kronprinz bin Salman persönlich für die Ermordung des kritischen Journalisten Jamal Khashoggi vor drei Jahren verantwortlich. Unter anderem Khashoggis Verlobte appellierte öffentlich an die Premier League, die Übernahme Newcastles durch den Staatsfonds zu verhindern. Vergebens.

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Schon beim Verkauf von Manchester City im Jahr 2008 an Scheich Mansour aus Abu Dhabi waren Menschenrechte kein Hindernis.

Wenig moralische Bedenken

Es dauerte danach übrigens vier Jahre, bis Manchester City zum ersten Mal Meister in der Premier League wurde. Newcastle United will die Krone des englischen Fußballs in „fünf bis zehn Jahren“ erobern – so bestätigt es die britische Geschäftsfrau Amanda Staveley, die den Verkauf des Klubs arrangierte und öffentlich des Gesicht des Deals ist.

Newcastle New Owner

Amanda Staveley und ihr Mann Mehrdad Ghodoussi

Newcastles Fans haben angesichts dieser Versprechungen nur wenig moralische Bedenken beim Besitzer-Wechsel. Bei der Feier am Donnerstagabend wurden auch Menschen in Scheich-Verkleidung gesichtet.

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