Kölner Golf-Held kehrt heimNick Bachem wird in Marienburg gefeiert und verspricht das Grüne Jackett

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Nick Bachem feiert mit seinen Eltern Felicitas und Frank

Nick Bachem feiert mit seinen Eltern Felicitas und Frank

Der traditionsreiche Marienburger Golf-Club bereitet dem Jung-Star nach dessen Premieren-Sieg in Südafrika einen großen Empfang.

Das Vereinshaus des Marienburger Golf-Club ist kein Ort, der für ausschweifende Partys und Exzesse bekannt ist. Idyllisch liegt die Zentrale des traditionsreichen Kölner Vereins im Forstbotanischen Garten, eingerahmt von seinem charakteristischen Neun-Loch-Platz unter hohen Bäumen. Die lautesten Geräusche in dieser Umgebung sind normalerweise das Klacken der Schläge, der Gesang der Vögel und das Knirschen der Limousinen auf dem Kies des Parkplatzes hinter der Einfahrt auf das Gelände.

Als Nick Bachem gut 54 Stunden nach seinem sensationellen Premieren-Sieg in Südafrika das Wohnzimmer seines Klubs betrat, brandete jedoch frenetischer Jubel auf. Aus den Boxen der Musikanlage schallte „We are the Champions“. Ein Poster mit dem strahlenden Gesicht des 23-Jährigen transportierte die Botschaft: „Wir sind stolz auf dich“. Der junge Held stemmte den mitgebrachten Siegerpokal des 1,5-Millionen-Dollar-Turniers der DP-World-Tour-Serie spontan in die Höhe und sang inbrünstig mit.

Als alle wieder zu Atem kamen, begrüßte Alexander Jacobi, Vizepräsident und Schatzmeister des Klubs, den jungen Helden mit angemessenen Worten: „Du warst hier immer der Typ, der mit Titeln ankommt, die vor ihm noch keiner gehabt hat. Du warst Deutscher Jugendmeister, Deutscher Meister, Vize-Europameister. Jedes Mal haben wir gedacht, dass es keine Steigerung mehr gibt. Und alle zwei Jahre kamst du mit einem noch größeren Pokal. Aber jetzt hast du richtig einen rausgehauen. Es ganz toll, dass du unserem kleinen Klub immer die Stange gehalten hast, obwohl es bestimmt viele Verlockungen gegeben hat.“

Nick Bachem, der fast seine gesamte Jugend auf dem Gelände in Marienburg verbracht hat, war nach dem wilden Ritt der vier Turniertage und der fast mehr als zwölfstündigen Rückreise glücklich, durcheinander und bewegt auf einmal. „Ich bin total überwältigt davon, was hier los ist. Ich kann nur sagen, wie schön es ist, die ganze Reise gemeinsam mit euch hier zu bestreiten. Alle hier im Klub haben mich als Golfer und als Mensch geprägt und mir die Liebe zu diesem Sport und viele andere Dinge beigebracht. Ich bin sehr gespannt, was jetzt noch kommt. Und ich hoffe, dass ich so schnell wie möglich noch ein anderes grünes Jackett mit nach Marienburg bringen kann.“

Der Hinweis auf den Masters-Sieg sollte unbedingt Ernst genommen werden

Nach diesem verwegenen Hinweis auf das Ehrenkleid, das nur ein Sieger des legendären Masters-Turniers in Augusta tragen darf, brandete neuer Jubel auf. Und Nick Bachem lachte laut über seine Pointe, die von den wenigsten der Anwesenden als purer Spaß verstanden wurde. Wer sein elftes Turnier auf der Profi-Tour gewinnt, die Konkurrenz mit den weitesten Drives und der höchsten Schlägerkopfgeschwindigkeit verblüfft, sich nach kürzester Eingewöhnungsphase in den elitärsten Zirkel des europäischen Golfsports katapultiert, der sollte unbedingt ernst genommen werden, wenn er seine sportlichen Träume formuliert.

Überhaupt musste Nick Bachem viel sagen an diesem Abend, während auf einer Leinwand in Endlosschleife die besten Schläge der Schlussrunde seines Turniersieges von Johannesburg abliefen.  Wie es sich angefühlt hat, als Neuling im großen Zirkus ein ausgesuchtes Feld von Klasse-Profis in Grund und Boden zu spielen. Wo auf einmal die sonst allgegenwärtige Nervosität war. Wie er es wagen konnte, auf einem Par-5-Loch den zweiten Schlag vom Fairway aus 300 Meter weit ans Grün zu donnern. Warum an diesem Sonnentag auf einmal alle Putts fielen. Die rund 100 engsten Mitglieder der MGC-Familie wollten alles wissen von ihrem Helden, dessen riesiges Talent sie schon bewundert hatten, als er die Bälle im Teenageralter bereits weiter über den Platz schlug als die meisten Erwachsenen, die sich für tolle Golfer hielten. Bis sie ihn spielen sahen.

Am Wichtigsten ist sowieso, dass es Spaß macht
Nick Bachem

Trainer Peer Sengelhoff, der Nick Bachem in den letzten 14 Jahren sportlich ausgebildet, geformt und betreut hat, macht sich keine Sorgen darum, dass sein Schützling im harten Alltag des Spitzengolfes seine neben dem reinen Golf-Talent größte Fähigkeit verliert: Den unerschütterlichen Charme des Sonnyboys, der sein Talent, seine Chancen und das Leben überhaupt als Geschenk begreift, und der  Siege wie Niederlagen mit einem breiten Lächeln erwidert. „Auch wenn er jetzt ein professionelles Management hat, wird Nick seinen Charakter und seinen eigenen Kopf nie aufgeben“, sagt der Trainer, „er hat einfach diese spezielle positive Mischung aus Charaktereigenschaften und Hingabe fürs Spiel, die ganz selten ist.“

Oder wie Nick Bachem es formulierte, als er seine Gedanken auf der bislang wichtigsten Golf-Runde seiner gerade erst beginnenden Karriere beschrieb: „Eigentlich habe ich nur vor mich hin gespielt und den Moment genossen. Jeden Schlag und jedes Loch. Ich wollte auch die Fehler genießen. Aber dann sind einfach keine Fehler passiert. Und hey, auch wenn es anders gekommen wäre: Dann hätte ich eben ein andermal gewonnen. Denn am wichtigsten ist sowieso, dass es Spaß macht.“

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