Kölner HaieFür den Chef zählt nur der Titel

Die Besitzer der Haie: Frank Gotthardt, Peter Schönberger und Minderheitsgesellschafter Ralf Pape (v.l.)
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Köln – Frank Gotthardt saß am Freitag in seiner Loge in der Lanxess-Arena, er besucht die Haie-Spiele regelmäßig. So konnte er beim Derby gegen Krefeld (0:1) live miterleben, was die KEC-Anhänger vom Rauswurf des Trainers Uwe Krupp halten: Gar nichts. „Warum seid ihr so dumm?“, war auf einem der vielen Protest-Banner zu lesen. Überhaupt wurde das Spiel zu einer Demonstration für Krupp, dessen Namen die Fans permanent riefen.
Zwar hatte nicht Gotthardt, sondern Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger dem Coach, dessen Co-Trainern und Sportgeschäftsführer Lance Nethery in der Nacht zum Freitag mitgeteilt, dass sie beurlaubt sind. Ohne Gotthardt wäre die Entscheidung aber nicht gefallen. Ihm gehören als Investor etwa 80 Prozent des Klubs.
Gotthard gehört zu den 500 Reichsten Deutschland
Gotthard, 1950 in Siegen geboren, ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der in Koblenz beheimateten CompuGroup Medical, die Software für Arztpraxen und Krankenhäuser produziert. Sein Unternehmen hat fast 4000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von knapp 460 Millionen Euro. Gotthardt gehört mit einem Privatvermögen von etwa 300 Millionen Euro zu Deutschlands 500 Reichsten.
Im Sport war der Informatiker nicht engagiert, bis er sich im Frühjahr 2010 in Köln WM-Spiele der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft anschaute und beeindruckt war von der Dynamik des schnellen Kufensports und der Atmosphäre in der Halle. Die Kölner Haie befanden sich damals in größter Finanznot, da sie den Mäzen Heinz-Hermann Göttsch verloren hatten.
Gotthardt stieg mit privatem Vermögen zusammen mit Schönberger und dem inzwischen ausgeschiedenen Jan Broer beim KEC ein – und bewahrte den Traditionsklub vor der Insolvenz. Damals gaben die Gesellschafter das Ziel aus, mit den Haien schwarze Zahlen zu schreiben, möglichst sogar zu verdienen. Bislang ist dies nicht gelungen, allerdings stiegen die Zuschauerzahlen von einem Schnitt von 9907 (2010/11) auf 12 695 (2013/14), auch der Fanartikel- und Dauerkartenabsatz brummte.
Etwa zweimal pro Monat musste Nethery in Koblenz über seine Arbeit berichten. Auch andere Abteilungsleiter lädt Gotthardt regelmäßig zu Lageberichten. Wie er die Entwicklung des Klubs beurteilt, ist nicht bekannt. In seiner Funktion als Klub-Investor gab er bisher keine Interviews.
Krupp, der im Sommer 2011 als Chefcoach zu den Haien kam, traf sich diverse Male mit Gotthardt. Nach einem Aufbaujahr, in dem die Haie bis ins Playoff-Viertelfinale kamen, fragte der Geschäftsmann den Trainer im Sommer 2012, was man tun müsse, um deutscher Eishockey-Meister zu werden. Krupp erklärte es ihm.
Daraufhin erhöhte Gotthardt seine Investition, die Haie engagierten Stars wie die Schweden Daniel Tjärnqvist und Andreas Holmqvist oder für die Endphase 2013 Marco Sturm – und erreichten 2013 und 2014 jeweils das Finale. Krupp-Nachfolger Niklas Sundblad soll nun Gotthardts Wunsch erfüllen – und den Titel holen.