KEC droht AbstiegKönnten die Kölner Haie in der DEL2 überleben?

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Kölner Frust nach dem 4:7-Debakel in Nürnberg

Köln – Noch neun Spiele stehen für die Haie in der DEL-Hauptrunde auf dem Programm. Das Ziel der Kölner, die momentan Tabellen-13. sind, ist nicht mehr Platz zehn und die Teilnahme an den Pre-Playoffs. Nein, es geht für die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp nur noch darum, nicht den 15. und letzten Tabellenrang zu belegen. Denn das würde den Abstieg in die DEL2 bedeuten, was ein realistisches Szenario geworden ist, da der KEC von Niederlage zu Niederlage taumelt. Seit dem 17. Dezember haben die Haie nur fünf Punkte eingefahren, im Jahr 2022 erst einmal gewonnen. Ein Überblick über die Krise.

Was unternehmen die Kölner Haie, um den Absturz zu verhindern?

Trainer Uwe Krupp will seine Profis künftig härter rannehmen, um ihnen den Ernst der Lage klarzumachen und sie wachzurütteln. Das kündigte er nach dem 4:7 in Nürnberg am Sonntagabend an. „Bei uns ist die Schonfrist abgelaufen“, sagte der 56-Jährige. Und:   „Ich arbeite seit 2004 als Trainer, und ich muss wirklich lange überlegen, um die Leistungen, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, zu beschreiben.“ In der Regel stelle er sich vor seine Mannschaft, sagte Krupp weiter. „Aber nach dieser Vorstellung geht das nicht. Da ist die Glaubwürdigkeit weg. Die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, war unter aller Sau. Wir haben einige Spiele in den nächsten Wochen, bei uns wird sich im Ton einiges ändern.“ Verständnis für individuelle Befindlichkeiten der Spieler will der Trainer fortan nicht mehr zeigen, die Profis sollen Verantwortung übernehmen und punkten.

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Was war bei der KEC-Pleite in Nürnberg los?

Dort boten die Kölner Spieler im ersten Drittel eine erschütternd schwache Vorstellung. Es häuften sich die vermeidbaren Fehler und Schlampigkeiten, sodass die Gastgeber schnell auf 4:1 davonzogen. Wie zu hören war, stimmte Krupp seinen neuen Kommandoton bereits in der ersten Pause an, mit dem Ergebnis, dass sich die Profis danach kurzfristig ein wenig zusammenrissen und die folgenden beiden Drittel ausgeglichener gestalteten. Geschäftsführer Philipp Walter unterstützt Krupp bei seinem Kurswechsel. Ob es langfristig etwas nutzt, wird sich am Dienstag (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellen-14. Iserlohn zeigen. Den Coach zu tauschen, kommt, wie Walter betont hat, für die Haie nicht in Frage. Krupps Vertrag wurde unlängst, mitten in der Niederlagenserie, um zwei Jahre verlängert.

Was sind die Gründe für die Erfolglosigkeit der Kölner Haie?

Der Spieleretat des KEC ist begrenzt, weil die Haie von den Corona bedingten Zuschauerbeschränkungen wirtschaftlich hart getroffen worden sind. Haie-Chef Frank Gotthardt ist im Gegensatz zu anderen DEL-Gesellschaftern dem Vernehmen nach nicht bereit, höhere Summen in den Verein zu stecken, um die staatlichen Restriktionen auszugleichen. Das zeigt sich im Kader. Vor allem defensiv sind die Haie eher schwach besetzt, unter anderem, da der als Führungsspieler eingekaufte Norweger Jonas Holös sich in der Saisonvorbereitung schwer am Knie verletzt hat und es für ihn keinen entsprechenden Ersatz gab.

Der Leistungseinbruch, der im Dezember begann, hat das Team nun in eine negative Dynamik gebracht, aus der es keinen Ausweg findet. Einige Spieler sind dem Druck nicht gewachsen und wirken völlig verzagt, andere haben schon für die nächste Saison bei anderen Vereinen unterschrieben und scheinen nicht mehr voll bei der Sache zu sein. Etliche Nordamerikaner haben vermutlich bislang nicht begriffen, was Abstieg überhaupt bedeutet, denn so etwas gibt es in ihren Heimatligen nicht. Alles in allem ist es eine fürchterliche Mischung.

Außerdem gibt es eine strukturelle Schwäche: Krupp ist Trainer und Manager in Personalunion, es fehlt ein erfahrener Sportdirektor zur Entlastung des Coaches, wie ihn die meisten anderen DEL-Vereine haben. Auch das hat finanzielle Gründe. 

Könnten die Haie in der DEL2 überleben?

Wie viele andere DEL-Klubs haben die Kölner vorsorglich auch eine Lizenz für die DEL2 beantragt. Dass sie es tatsächlich finanziell stemmen könnten, in der Zweiten Liga zu spielen, erscheint aber eher unwahrscheinlich. Denn es ist einerseits nicht klar, ob Gotthardt die Haie in der DEL2 noch unterstützen würde. Andererseits müsste der Verein sich finanziell insgesamt verkleinern, hätte aber keine andere Spielstätte als die große und kostspielige Lanxess-Arena, in der Spiele erst ab einer Grenze von ungefähr 11.000 Besuchern rentabel werden. Wie soll es funktionieren, wenn die Gegner nicht mehr Mannheim oder Berlin, sondern Ravensburg oder Crimmitschau heißen? Kurz: Der Abstieg würde vermutlich den Untergang der Kölner Haie bedeuten – im Jahr 2022, in dem sie 50 Jahre alt werden. Falls es der Verein schaffen sollte, sich zu retten, so soll im Sommer einen harter Schnitt gemacht und das KEC-Team ganz neu aufgebaut werden.

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