Nach harten Jahren im AuslandAnil Capkin hat in Köln seine Leidenschaft für Fußball neu entdeckt

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13.02.2016, Fussball, Regionalliga West, Saison 2015/2016, 23. Spieltag, Stadion an der Poststraße, Verl SC Verl - 1. FC Köln U23 2 : 0 Fabian Großeschallau (SC Verl, rechts) gegen Anil Capkin (1.FC Köln U23), Aktion, Duell, Zweikampf, Quer

13 02 2016 Football third division West Season 2015 2016 23 Matchday Stadium to the Post Street Univ SC Univ 1 FC Cologne U23 2 0 Fabian Großeschallau SC Univ right against Anil Capkin 1 FC Cologne U23 Action shot Duel duel horizontal

Anil Capkin (vorn) hat beim 1. FC Köln seine Ausbildung genossen.

Der 26-Jährige war in der Jugend des 1. FC Köln ein Ausnahmetalent.

Anil Capkin war als Junior ein Ausnahmetalent. Im Nachwuchsbereich des 1. FC Köln unter seinem damaligen Trainer Boris Schommers (44) erlebte er seine erfolgreichste Zeit. Im Mutterland des Fußballs kam dann der Absturz. „Das war irgendwie der Knackpunkt“, gesteht der gebürtige Kölner.

Inzwischen hat er die Freude an seinem Spiel wiedergefunden – beim Türkischen Fußball-Club (TFC) Köln in der Kreisliga A. Der 26-Jährige ist ein durchaus kantiger Typ. Freundlich, aber einer, dem man sich freiwillig am liebsten nicht in den Weg stellen möchte. Ein Kraftpaket, das in seiner körperlichen Konstitution und Wucht an den ehemaligen argentinischen Weltklasse-Fußballer Carlos Tevez (39) erinnert.

Anil ist ein lieber Junge
Martin Bülles, ehemaliger Co-Trainer beim 1. FC Köln

Dabei ist der gebürtige Kölner von sanftem Gemüt. Meistens jedenfalls. „Ein lieber Junge“, erinnert sich sein ehemaliger Co-Trainer beim FC, Martin Bülles. Ruhig, ausgeglichen, bescheiden. Eine Mischung, die ihm möglicherweise einen langfristigen Aufenthalt im Profifußball verwehrte.

Nach etlichen sorgenfreien Jahren beim 1. FC Köln wechselte der Deutsch-Türke im Sommer 2016 in die zweite englische Liga zum FC Reading. Es war der Anfang vom Ende, wie Capkin gesteht. „In England ist vieles zerbrochen. Ich fühlte mich wie in einer Sackgasse. Die Freude am Fußball habe ich dort komplett verloren. Rückblickend war dies die schlechteste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich war noch nicht reif genug für diesen Schritt.“

Anil Capkin – ein kraftvoller Verteidiger mit atemberaubender Dynamik

Als Junior gehörte der Defensivspieler, der wahlweise auch auf den Flügeln zum Einsatz kam, mit zum Besten, was der deutsche Nachwuchsfußball zu bieten hatte. Als kraftvoller Rechtsverteidiger mit atemberaubender Dynamik war er kaum aufzuhalten. Capkins Torgefahr suchte ihresgleichen. Für den 1. FC Köln war Capkin in der A- und B-Junioren-Bundesliga in 79 Pflichtspielen an 34 Treffern direkt beteiligt. Eine starke Quote. Vergleichbare Werte sucht man vergebens.

Für den türkischen Fußballverband bestritt er von der U 15 bis zur U 21 mehr als zwei Dutzend Länderspiele. Mit 29 Begegnungen in der Regionalliga West für die zweite Mannschaft des 1. FC Köln gelang dem Defensivspieler ein vergleichsweise nahtloser Übergang in den Männerfußball. Im Süden Englands lief allerdings nichts mehr zusammen. Ohne Pflichteinsatz ging es nach nur sechs Monaten zurück in die Heimat – für eine Saison – zum Regionalligisten Bonner SC.

Eine schwere Verletzung kostet den Kölner ein ganzes Jahr

Auch hier kam Capkin nicht in Schwung. Die Erfahrungen beim Championship-Club schienen sich in Capkins Gedanken nachhaltig eingebrannt zu haben. „Danach bin ich in die Türkei zu Sakaryaspor in die Zweite Liga.“ Sein Glück fand Capkin aber auch dort nicht. Eine schwerwiegende Verletzung kostete ihn eine gesamte Spielzeit. „Da war die Luft endgültig raus. Meine Träume haben sich dort regelrecht in Luft aufgelöst. Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf Fußball.“ Seine Fußballschuhe verstaubten regelrecht.

Meine Träume haben sich regelrecht in Luft aufgelöst. Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf Fußball
Anil Capikin über seine Zeit in der Türkei

Tatenlos blieb Capkin indes nicht. Zurück in Köln, widmete er sich an der Rheinischen Fachhochschule dem Wirtschafts- und Steuerrecht. Nach dem Bachelor folgte der Master. „Es geht immer weiter. Wenn man wirklich will, öffnen sich immer andere Türen“, sagt Capkin. Die Zuversicht ist zurück.

Mittlerweile ist der ehemalige Rechtsverteidiger als Mann hinter den Spitzen, mit der Nummer 28 auf dem Rücken, zurück im Geschäft. „Die Sache mit dem TFC Köln ist meinem Vater geschuldet. Erst hatte ich meine Bedenken. Das muss ich schon zugeben. Aber es war die perfekte Entscheidung. Ich habe meine Leidenschaft für den Fußball wiederentdeckt.“

Anil Capkin ist am Aufstieg des Türkischen FC maßgeblich beteiligt

Die im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln genossene Ausbildung ist natürlich in jeder Aktion unübersehbar. In seiner ersten Saison (2021/22) für den Türkischen Fußball-Club Köln war er mit 17 Toren und sechs Assists in 16 Spielen am Aufstieg maßgeblich beteiligt. Und auch in der aktuellen Saison stehen für den Kapitän in elf Einsätzen 16 Treffer und sieben Vorlagen zu Buche. Auffällig ist, dass Capkin in jedem Spiel immer mindestens ein Treffer gelang.

Aktuell belegt der TFC den dritten Tabellenplatz. Dass er zum Re-Start der Meisterschaft im Topspiel beim Tabellenzweiten SC Holweide am Sonntag (15.30 Uhr, Kunstrasenplatz Schlagbaumsweg) nicht zum Aufgebot gehören wird, schmerzt ihn selbst am meisten. Nach einem verbalen Aussetzer beim 3:1-Sieg gegen den FSV Köln Mitte November wurde Capkin für vier Spiele gesperrt. Es war seine erste Rote Karte überhaupt.

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