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FootballOffene Rebellion in der ELF und eine unsichere Zukunft der Cologne Centurions

4 min

Jan Leuker (am Ball) und die Centurions sind derart unterlegen, dass es schwerfällt, Tickets für Spiele mit Kölner Beteiligung zu verkaufen. 

Neun Klubs gründen eine Allianz, um Reformen in der kriselnden Football-Liga zu forcieren.

Die European League of Football (ELF) steht fünf Jahre nach ihrer Gründung vor einer Zerreißprobe und die Zukunft der kriselnden Cologne Centurions ist weiter fraglich.

Nachdem sich am 16. Juli zunächst acht Standorte zur European Football Alliance (EFA) zusammengeschlossen, vehement Reformen gefordert und der Ligaspitze ein Ultimatum gestellt hatten, ist Commissioner Patrick Esume in der vergangenen Woche zurückgetreten. Die Kritik an der Leitung der ELF wurde in den vergangenen Monaten immer lauter. Liga-Boss Zeljko Karajica versuchte vergeblich, die seit längerem bei einem Großteil der Teams schwelenden Konflikte herunterzuspielen und beschwor die Einheit mit Esume. „Patrick und ich sind Partner, wir bilden eine Einheit und stehen immer zusammen. Wer glaubt, er könne einen Keil hineintreiben, der macht sich lächerlich“, verkündete Karajica noch vor wenigen Tagen.

ELF-Commissioner Patrick Esume erklärt seinen Rücktritt

Doch der für den sportlichen Teil zuständige Esume hat sich nun von dem für den wirtschaftlichen Part zuständigen Geschäftsführer abgewandt. Bis zum Finale am 7. September ist der Ex-Coach und TV-Moderator Esume noch an Bord, danach trennen sich die Wege. Esume begründete seinen Rückzug als Gesellschafter mit Bedauern: „So eine Entscheidung mitten in der Saison treffen zu müssen, ist nicht schön, aber insbesondere im Hinblick auf das mir entgegengebrachte Vertrauen der Teams, Gesellschafter, Geschäftspartner und allen voran der Fans, das nicht weiter enttäuscht werden darf, absolut notwendig.“

Die offene Rebellion der inzwischen neun Franchises gegen die ELF hat Esume hörbar zugesetzt. Als Hauptgründe für seine Demission nannte der gebürtige Hamburger „unüberbrückbare Differenzen bezüglich der Führung und der finanziellen Gestaltung der ELF mit deren Geschäftsführer Zeljko Karajica“ und „unterschiedliche Vorstellungen der künftigen Ausrichtung der ELF.“

Das Leistungsgefälle in der Liga habe der Marke ELF großen Schaden zugefügt, prangert die EFA an. Wichtige Informationen zu zentralen Einnahmequellen wie TV-Verträgen, Sponsoring oder Merchandising würden nicht offengelegt, beklagen die Mitglieder. Zudem würden Einnahmen teilweise verspätet oder gar nicht ausgezahlt. Die Gruppe kritisiert, dass die Franchises einen Großteil der operativen Kosten tragen, während die Liga zentrale Erlöse kontrolliere. Für wirtschaftlich schwächere Standorte gäbe es keine Unterstützung. Es sei eine Struktur entstanden, die sogar einzelne Standorte bevorzuge, insbesondere solche mit enger wirtschaftlicher Verbindung zum Ligaeigentümer.

Warum sollte man sich Tickets kaufen, um ein 60:0 oder 57:0 zu sehen? Die Liga ist so unattraktiv wie nie. Keine Franchise macht Gewinn und wir sind nicht mal nah dran
Thomas Kösling, Geschäftsführer von Frankfurt Galaxy

Eine schlecht vorbereitete Expansion der Liga von acht auf 16 Teams innerhalb von fünf Jahren hätte die Aufgabe einzelner Standorte und Insolvenzen begünstigt. „Warum sollte man sich Tickets kaufen, um ein 60:0 oder 57:0 zu sehen?“, fragt Thomas Kösling, Sportdirektor der Frankfurt Galaxy. Die Hessen sind mit Rhein Fire und den Vienna Vikings zwar eines der drei Teams mit den höchsten Zuschauerzahlen, schreiben aber keine schwarzen Zahlen. „Die Liga ist so unattraktiv wie nie. Keine Franchise macht Gewinn und wir sind nicht mal nah dran“, sagt Kösling.

Letztlich sieht die EFA in den wirtschaftlichen Voraussetzungen auch einen Grund für das schlechte sportliche Niveau einiger Franchises. „Investitionen in medizinische Betreuung und Organisation sind oft nicht möglich. Dies erhöht das Verletzungsrisiko für Spieler und mindert die sportliche Qualität“, so die EFA. Letztlich seien die wirtschaftlichen Probleme ein Problem aller Franchises, meint Martin Wagner, Geschäftsführer des amtierenden Champions Rhein Fire. Düster sehe es etwa für die Klubs aus, die Tickets für Spiele gegen die Cologne Centurions verkaufen wollen. „Da weiß jeder, wie das ausgeht.“

Zu den Forderungen der EFA zählen neben der Gewährleistung der vollen Transparenz über zentrale Verträge und Einnahmeströme eine faire, strukturierte Beteiligung der Franchises an den Ligaeinnahmen. Zudem sollen Interessenkonflikte und Eigentumsverhältnisse klar geregelt werden und Mechanismen zur Unterstützung wirtschaftlich schwächerer Standorte sowie der Aufbau einer partnerschaftlichen Ligastruktur entwickelt werden.

Die Priorität der EFA besteht nicht darin, die Liga zu spalten, sondern Reformen zu fördern. Unser Ziel ist es, den American Football in Europa zu stärken – nicht ihn zu spalten
Jaime Martin, Geschäftsführer der Madrid Bravos und Sprecher der European Football Alliance

„Die Priorität der EFA besteht nicht darin, die Liga zu spalten, sondern Reformen zu fördern. Unser Ziel ist es, den American Football in Europa zu stärken – nicht ihn zu spalten“, sagt Jaime Martin, Geschäftsführer der Madrid Bravos und einer der Sprecher der Allianz. Die neun Mitglieder der EFA meinen es mit ihren Forderungen bitterernst. Für den Fall, dass die Botschaft „Macht was, sonst sind wir weg“ nicht ankommt, hat das neue Bündnis Vorsorge getroffen. Beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) hat sich die EFA nicht nur als Marke angemeldet, sondern sich auch die Rechte an Waren und Dienstleistungen, wie Merchandising, Marketing und jede erdenkliche Form von Audio- und Videoverbreitung gesichert.

Unter welchem Dach ab 2026 europäischer Football gespielt wird, steht genauso in den Sternen, wie die Zukunft der wirtschaftlich angeschlagenen und sportlich abgehängten Centurions.