AmateurfußballArminia Köln ist das fairste Team der Stadt – und eines der schlechtesten

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Die SpVg Arminia 09 Köln (in blauen Trikots) ist Tabellenschlusslicht der Kreisliga D3. Aus zehn Spielen gab es erst einen Punkt, aber bereits 79 Gegentore.

Die SpVg Arminia 09 Köln (in blauen Trikots) ist Tabellenschlusslicht der Kreisliga D3. Aus zehn Spielen gab es erst einen Punkt, aber bereits 79 Gegentore.

Am 10. Spieltag der Fußball-Kreisliga D3 gab es für die Raderthaler die ersten Gelben Karten.

Die Tage der blütenreinen Weste sind bei der SpVg Arminia 09 Köln gezählt. Denn neben der fast schon obligatorischen Niederlage gab es für die Raderthaler am zehnten Spieltag der Fußball-Kreisliga D3 tatsächlich die ersten Gelben Karten.

Das Duell der Kellerkinder zwischen dem sieglosen Schlusslicht von der Fritz-Hecker-Straße und dem Tabellenvorletzten TFG Nippes 78 II war allerdings keine klassische Schlacht um wichtige Punkte. Der Gastgeber wurde auf seiner Bezirkssportanlage ohne viel Gegenwehr seiner Favoritenstellung gerecht und gewann mit 6:1. Bereits zur Pause (5:1) war die Begegnung entschieden.

SpVg Arminia 09 Köln blieb 871 Minuten ohne Gelbe Karte

Und dennoch war es kein Tag wie jeder andere, zumindest für die Arminia. Denn erstmals im bisherigen Saisonverlauf bekam die Mannschaft von Trainer Mohammad Reza Momenijou, nach 871 Minuten ohne Verwarnung, den gelben Karton vor Augen geführt.

Die Serie zum Reißen gebracht hatte Afrasiab Noroozi nach gut einer Stunde. Im Laufduell mit Oguzhan Eren Citak hatte der grauhaarige Linksverteidiger nicht unauffällig genug zugepackt, was dem strengen Blick des guten Unparteiischen Boris Kotur nicht entgangen war. Noroozi hatte mit der Karten-Premiere sichtbar zu kämpfen, obgleich alle Tore zu diesem Zeitpunkt längst gefallen waren. Eine zweite Gelbe Karte gegen sein Team folgte kurz vor dem Spielende.

Fußballerisch, unterhalb der Kreisliga D findet sich keine weitere Spielklasse, bot die Darbietung erwartungsgemäß eher Schonkost. Allerdings aufgrund einzelner Individualleistungen, die nicht zwingend etwas mit Fußball zu tun hatten, durchaus Unterhaltungswert – bei freiem Eintritt.

Arminia-Kapitän Keyvan Baei gönnt sich eine Halbzeit-Zigarette.

Arminia-Kapitän Keyvan Baei gönnt sich eine Halbzeit-Zigarette.

In dieser Kategorie glänzte Keyvan Baei. Der Kapitän der Arminia stach, neben Spielgestalter Mohammad Reza Babaei als feiner Linksfuß mit Ideen im Überfluss, als einziger Torschütze ebenso wie als Chancentod hervor. Ein Freigeist der alten Schule, der alles darf und nichts muss. Für seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 wurde er nach dem Pausenpfiff von der Ersatzbank mit Applaus bedacht. Als Belohnung gönnte sich der Mann mit der Rückennummer 7 eine Halbzeit-Zigarette. Ob sein Vorbild Mario Basler ist, war nicht zu ermitteln.

Der iranische Capitano, der ein leidenschaftlich und respektvoll auftretendes Team wortstark anführte, war es allerdings auch, der womöglich an der Merheimer Straße den einen oder anderen Bewohner aus dem Schlaf gerissen haben könnte. Seine Aufschreie nach handelsüblichen Zweikämpfen sprechen für gehobene Schauspielkunst. Ein Rettungshubschrauber wurde glücklicherweise nicht gebracht. Nach wenigen Augenblicken ging es für den sympathischen Alleinunterhalter stets weiter.

Spiel der Arminia ist körperlos und spaßbetont

In der Fairnesstabelle der Staffel 3 spielt die Arminia weiterhin in einer eigenen Liga. Das körperlose wie spaßbetonte Spiel der durchweg mit Iranern besetzten Mannschaft wird allem Anschein nach wohl unweigerlich zu einem inoffiziellen Titel führen. Der FSV Köln 99 II hat als zweitfairstes Team bereits neun Gelbe Karten. Roland Bürrig III und Calcio Colonia deren zehn.

Calcio Colonia hatte sich in der vergangenen Saison mit 24 Begegnungen mit insgesamt nur zehn Gelben Karten mit großem Abstand die Fairplay-Auszeichnung verdient. Ob ihres beinahe zweikampflosen Stils sprach kaum etwas dagegen, den Calcisti in Anlehnung an ihre Heimspielstätte den Titel der „Klosterschüler von der Martinusstraße“ zu vergeben.

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