Zigaretten im Socken, Zoff an der Seitenlinie„Kreisliga ist so geil“ – SW Köln III und Nippes liefern sich hitziges Duell

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Die Zigaretten immer in Reichweite: Schwarz-Weiß-Stürmer Gordon Wolff

Die Zigaretten immer in Reichweite: Schwarz-Weiß-Stürmer Gordon Wolff

In der Kölner Kreisliga C1 ging es beim Spiel in Vogelsang hoch her. Nicht nur ein Amateurfußball-Klischee wurde erfüllt.

Im Kölner Stadtteil Vogelsang ist die Vogelwelt zuhause. Die Auswahl ist reichhaltig. In keinem anderen Veedel ist mehr Gefieder angesiedelt. Ein Schlaraffenland für jeden Ornithologen. Vom Strandläufer über das Rotschwänzchen, die Silbermöwe und den Flamingo bis hin zum Kolkraben hat sich in Vogelsang ein Sammelsurium an Vogelarten auf den dortigen Straßenschildern verewigt. Mittendrin residiert der Sport-Club Schwarz-Weiß Köln von 1912.

Und auch hier geht es manchen Tagen vogelwild zu. So etwa am 22. Spieltag der Fußball-Kreisliga C, Staffel 1, an dem sich am Kolkrabenweg die ganz in weiß gewandete dritte Mannschaft von Schwarz-Weiß und die in roten Jerseys gekleideten Freizeitkicker der Turn- und Fechtgemeinde (TFG) Nippes von 1878 gegenüberstanden. Mittendrin war Schiedsrichter Mustafa Kisikyol, der im Dauertalk von Spielern und Trainern wahrlich nicht zu beneiden war. In Anbetracht des nicht enden wollenden Kommunikationsbedarf für Nebensächlichkeiten, fühlt sich das spärliche Sonntagshonorar für die Spielleitung wie ein schlechter Witz an.

Beste Unterhaltung dank Trainer-Zoff

Denn bevor auf dem Kunstrasenplatz in sportlicher Hinsicht bis auf eine Vielzahl von Abseitsstellungen überhaupt irgendetwas Nennenswertes passiert war, hatten die beiden Übungsleiter schon den ersten verbalen Schlagabtausch hinter sich. „Simon (Zinser; d. Red.), lass‘ ihn reden“, warf 78-Coach Mustafa Cakmak seinem Spieler nach einem Zweikampf wohl zur Senkung des Adrenalinspiegels zu. Die Retourkutsche folgte binnen des Bruchteils einer Sekunde. „Jetzt setz‘ dich endlich hin. Der Einzige, der hier redet, bist du“, schmetterte Schwarz-Weiß-Trainer Patrick Frere dem Gästetrainer entgegen. Beste Unterhaltung also – bei freiem Eintritt.

Gesendet wurde natürlich weiterhin. Ohne Unterlass. In der Kreisliga C ist für Showelemente gesorgt. Auf den Punkt brachte das nach einer turbulenten Schlussphase mit dem besseren Ende für seine Mannschaft der an diesem Tag glücklose Schwarz-Weiß-Stürmer Gordon Wolff. „Kreisliga ist so geil“, so der 25-Jährige, der seine Zigaretten wie die St. Pauli-Legende Walter Frosch im Winter seiner Karriere in den Socken immer bei sich trug. „Wir lieben Gordon. Aber er ist total verpeilt“, so Trainer Frere über seine schlaksige Offensivkraft.

Patrick Frere, Trainer von Schwarz-Weiß Köln III

Patrick Frere, Trainer von Schwarz-Weiß Köln III

Frank Ordenewitz trifft „Captain Ahab“

Rikus Meyer sorgte in Nippes‘ Abwehrreihe für deutlich mehr Unruhe. Der Linksfuß erinnerte in seinem Laufstil an den ehemaligen Kölner Profi Frank Ordenewitz (58). Gerader Oberkörper, kleine Schritte. Meyers Bartarchitektur wies indes Ähnlichkeiten zu „Captain Ahab“ alias Gregory Peck (1916 bis 2003) auf. Der US-Schauspieler spielte in dem Filmklassiker in einer seiner Paraderollen den Kapitän des Walfangschiffes auf der Suche nach „Moby Dick“.

Nach den Schwarz-Weiß-Treffern von Melih Öztürk (55.) und den starken Manuel Frere (61.) ging es zwar nicht um Leben und Tod, aber immerhin hoch her. Die Gemüter kochten. Vor allem Freres Kapitän Marc Bank, der das 2:0 sehenswert vorbereitet hatte, war längst nicht mehr im grünen Bereich. Erst sein fehlerfreier Torwart Burak Taskiran holte den Vogelsanger Leader zurück ins Jetzt. Nach mehrminütiger Pause, klaren Ansagen des Unparteiischen und vier Gelben Karten, je zwei pro Seite, war der Spuk vorbei.

Ein wichtiger Sieg für Schwarz-Weiß im Kampf um den Klassenerhalt

Von Nippes, das zuvor schon dreimal Aluminium getroffen, weitere unzählige Male das Abseits aufgesucht und allerbeste Chancen ausgelassen oder an Schwarz-Weiß-Innenverteidiger Samba Kymole aus dem Senegal und Torhüter Taskiran förmlich die Zähne ausgebissen hatte, blieb es nach dem 3:2-Sieg im Hinspiel ein gebrauchter Tag. Mit dem Treffer zum 3:0 (0:0) durch den eingewechselten Karlo Kroflin (73.), der vom linken Strafraumeck mit aller Präzision das rechte Toreck suchte und fand, war die Begegnung gelaufen. Es war der fünfte Saisonsieg für Freres Team und ein wichtiger im Kampf um den Klassenerhalt.

Und das obwohl Schwarz-Weiß Köln auf Henry Veil hatte verzichten müssen. Der 24-jährige Stürmer belegt in der Torjägerliste der Kreisliga C, Staffel 1, mit 19 Treffern den zweiten Platz. Ihn plage eine Mandelentzündung, wie er am Spielfeldrand verriet. In ein paar Tagen sei er wieder zurück. Vogelsang werde er die Treue halten. Ein Klubwechsel komme für ihn nicht infrage.

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