Kreisligist aus Weidenpesch1. FSV Köln 1899 träumt von einer Rückkehr zur Rennbahn

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Blick aufs Büdchen am Kunstrasenplatz des 1. FSV Köln 1899

Blick aufs Büdchen am Kunstrasenplatz des 1. FSV Köln 1899

Die dritte Mannschaft der Weidenpescher eilt in der Kreisliga D4 von Sieg zu Sieg. Vom größten Triumph kann derzeit aber nur geträumt werden.

Beim 1. FSV Köln 1899 III gibt es wichtigere Dinge als den sportlichen Erfolg. „Nach dem Training und den Spielen gehört das Bierchen und das Beisammensein doch einfach dazu. Wir leben und genießen dieses Miteinander in vollen Zügen. Das macht uns aus. Dafür stehen wir“, meint Sascha Kröber. Ergebnisse seien doch vergänglich, findet der 39-Jährige, der Geschäftsführer, Spieler der dritten Mannschaft und ganz nebenbei auch noch Trainer der Bambini ist.

Auch wenn nicht zwingend auf Sieg getrimmt, spielen sich die Weidenpescher in der Fußball-Kreisliga D manchmal in einen regelrechten Rausch. Am 29. Spieltag der Staffel 4 etwa feierten sie den siebten Sieg in Serie, als sie den designierten Meister von DJK Roland West III nach allen Regeln der Kunst vorführten und mit 7:0 auf die Heimreise ins nahegelegene Ossendorf schickten.

Erdim Ceviz glänzt beim Kantersieg gegen Roland West III

Der gute Schiedsrichter Batuhan Koc (23) aus Köln-Mülheim, der seit sechs Jahren Spiele leitet, hatte mit der fairen Partie keine Mühe. „Das alles im Rahmen des Erlaubten bleibt, ist doch das Wichtigste überhaupt“, meint Kröber. Negativschlagzeilen gebe es schließlich mehr als genug. „Das muss sich ändern.“

Für die überragenden Momente beim Kantersieg über den kommenden C-Kreisligisten sorgte einmal mehr Erdim Ceviz. Der quirlige und kaum zu stellende Offensivspieler erzielte den Führungstreffer selbst und war an der Entstehung der weiteren Treffer fast durchweg beteiligt. Seine Qualitäten seien bekannt und Interessenten gebe es reichlich, so Kröber.

Den Zuschlag bekomme allerdings Jahr für Jahr die FSV-Familie. Das sage schon einiges, findet Kröber. Drei Treffer erzielte Fabian Ganswindt, der sein Torekonto damit auf 22 erhöhte. Roland-Stürmer Simeon Reksztat, mit 25 Treffern Führender der Torjägerliste, blieb an diesem Tag nur die Statistenrolle.

Zweite Saisonniederlage für Roland West III

Für Roland III um den irgendwie ratlosen Trainer Klaus Rath war es erst die zweite Saisonniederlage. Selbst der Griff zur Taktiktafel in der ersten Trinkpause, es stand bereits 0:3, verpuffte. Die bislang einzige Niederlage lag vor diesem Spiel über ein halbes Jahr zurück und datierte vom 13. November beim 1:2 gegen Calcio Colonia.

Ein zumindest in zweierlei Hinsicht bemerkenswerter Vorgang: Calcio Colonia verzichtet nämlich grundsätzlich auf jede Form von Trainingseinheiten und führt dank des beinahe körperlosen Spiels auch noch die Fairplay-Wertung mit nur zehn gelben Karten souverän an. Die Calcisti aus Auweiler-Esch haben sich den inoffiziellen Titel als „Klosterschüler von der Martinusstraße“ somit redlich verdient.

Wie dem 1. FSV Köln 1899 von Mario Moritz und Jakob Zoll der Coup gegen Roland III überhaupt gelingen konnte, erklärte Kröber auf recht trockene Art: „Vielleicht haben sie keine 100 Prozent gegeben. Und wir können schon ein bisschen kicken und haben halt einen guten Tag erwischt.“

Trainer Sascha Kröber hilft in der Innenverteidigung aus – Zur Not auch im Tor

Schon im Hinspiel war der FSV beim 1:2 nahe dran. „Dann sind wir wohl der Angstgegner. Zumindest aber sind wir für Roland immer ein unangenehmer Gegner.“ Nach überstandener Schleimbeutelentzündung reihte sich Kröber als Innenverteidiger ab der 55. Minute nahtlos in die Abwehrreihe ein. Wenn Not am Mann sei, stelle er sich aber auch ins Tor.

Das Ziel sei es, mit einem weiteren Sieg, es wäre der achte in Serie, in die Sommerpause zu gehen. Im letzten Saisonspiel in Raderthal (Sonntag, 13 Uhr) besteht hierzu die Möglichkeit. Den Blick richtet Kröber, der als Fahrer bei den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieben seinen Teil zur Sauberkeit in der Domstadt beiträgt, bereits auf die nächste Spielzeit. „Seit über einem Jahrzehnt spielen wir in dieser Besetzung zusammen. Wir stellen fast durchweg Spieler, die über 30 Jahre sind. Es muss und wird einen Umbruch geben.“

Beim 1. FSV Köln 1899 III steht ein Umbruch an

Patrick Schwarz und Klaus Trimborn würden ihre aktive Laufbahn beenden. Eine Blutauffrischung sei notwendig. In diesem Zusammenhang sei es ihm wichtig, die Jugendlichen beim Übergang in den Herrenfußball zu begleiten. „Es liegt an uns, diesen Klub mit Leben zu füllen und auf die Zukunft vorzubereiten.“

Zu der eines Tages vielleicht auch die Rückkehr ins ehemalige Stadion des einstigen VfL 1899 Köln mit der ältesten Tribüne Deutschlands in unmittelbarer Nähe zur Pferderennbahn gehören könnte. „Das wäre ein Traum. Wenn ich im Lotto den Sechser mit Zusatzzahl hätte, würde ich diesen historischen Ort wieder auferstehen lassen.“

Bereits seit vielen Jahren ist die baufällige Ruine gesperrt. Der Zahn der Zeit nagt zusehends an dem Ort, an dem auch Szenen zum Kinofilm um „Das Wunder von Bern“ gedreht wurden. Derzeit dient die Platzanlage einem großen Online-Versandhändler als Parkraum.

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