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LeichtathletikKölner Hochspringer Potye glänzt – Sprinter Hartmann bangt um WM-Teilnahme

3 min
Tobias Potye

Tobias Potye darf in Heilbronn erneut jubeln: Das Hochsprung-Ass der Cologne Athletics lässt sogar zwei Olympiasieger hinter sich. 

Tobias Potye von den Cologne Athletics gewinnt das Meeting in Heilbronn. Sprinter Joshua Hartmann läuft seiner Bestform hinterher.

Die Anspannung der Zuschauer entlud sich in einem explosiven Jubelschrei, während Tobias Potye demonstrativ die Faust ballte. Der Athlet der Cologne Athletics war soeben im dritten Versuch über 2,27 Meter gefloppt – und sicherte sich so den Sieg beim Hochsprung-Meeting in Heilbronn. Denn der amtierende Olympiasieger Hamish Kerr (Neuseeland) scheiterte anschließend ebenso an der besagten Höhe wie zuvor bereits Hallen-Vizeeuropameister Jan Stefela (Tschechien). Auch wenn Potye die Krönung (über 2,30 Meter) verwehrt blieb, genoss er die Champagnerdusche mit einem breiten Lächeln.

„Ein solch großes Meeting habe ich noch nie gewonnen“, sagte der 30-Jährige hinterher. „Schon beim Einspringen habe ich gemerkt: Da geht heute richtig was.“ Und sein Bauchgefühl sollte den Deutschen Meister nicht trügen, denn auf dem Marktplatz im Herzen von Heilbronn überflügelte er nicht bloß die nationale Konkurrenz um den DM-Zweiten Falk Wendrich vom LAZ Soest (5./2,20 m) und den Leverkusener Mateusz Przybylko (8./2,15). Neben Kerr (2,24) und Stefela (2,24) wies Potye auch den Italiener Gianmarco Tamberi (4./2,20) in die Schranken – und damit einen weiteren Olympiasieger (2021, Tokio).

Schon beim Einspringen habe ich gemerkt: Da geht heute richtig was
Tobias Potye, Hochspringer der Cologne Athletics

Teamkollegin Imke Onnen hatte einen Tag zuvor ebenfalls ein starkes Zeichen gesetzt, nämlich mit einer persönlichen Bestleistung. Nachdem die deutsche Vizemeisterin bereits in Essen die direkte WM-Norm (1,97) abgehakt hatte, legte sie in Heilbronn noch einen drauf: Im zweiten Versuch floppte die CA-Athletin über 1,98 Meter – und quittierte ihre Freude mit ausgelassenen Jubelsprüngen.

Nach ihrem Fehlversuch über 1,96 Meter hatte Onnen gepokert und auf zwei weitere Anläufe verzichtet, um sich ihre Kraft für die nächste Höhe aufzusparen. Der Plan sollte aufgehen: Bei ihrem zweiten und alles entscheidenden Versuch über 1,98 Meter wackelte die Latte zwar ordentlich, doch sie blieb liegen.

Nur eine Athletin stahl Onnen die Show, nämlich Dauerrivalin Christina Honsel. Die DM-Siegerin war ebenfalls im zweiten Anlauf über 1,98 Meter gefloppt und sollte anschließend für den größten Moment des Tages sorgen: Während sich Onnen an der Zwei-Meter-Marke die Zähne ausbiss, meisterte die Wattenscheiderin im letzten Versuch die magische Höhe. Eine Höhe, die hierzulande seit 2017 (Marie-Laurence Jungfleisch) keine Frau mehr bezwungen hatte. Damit ließ das deutsche Duo die starke Konkurrenz um die Polin Maria Zodzik (3./1,96) und die australische Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Eleanor Patterson (4./1,96) hinter sich.

Joshua Hartmann vom ASV Köln bangt um WM-Teilnahme

Während die beiden Hochsprung-Asse der CA also offensichtlich bereit sind für die WM in Tokio (13. bis 21. September), droht Joshua Hartmann den Saisonhöhepunkt zu verpassen. Der 100-Meter-Sprinter des ASV Köln landete beim Meeting in Rhede zwar vor seinen Teamkollegen Marvin Schulte (4./10,30 sec) und Chidiera Onuoha (6./10,47), doch als Dritter (10,27) verpasste er auch diesmal die DLV-Bestätigungsnorm (10,12).

Im Gegensatz zum Sieger Owen Ansah vom Hamburger SV (10,11), der angesichts seiner Top-40-Platzierung im (bereinigten) World Ranking nun beide Voraussetzungen für eine WM-Nominierung erfüllt. Bei 48 zu vergebenen Startplätzen liegt Hartmann in der besagten Weltrangliste nur auf Rang 57. Die Direkt-Norm (10,00) hakte hierzulande nur der Hamburger Lucas Ansah-Peprah ab.

Joshua Hartmann (rechts)

100-Meter-Sprinter Joshua Hartmann (rechts) vom ASV Köln lässt seinen Teamkollegen Chidiera Onuoha zwar hinter sich, doch die WM-Norm verpasst er erneut.

„Die WM-Teilnahme über 100 Meter ist damit vom Tisch“, sagte Hartmanns Trainer Jannik Engel. Dabei war sein Schützling in Clermont (USA) so verheißungsvoll in die Saison gestartet (10,13), ehe ihn eine Infektion ausbremste. „Jetzt starten wir am Samstag in Leuven (Belgien, Anm. d. Red.) einen letzten Versuch, nämlich über 200 Meter.“ Über diese Distanz liegt der Kölner im World Ranking zwar nach wie vor auf WM-Kurs (41.), doch an die DLV-Bestätigungsnorm (20,35) kam der deutsche 200-Meter-Rekordhalter bislang angesichts einer Saisonbestleistung von 20,63 Sekunden nicht annähernd heran. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Engel. „Für einen Ausreißer nach oben ist Joshi immer gut.“