Nach der Partie zwischen 1878 Nippes und Makkabi Köln werfen sich die Teams gegenseitig schwere Beleidigungen vor.
AmateurfußballMakkabi Köln berichtet von gewalttätigem Antisemitismus in der Kreisliga

Makkabi Köln beklagt antisemitische Vorfälle in der Kreisliga D.
Copyright: IMAGO/Niklas Heiden
Der Kölner Amateurfußball wird von einem Antisemitismus-Verdacht überschattet: Beim Spiel der Kreisliga D zwischen der zweiten Mannschaft der TFG 1878 Köln-Nippes und dem TuS Makkabi Köln soll es am Sonntag „zu massiven antisemitischen und gewalttätigen Übergriffen auf Spieler von TuS Makkabi Köln“ gekommen sein. Diesen Vorwurf erhob der Dachverband Makkabi Deutschland e.V. am Mittwochvormittag in einer Stellungnahme in den sozialen Netzwerken. Weiter heißt es: „Während und nach dem Spiel wurden unsere Spieler aufs Übelste beleidigt. Zwei Spieler wurden angespuckt, andere nach Abpfiff körperlich attackiert – gewürgt, geschlagen, an den Haaren gezogen. Ein Zuschauer schlug einem unserer Spieler ins Gesicht.“ Nippes wiederum wirft Makkabi rassistische Äußerungen vor.
Makkabi Köln: „Erschütternd und beschämend“
Das Spiel fand auf der Bezirkssportanlage in Nippes statt. Makkabi Köln hatte das Spiel in der untersten organisierten Fußballliga mit 7:2 für sich entschieden. Doch der Sport rückte an diesem Nachmittag in den Hintergrund. „Wir werten diese Taten nicht nur als schwere körperliche Angriffe, sondern als gezielte antisemitische Gewalt – gegen unsere Spieler, unseren Verein und das jüdische Leben im deutschen Sport“, hieß es von Makkabi Deutschland. Besonders seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 wirke der Fußball „wie ein Brennglas für gesellschaftlichen Hass“.
Witek Krymalowski, Vorsitzender des TuS Makkabi Köln, ließ mitteilen: „Was wir am Wochenende in Köln erlebt haben, war erschütternd und beschämend. Antisemitische Beleidigungen, körperliche Angriffe und offene Gewalt haben mit fairem Sport nichts mehr zu tun. Köln ist eine weltoffene Stadt – aber dieser Vorfall zeigt, wie dringend wir konsequentes Handeln und Schutz jüdischen Lebens auch hier brauchen. Wir erwarten, dass der Verband klar Stellung bezieht und dass diejenigen, die unsere Spieler attackiert haben, konsequent bestraft werden.“ Zudem sei der Schiedsrichter „nicht ausreichend eingeschritten“. Inzwischen habe Makkabi Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln erstattet, das Sportgericht des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) angerufen und die Antisemitismusbeauftragte von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann, informiert.
Nippes spricht von anti-muslimischen Gewaltfantasien
Unsere Redaktion sprach nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe mit dem Abteilungsleiter Fußball bei der TFG Nippes, Cengiz Kirat. Der Funktionär zeigte sich überrascht aufgrund der Beschuldigungen, wollte sich jedoch noch nicht äußern. Zunächst solle es ein Gespräch mit Verantwortlichen Makkabi Kölns geben.
Bei Instagram gibt es einen Auftritt der zweiten Mannschaft der TFG. Dort wurde am Mittwoch ein Statement als Story veröffentlicht. „Bevor uns hier was vorgeworfen wird, sollte man eher bedenken, was für Aussagen von der Gegnermannschaft kamen“, hieß es dort. So soll es drastische anti-muslimische Beleidigungen und Gewaltfantasien gegeben haben. Von Nippes hieß es, dass man einer der multikulturellsten Vereine Kölns sei, „wir sind bekannt dafür, dass das familiäre Gefühl hier stimmt und viele auch aufgrund des familiären Umgangs zurückkommen.“ Zu den Rassismus-Vorwürfen von Nippes erklärte der Makkabi-Vorsitzende Krymalowski, dass es diese Beleidigungen „nicht gegeben“ habe.
Der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) hat sich bislang nicht zu den Vorfällen geäußert. Jedoch dürfte aufgrund der Schwere der Vorwürfe ein Verfahren eröffnet werden.