Amateurvereine sollen 700 Prozent mehr zahlenSporttotal erhöht Preise für Streaming drastisch – So reagieren Kölner Klubs

Lesezeit 3 Minuten
Eine der neuen 5G-Kameras von Sporttotal, die mit der Telekom kooperieren.

Eine der neuen 5G-Kameras von Sporttotal, die mit der Telekom kooperieren.

Der Kölner Streaming-Anbieter wird deutlich teurer, bietet dafür eine verbesserte Technik. Die Amateurvereine sind skeptisch.

Seit 2017 kooperiert der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf Amateurebene mit dem Kölner Streaming-Anbieter Sporttotal.tv. Ziel war es, den kleinen Vereinen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen – mittels Liveübertragungen der Amateurspiele im Internet. Die dazu nötige Technik stellt Sporttotal. Bislang zahlen die Amateurklubs 118,80 Euro pro Saison.

Die Umsetzung ist vergleichsweise simpel: Eine automatisierte Kamera überträgt das Spiel im Livestream. Die Zuschauer können die Spiele kostenlos auf dem Rechner, Tablet oder Smartphone verfolgen. Doch hat die Technik ihre Tücken. Bei schnellen Angriffen oder Bewegungen abseits des Platzes kommt es vor, dass die festinstallierte Kamera das Spielgeschehen aus dem Fokus verliert und wild durch die Gegend schwenkt.

Sporttotal bietet neue Kamera-Technik

Eine neue Technik soll diese Probleme zur kommenden Saison beseitigen, das Kölner Unternehmen verspricht neue Hard- und Software. „Um Sporttotal zu einem noch hochwertigeren Angebot für die Fußballvereine in Deutschland ausbauen zu können, haben wir unsere Strategie überarbeitet und werden die Berichterstattung zukünftig im Rahmen einer Technologiepartnerschaft mit der Deutschen Telekom auf ein neues Level heben“, heißt es in einem Brief von Geschäftsführer Peter Lauterbach an die Vereine. Unter anderem soll es eine Panorama-Kamera für taktische Analysen der Trainer geben.

Als kleiner Verein müssen wir gucken, dass wir das Geld zusammenhalten
Wolfram Schmidl, Geschäftsführer von Borussia Lindenthal-Hohenlind

Doch hat dieses Upgrade seinen Preis: Statt der bisher 118,80 werden künftig 838,80 Euro fällig – ein Plus von fast 700 Prozent. Die alten Kameras werden nach der laufenden Saison abgebaut, die alten Verträge wurden seitens Sporttotal gekündigt. Wer nach wie vor Livestreams seiner Heimspiele anbieten will, muss den neuen Preis akzeptieren.

„Aktuell wohl zu teuer“ für SpVg Wesseling-Urfeld

Auch in Köln und Umgebung nutzen Vereine die Sporttotal-Technik – und wurden von der heftigen Preiserhöhung überrascht. „Das ist schon exorbitant teuer geworden“, sagt Patrick Landwehr, Vorsitzender der SpVg Wesseling-Urfeld aus dem Rhein-Erft-Kreis.

Der Mittelrheinligist hatte bislang sogar zwei Kameras installiert, eine für den Rasenplatz, eine für den Kunstrasen. „Natürlich ist die Technik besser geworden. Aber ist so etwas im Amateurbereich notwendig? Ich glaube, dass kaum ein Trainer die Analyse-Technik nutzen würde. Ich bin skeptisch bei Preis-Leistungsverhältnis“, sagte Landwehr. „Wir sind noch in der Findungsphase. Aktuell ist es aber wohl zu teuer, ich hoffe, dass Sporttotal noch umschwenkt.“

Lindenthal-Hohenlind und Deutz 05 haben sich noch nicht entschieden

Der Kölner Landesligist Borussia Lindenthal-Hohenlind hat ebenfalls noch nicht entschieden, ob er Kunde von Sporttotal bleibt. „Der neue Preis ist natürlich eine Hausnummer, gerade, weil aktuell so viel teurer wird. Als kleiner Verein müssen wir gucken, dass wir das Geld zusammenhalten“, sagt Geschäftsführer Wolfram Schmidl. Die Entscheidung soll in Kürze bei einem Vorstandstreffen fallen. „Wir gehen da ergebnisoffen rein.“

Auch Sascha Schatterjan, Klubchef des Landesligisten SV Deutz 05, zeigt sich von der Kostenexplosion wenig begeistert. Er kündigte an, bei der nächsten Vorstandssitzung über die Zukunft von Sporttotal beim Verein zu entscheiden.

Germania Zündorf nutzt verbesserte Technik bereits

Beim Bezirksligisten Germania Zündorf ist man hingegen angetan vom Sporttotal-Abo. Der Klub aus Porz hat schon heute die neue, teurere Unternehmens-Technik und kann auf eine modernere Kamera zugreifen. „Es ist alles super“, sagt der Vereinsvorsitzende Winfried Mudrack. Unter anderem würde der Trainer das Videomaterial zur Spielvorbereitung nutzen.

Jonas Prigge, Mediendirektor von Sporttotal, sagt: „Wir haben in den letzten sieben Jahren viel Aufwand und Geld in den deutschen Amateurfußball investiert. Das war und ist ja eine riesige Infrastrukturmaßnahme, überall die Voraussetzung zum Streamen zu schaffen. Unser Ansatz war und ist immer noch, den Vereinen dabei zu helfen, mit der Digitalisierung selbst Geld zu verdienen.“

KStA abonnieren